Eine Person trägt eine mit Kabeln verbundene Maske.

Die Exzellenzstrategie in Hessen

Die Exzellenzstrategie ist der wichtigste Forschungswettbewerb für Universitäten.

Mit der Exzellenzstrategie stärken Bund und Länder die universitäre Spitzenforschung. Gefördert werden Exzellenzcluster zu bestimmten Forschungsfeldern und Exzellenzuniversitäten als strategische Unterstützung herausragender Universitätsstandorte.

Die Exzellenzstrategie besteht aus zwei Teilen (Förderlinien): Den Exzellenzclustern und den Exzellenzuniversitäten.

Die Exzellenzcluster

Mit den Exzellenzclustern fördern Bund und Länder international wettbewerbsfähige Forschungsfelder in Universitäten, auch in Kooperation mit anderen Universitäten oder Forschungseinrichtungen. Die Anträge werden in einem wettbewerblichen Verfahren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft begutachtet und ausgewählt. Das Verfahren ist zweistufig organisiert. Neuanträge werden in der Skizzenphase begutachtet und bei Erfolg zur Vollantragstellung aufgefordert. Zu den insgesamt 98 Vollanträgen in der nun laufenden zweiten Wettbewerbsphase zählen 57 bestehende und 41 neue Vorhaben. Hessen bewirbt sich mit fünf neuen Anträgen und zwei Fortsetzungsanträgen. Bundesweit können bis zu 70 Exzellenzcluster mit je drei bis zehn Millionen Euro jährlich gefördert werden.

Sechs hessische Clustervorhaben haben sich durchgesetzt

Gleich sechs hessische Exzellenzclusteranträge haben sich im bundesweiten, hart umkämpften Exzellenzcluster-Wettbewerb durchsetzen können. Die Entscheidung über die Förderung als Exzellenzcluster fiel im Mai 2025. 

Den ausgewählten Projekten stehen ab 2026 jährlich zwischen 6 und 7,5 Millionen Euro über einen Förderzeitraum von sieben Jahren zur Verfügung. In dem nun abgeschlossenen zweistufigen Auswahlprozess hatten sich bundesweit insgesamt 200 Vorhaben beworben, von denen jetzt 70 zur Bund-Länder-Förderung ausgewählt wurden. Mit der Exzellenzstrategie wollen Bund und Länder die internationale Sichtbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschaftsstandort Deutschland nachhaltig ausbauen. Mit den Exzellenzclustern werden international herausragende Forschungsfelder in Universitäten, auch in Kooperation mit anderen Universitäten oder Forschungseinrichtungen, gefördert.

Große Unterstützung vom Land Hessen

Das Land Hessen hat seine Universitäten und Forschungseinrichtungen bei der Vorbereitung auf den hart umkämpften Exzellenz-Wettbewerb intensiv unterstützt. So hat das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur (HMWK) einen umfassenden Strategieprozess zur Profilschärfung insbesondere in der Spitzenforschung initiiert. Außerdem wurde das hessische Forschungsförderungsprogramm LOEWE mit Blick auf die Exzellenzstrategie weiterentwickelt. Beispielsweise hatten alle neuen Clusterinitiativen, die zur Vollantragstellung aufgefordert worden waren, die Möglichkeit, mit Hilfe einer LOEWE-Spitzen-Professur renommierte Forscher an das Cluster zu binden. Darüber hinaus gab es zahlreiche Förderungen, die individuell auf die Bedarfe der einzelnen Initiativen abgestimmt waren.  Allein im Sommer 2024 haben die hessischen Neuanträge auf der Zielgeraden nochmals insgesamt 1,4 Mio. Euro erhalten, um die Initiativen auf Basis der ersten Begutachtungsergebnisse weiter zu optimieren.

