Die Preisträgerinnen und Preisträger des Hessischen Denkmalschutzpreises 2023 vor dem Biebricher Schloss.

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Hessischer Denkmalschutzpreis würdigt Kreativität und Kompetenz fürs Kulturerbe

Preise im Wert von insgesamt 32.500 Euro vergeben

Wiesbaden. Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat heute den Hessischen Denkmalschutzpreis 2023 überreicht. Die Auszeichnung ehrt Privatpersonen und Organisationen, die eine Leidenschaft teilen: Sie haben mit individuellen Lösungen, handwerklich-technischem Geschick und besonderem Einsatz Denkmäler instandgesetzt oder erforscht. Die Preisträgerinnen und Preisträger 2023 kommen aus Hattersheim (Main-Taunus-Kreis), Darmstadt, Fulda, Marburg, Limburg, Niederbrechen und Hünfelden-Kirberg (beide Kreis Limburg-Weilburg). Zudem ging der Ehrenamtspreis an Projekte in Bürgeln (Kreis Marburg-Biedenkopf), Bad Homburg und Dreieich (Landkreis Offenbach).

Statement für Ressourcenschonung

„Es ist nicht immer leicht, Historisches zu bewahren und gleichzeitig mit unseren heutigen Ansprüchen in Einklang zu bringen. Die Menschen, die wir heute mit unserem Denkmalschutzpreis ehren, widmen sich dieser Herausforderung mit Leidenschaft, Kreativität und Kompetenz. Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung!“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Die Preisträgerinnen und Preisträger tragen vor Ort wesentlich dazu bei, unsere Kulturdenkmäler als identitätsstiftende Wahrzeichen der Region, Lernorte und Ausflugsziele zu erhalten. Dabei setzen sie auch ein Statement für das ressourcenschonende Wieder- und Weiterverwenden historischer Baumaterialien. Der Erhalt von bestehender Bausubstanz ist ein wichtiger Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften und verantwortungsbewussten Umgang mit unserer Umwelt. Dafür danke ich herzlich und wünsche weiterhin viel Schaffenskraft.“

Denkmalschutzpreis

Das Fachwerkhaus Hünstetten von außen

Denkmalschutzpreis

Das sind die preisgekrönten Objekte

Der Hessische Denkmalschutzpreis ehrt Privatpersonen und Organisationen, die mit individuellen Lösungen, handwerklich-technischem und besonderem Einsatz Denkmäler instandgesetzt oder erforscht haben.

Der Hessische Denkmalschutzpreis wurde 1986 vom Landesamt für Denkmalpflege in Hessen und der Lotto Hessen GmbH ins Leben gerufen. In diesem Jahr wurde er zum 38. Mal vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert; das Geld stiftet die LOTTO Hessen GmbH. Das Preisgeld für die Kategorie „Ehrenamtspreis“ in Höhe von 7.500 Euro stellt die Hessische Staatskanzlei.

1. Preis Kategorie "Öffentliches Bauen": Stadthalle Hattersheim

Blick in die Hattersheimer Stadthalle mit runder Holzpaneelenanordnung und Glaskuppel

Der erste Preis in der Kategorie „Öffentliches Bauen“ geht an die Stadt Hattersheim im Main-Taunus-Kreis für die Sanierung der Hattersheimer Stadthalle und ist undotiert. Das Schicksal des 1968 gebauten Gebäudes schien besiegelt, als es 2013 wegen fehlenden Brandschutzes geschlossen wurde. Die Stadt nahm sich aber der Restaurierung an und setzte die Halle instand. Herzstück der zentralen Rotunde ist eine Lichtkuppel, die nach Originalplänen mit brandschutztechnischen Ergänzungen gebaut wurde.

