Minister Gremmels und Naomi Beckwith

documenta

Die documenta gilt als die weltweit größte und renommierteste Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Alle fünf Jahre wird Kassel zum Dreh- und Angelpunkt von Kunstinteressierten aus dem In- und Ausland. Die documenta 16 findet vom 12. Juni bis 19. September 2027 in Kassel statt.

Der Kasseler Maler und Akademieprofessor Arnold Bode versuchte 1955, durch eine "Präsentation der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts" Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder in einen Dialog mit der Welt zu bringen und in das internationale Kunstgeschehen einzubeziehen. Mit Hilfe der von ihm gegründeten Gesellschaft Abendländischer Kunst des XX. Jahrhunderts e. V. präsentierte er im zerstörten Museum Fridericianum die von den Nationalsozialisten als entartet diffamierte und bis dahin in Deutschland so nie gezeigte klassische Moderne.

Die erste documenta war eine Retrospektive mit Arbeiten aller bedeutenden Gruppierungen (Fauvismus, Expressionismus, Kubismus, Blauer Reiter, Futurismus) und genialer Einzelgänger wie Pablo Picasso, Max Ernst, Hans Arp, Henri Matisse, Wassily Kandinsky oder Henry Moore. In diesem Durchgang durch die Kunstgeschichte der ersten 50 Jahre des Jahrhunderts wurden neben den Klassikern der Moderne auch die deutschen Begründer der modernen Kunst wie Klee, Schlemmer oder Beckmann vorgestellt. Ein enormer Nachholbedarf an Informationen veranlasste 130.000 Besucher, zu dieser Werkschau, die Retrospektive und auch Forum aktueller Kunst war, nach Kassel zu kommen.

Neue Leitung für jede Ausstellung

Durch den unerwarteten Erfolg ermutigt, plante Bode für 1959 eine zweite Ausstellung und installierte damit den Ausstellungszyklus der Kasseler documenta, die seit 1959 durch eine GmbH mit den Gesellschaftern Stadt Kassel und Land Hessen organisiert wird. Bis zur documenta 4 im Jahr 1968 leitete Arnold Bode zusammen mit renommierten Kunsthistorikern wie Werner Haftmann, Will Grohmann, Werner Schmalenbach und Max Imdahl die Ausstellung, die immer mehr zum Seismographen aktueller Kunstentwicklungen wurde. Mit Harald Szeemann als „Generalsekretär” begann 1972 ein neues Konzept der Ausstellungsleitung.

Eine internationale Jury beruft im Auftrag des Aufsichtsrates der documenta GmbH zu jeder Ausstellung einen neuen künstlerischen Leiter, 1997 zum ersten Mal mit Catherine David eine Ausstellungsleiterin. Jede documenta war geprägt von der Idee und dem persönlichen Konzept eines einzelnen Ausstellungskurators und wurde somit nicht nur ein Forum für die aktuellen Tendenzen der Gegenwartskunst, sondern auch ein Ort innovativer und Maßstäbe setzender Ausstellungskonzepte.

Neuaufstellung nach der d15

Im Anschluss an die documenta fifteen war die METRUM Managementberatung GmbH, München beauftragt worden, eine umfassende Organisationsuntersuchung der documenta gGmbH durchzuführen, deren Ergebnisse öffentlich einsehbar sind. Auf Basis der Ergebnisse hatte der Aufsichtsrat der Gesellschafterversammlung Empfehlungen ausgesprochen.  Diesen folgend, haben die Gesellschafter den Gesellschaftsvertrag überarbeitet. Im Rahmen der Überarbeitung wurden auch die Mustersatzungen der Gesellschafter sowie der Public Corporate Governance Kodex PCGK des Landes Hessen berücksichtigt.  Der Aufsichtsrat hat im Umlaufverfahren den Beschluss gefasst, der Gesellschafterversammlung zu empfehlen, den Entwurf des Gesellschaftsvertrages zu beschließen.  

Die Stadtverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am 11. November 2024 eine Änderung des Gesellschaftervertrags der documenta und Museum Fridericianum gGmbH beschlossen. Wichtigste Punkte darin sind die Einrichtung eines Wissenschaftlichen Beirats sowie die Erweiterung des Aufsichtsrates der Gesellschaft. Dieser soll als Instanz zur fachlichen Beratung und Unterstützung des Aufsichtsrats und der Geschäftsführung dienen. Das Gremium soll aktuelle gesellschaftliche und wissenschaftliche Diskurse aufgreifen, die fachlich‐kuratorische Vernetzung der documenta gGmbH fördern sowie inter­nationale, weltöffnende und plurale Perspektiven einbringen.

Eine weitere beschlossene Änderung ist die Erweiterung des Aufsichtsrats der Gesellschaft um drei zusätzliche Mitglieder: um zwei Vertreter der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie um die vorsitzende Person des Wissenschaftlichen Beirats als nicht stimmberechtigtes Mitglied.

Naomi Beckwith ist künstlerische Leiterin der documenta 16

Für die Findungskommission der documenta 16 konnten sechs herausragende internationale Expertinnen und Experten der zeitgenössischen Kunst gewonnen werden, die der Aufsichtsrat auf Vorschlag der Geschäftsführung einstimmig berufen hat. Die Kommission setzt sich zusammen aus Yilmaz Dziewior, Sergio Edelsztein, N'Goné Fall, Gridthiya Gaweewong, Mami Kataoka, und Yasmil Raymond. Die Findungskommission hat die Aufgabe, wegweisende Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kunst einzuladen, sich mit einem Konzept um die Künstlerische Leitung der documenta 16 in Kassel zu bewerben und aus den präsentierten Einreichungen das vielversprechendste Format für die Umsetzung auszuwählen. 

Im Dezember 2024 wurde die Künstlerische Leitung der kommenden documenta 16 verkündet: Naomi Beckwith wurde von der internationalen Findungskommission ausgewählt und vom Aufsichtsrat berufen. Naomi Beckwith ist stellvertretende Direktorin und Jennifer & David Stockman‐Chefkuratorin am Solomon R. Guggenheim Museum and Foundation in New York. Dort betreut sie Sammlungen, Ausstellungen, Publikationen, kuratorische Programme und Archive und verantwortet die strategische Ausrichtung innerhalb des internationalen Netzwerks der angegliederten Museen.

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