Wiesbaden. Der Wiesbadener Pianist und Komponist Christof Sänger erhält den Hessischen Jazzpreis des Jahres 2021. Das gab Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn heute in Wiesbaden bekannt. Der jährlich vergebene Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Der Termin für ein Preisträgerkonzert steht noch nicht fest.
Entspannte Selbstverständlichkeit
„Die entspannte Selbstverständlichkeit, mit der Christof Sänger seine herrlichen Improvisationen spielt, fasziniert mich sehr“, sagte Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Er integriert beinahe alle Stile des Jazz in seine Arbeit; seine Innovation entsteht aus der Reflektion der Vergangenheit, aus der Mischung genial interpretierter Standards und Eigenkompositionen. Ich bin sehr froh, einen so großartigen Musiker wie Christof Sänger in Hessen zu wissen und gratuliere ihm herzlich zum Hessischen Jazzpreis. Der Jazzjury danke ich für ihr bemerkenswertes Votum.“
Wandlungsfähiger Musiker
„Christof Sänger ist ein ‚versatile musician‘, wie man im Amerikanischen anerkennend zu sagen pflegt – ein wandlungsfähiger Musiker“, heißt es in der Begründung der hessischen Jazzjury, „vielseitig, beweglich und anpassungsfähig, dabei immer auf höchstem Niveau. Sein Spiel entfaltet die notwendige Geschmeidigkeit in der souveränen Begleitung großer Stilisten – etwa des legendären Tenoristen Ernie Watts – oder die virtuose Lässigkeit der großen Stride-Pianisten wie Fats Waller oder James P. Johnson genauso wie die akustische Verschrobenheit des New-Orleans-Jazz, zum Beispiel wenn Sänger in der legendären Frankfurter Barrelhouse Jazzband die Tasten bedient. Was auch immer Christof Sänger macht, es ist Klavierkunst auf höchstem Niveau. Wir finden, dieser Künstler, der seine hessischen Wurzeln nie vergessen hat, ist ein würdiger Hessischer Jazzpreisträger 2021.“
Musik in Mainz studiert
Christof Sänger studierte von 1984 bis 1989 an der Universität Mainz Musik. Er spielte frühzeitig in Jazz-Combos und im Landesjugendjazzorchester Hessen, aber auch in kammermusikalischen Formationen. Er arbeitete ab 1990 mit so unterschiedlichen Musikern wie Dusko Goykovich, Sunny Murray, Daniel Guggenheim oder Hermeto Pascoal. Mit seinem Trio (mit dem Bassisten Christian von Kaphengst und Schlagzeuger Heinrich Köbberling) spielte er u. a. das mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnete Album „Chorinho“ (1992) ein. Er trat daneben auch mit Richie Cole, Bill Saxton oder Allan Praskin auf. Seit 1996 hat er eine internationale Ausgabe seines Trios mit George Mraz und Al Foster. Er arbeitete auch mit Keith Copeland, Tom Nicholas, Peter Weniger und Peter Fessler, stellte 1998 seine Gruppe Cuban Fantasy mit Sandro und Giovanni Gulino vor und wurde 1999 Mitglied der Gruppe von Ernie Watts, mit dem er 2001 und 2003 Platten veröffentlichte. Er spielte auch mit Paquito D’Rivera und dem hr-Jazzensemble. Nachdem er 2003 Solokonzerte in Japan gegeben hatte, legte er für eine weitere Tournee 2004 eine japanische Ausgabe seines Trios auf. Seit 2010 ist er als Pianist der Barrelhouse Jazzband aktiv. Mit Lindy Huppertsberg und Tobias Schirmer spielt er zudem im Trio Classic Affairs.
Preis zur Förderung der Jazzmusik
Den Hessischen Jazzpreis hat die Landesregierung 1990 zur Förderung und Entwicklung der Jazzmusik gestiftet. Er soll Musikerinnen und Musiker, Ensembles oder dem Jazz verbundene Persönlichkeiten für ihre musikalischen Leistungen oder für besondere Verdienste um die Entwicklung der hessischen Jazzszene auszeichnen. Über die Vergabe entscheidet eine unabhängige Jury.