In der aktuellen Wettbewerbsrunde waren insgesamt 143 neue Exzellenzcluster-Initiativen zunächst in einer Skizzenphase angetreten, 41 von ihnen wurden zur Vollantragstellung aufgefordert und anschließend zusammen mit den 57 bestehenden Exzellenzclustern in die finale Auswahl genommen. Diese insgesamt 98 Anträge, darunter sieben hessische Vorhaben der Universitäten Darmstadt, Frankfurt, Gießen und Marburg, wurden zwischen November 2024 und Februar 2025 von 418 wissenschaftlichen Gutachterinnen und Gutachtern aus 31 Ländern in den Räumen der DFG in Bonn intensiv geprüft und nach höchsten Qualitätsmaßstäben bewertet. Die finale Auswahl der Exzellenzcluster oblag der Exzellenzkommission, bestehend aus 39 internationalen wissenschaftlichen Expertinnen und Experten sowie den Wissenschaftsministerinnen und Wissenschaftsministern von Bund und Ländern. Bund und Länder stellen für die Exzellenzcluster jährlich 539 Millionen Euro zur Verfügung, wovon der Bund mit 75 Prozent den Löwenanteil trägt. 

Diese sechs Exzellenzcluster werden ab 1. Januar 2026 in Hessen gefördert:

Ein Roboterkopf mit menschlichem Gesicht.

„RAI“

„Reasonable Artificial Intelligence (RAI)“, Universität Darmstadt, Bereich Künstliche Intelligenz

Der Exzellenzcluster RAI unter Federführung der Technischen Universität Darmstadt widmet sich der Entwicklung einer neuen Generation von KI-Systemen, die auf vernünftiger Ressourcennutzung, Datenschutz und kontinuierlicher Verbesserung basieren. Mit vier Forschungsbereichen arbeiten multidisziplinäre Teams an der Gestaltung der Zukunft der KI. In den vergangenen zehn Jahren hat Deep Learning bedeutende Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz ermöglicht. Dennoch weisen aktuelle KI-Systeme Schwächen auf, darunter mangelndes logisches Denkvermögen, Schwierigkeiten im Umgang mit neuen Situationen und die Notwendigkeit kontinuierlicher Anpassungen. Nicht zuletzt erfordern aktuelle KI-Systeme umfangreiche Ressourcen. Das Exzellenzclusterprojekt strebt daher die Entwicklung der nächsten Generation von KI an, der „Reasonable Artificial Intelligence“ (RAI).

Zwei Personen in einer Laborsituation: Der Probant trägt eine Konstruktion auf dem Kopf, die ihn mit dem PC vor ihm verbindet, die Forscherin sitzt neben ihm.

"TAM"

„The Adaptive Mind (TAM)“, Universitäten Gießen, Marburg und Darmstadt, Bereich Kognitionsforschung

Ziel des Projekts ist, grundlegende Prozesse der menschlichen Wahrnehmung, des Denkens und Verhaltens zu verstehen, die es ermöglichen, sich an ständig verändernde Bedingungen anzupassen. Die Zusammenarbeit zwischen der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Philipps-Universität Marburg und der TU Darmstadt vereint Forschende aus der Psychologie, den Kognitions- und Neurowissenschaften mit Expertinnen und Experten für Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Robotik, um universelle Prinzipien der menschlichen Anpassungsfähigkeit zu entschlüsseln. Die Erkenntnisse werden in Computermodelle eingespeist, die sowohl die Erfolge als auch Grenzen des menschlichen Geists imitieren, vorhersagen und erklären können. Diese Erkenntnisse spielen eine Rolle für die Grundlagenforschung, die psychische Gesundheit und die Entwicklung sicherer KI- und Robotertechnologie.

Eine Forscherin mit Pipette.

„M4C“

„Microbes-for-Climate (M4C)“, Universität Marburg, Bereich Mikrobiologie

Grund der Klimakrise ist im Wesentlichen ein menschengemachtes Ungleichgewicht im Kohlenstoffkreislauf. Mikroorganismen spielen bei der Bildung und Umsetzung von Treibhausgasen eine Schlüsselrolle. Gleichzeitig bieten sie auch Möglichkeiten, diese Treibhausgase in klimaunschädliche Moleküle umzuwandeln. Im Exzellenzcluster „Microbes for Climate (M4C)“ wollen die Philipps-Universität Marburg und das Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie mit ihren gemeinsamen Zentren für Synthetische Mikrobiologie SYNMIKRO und dem Zentrum Mikrokosmos Erde die Wissensgrundlage für einen zukünftig ausgeglichenen Kohlenstoffkreislauf schaffen. Die Forschenden klären die grundlegenden Mechanismen der mikrobiellen Beiträge zum Klimawandel auf, rekonstruieren, wie sie in der Erdgeschichte entstanden sind, und entwickeln effizientere Wege zur nachhaltigen Umwandlung von Treibhausgasen mithilfe synthetisch-biologischer Ansätze.

Ein Mann mit VR-Brille und Bildschirm in Hintergrund.

„SCALE“

„SCALE – SubCellular Architecture of LifE“, Universität Frankfurt, Bereich Zellbiologie

Zellen bestehen aus Milliarden von Molekülen, die von Einzelmolekülen über große Molekülkomplexe bis hin zu Organellen organisiert sind. Zwar sind die Funktionen vieler einzelner Moleküle bekannt, doch ist noch unklar, wie die Architektur im Innern einer Zelle entsteht, funktioniert und wie die Teile interagieren. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von „SCALE“, angesiedelt an der Goethe-Universität, wollen die Selbstorganisationsprinzipien der Zelle aufdecken und eine räumlich wie zeitlich hochaufgelöste Simulation der Zelle erstellen, um besser zu verstehen, wie Zellen wirklich funktionieren und wie ihre verschiedenen „Maschinen“ zusammenarbeiten.

Zwei Forscher schauen sich ein Röntgenbild an.

„CPI“

„Cardio-Pulmonary Institute (CPI)“; Universitäten Gießen und Frankfurt; Bereich Herz-Lungen-Forschung

Herz- und Lungenerkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Ziel des Exzellenzclusters „Cardio-Pulmonary Institute“ ist es zu verstehen, welche molekular-biologischen Prozesse dem Funktionieren dieser Organe und ihrem Versagen bei Erkrankungen zugrunde liegen. Das hessische Exzellenzcluster „CPI“ wurde bereits im Rahmen der Exzellenzinitiative – dem Vorgängerprogramm der Exzellenzstrategie – von 2006 bis 2018 gefördert. 2019 war es erneut mit einem thematisch neuen Ansatz erfolgreich. Bei „CPI“ kooperieren die Universitäten Gießen und Frankfurt und das „Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung“ in Bad Nauheim.

Eine Frau steht an einem wissenschaftlichen Apparat.

„POLiS“

„Post-Lithium Energy Storage (POLiS)“, Universitäten Gießen, Ulm und Karlsruhe, Bereich Batterieforschung

Batterien haben die technologische Revolution der mobilen Geräte erst ermöglicht. Gleichzeitig spielen sie eine zentrale Rolle bei der Energie- und Verkehrswende. Im Exzellenzcluster „POLiS – Post Lithium Energy Storage“ werden die Grundlagen Zukunftsbatterien, die leistungsfähiger, zuverlässiger, nachhaltiger und umweltfreundlicher sind als die derzeitigen Lithium-Ionen-Batterien, erforscht. An dem laufenden Exzellenzcluster der Universitäten Ulm und Karlsruhe ist die Universität Gießen bereits beteiligt und fungiert nun als Mitantragstellerin.

Die Exzellenzuniversitäten

Die Förderlinie „Exzellenzuniversität“ stärkt die Universitäten oder einen Verbund von Universitäten als Institution. Ziel ist der Ausbau ihrer internationalen Spitzenstellung in der Forschung auf Basis erfolgreicher Exzellenzcluster. „Exzellenzuniversitäten“ werden mit bis zu 15 Millionen Euro Fördermittel jährlich gefördert. Antragsberechtigt sind Universitäten, die mindestens zwei Exzellenzcluster erfolgreich eingeworben haben.

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