2. Preis Kategorie „Öffentliches Bauen“: Großes Hauses Glückert in Darmstadt

Blick auf das Große Haus Glückert in Darmstadt von außen, ein herrschaftlicher weißer Bau

Den zweiten Preis in der Kategorie „Öffentliches Bauen“ bekommt die Stadt Darmstadt für die Sanierung des Großen Hauses Glückert. Es wurde von Joseph Maria Olbrich als Ausstellungshaus geplant, 1901 fertiggestellt und ist ein zentraler Bau der Welterbestätte Mathildenhöhe Darmstadt. Im Gegensatz zu vielen anderen Gebäuden der Künsterkolonie wurde es im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört und spielt bei der Vermittlung des Welterbes eine große Rolle. Schutz und Erhalt der Originalsubstanz waren deshalb bei der Instandsetzung besonders wichtig.

1. Preis Kategorie "Privates Bauen": Gasthof Goldener Löwe in Limburg

Blick in den ausgebauten Dachboden des Goldenen Löwen mit hübschem Fachwerk.

Den ersten Preis in der Kategorie „Privates Bauen“ teilen sich zwei Projekte: Achim Kramb bekommt ihn für die Renovierung des ehemaligen Gasthofes Goldener Löwe in Limburg. Seit dem Abschluss der Arbeiten wird das Gebäude wie schon vor 170 Jahren wieder als Gaststätte mit Ferienwohnungen genutzt. Der Preis ist mit 6.500 Euro dotiert.

1. Preis Kategorie "Privates Bauen": Schultheißen-Haus in Niederbrechen

Das Schultheißen-Haus in Niederbrechen von außen, ein Fachwerkhaus.

Ebenfalls den ersten Preis und 6.500 Euro erhalten Elke Klus und Lars Weuster für die Rettung des Schultheißen-Hauses in Niederbrechen (Landkreis Limburg-Weilburg). Geduldig trugen sie dicke Schichten von Tapeten, Putz und Holz ab und legten historisches Fachwerk frei, das sie in traditioneller Zimmermannstechnik mit Hölzern aus Zweitverwendung sanieren ließen.

2. Preis Kategorie "Privates Bauen": Villa Paulustor 8 in Fulda

Blick auf die Villa mit Garten

Auch den zweiten Platz in der Kategorie „Privates Bauen“ gibt es zweimal. Sibylle Honka bekommt ein Preisgeld von 4.000 Euro für die Instandsetzung der Villa Paulustor 8 in Fulda – eine Herzensangelegenheit, denn der Erbauer war ihr Urgroßvater. Die Jury zeigte sich beeindruckt von den Recherchen der Eigentümerin zur Geschichte des Hauses und seiner bauzeitlichen Materialien.

2. Preis Kategorie "Privates Bauen": Spechthof in Hünfelden-Kirberg

Blick auf den Spechthof, ein herrschaftliches weißgraues Haus

Ebenfalls den zweiten Preis und 4.000 Euro bekommen Veronika und Jörg Brühl: Seit 2018 setzen sie den Spechthof in Hünfelden-Kirberg (Kreis Limburg-Weilburg) instand. Mit der Maßnahme gelang es ihnen, den historischen Gesamteindruck des ehemaligen Sitzes eines niederadligen Ministerialen aus dem 16. Jahrhundert wiederherzustellen.

Sieger Kategorie Industriedenkmalpflege: Lokschuppen in Marburg

Der umgebaute Lokschuppen mit großen Fensterfronten.

In der Kategorie „Industriedenkmalpflege“ wird Gunter Schneider ausgezeichnet und erhält 4.000 Euro Preisgeld für die Weiter- und Umnutzung des Lokschuppens in Marburg. Das Gebäude war seit seinem Betriebsende in den 1970er Jahren verfallen. Anhand eines 3D-Modell konnte Gunther Schneider das Tragverhalten der Mauer und der maroden Dachkonstruktion nachvollziehen; eine wichtige Grundlage für die Sanierung. Heute ist der Lokschuppen ein Veranstaltungszentrum, in dem neue Bauteile mit historischer Substanz harmonieren.

Ehrenamtspreis: Kulturverein Alte Kirche Bürgeln e.V.

Blick auf die Kanzel in der Alten Kirche Bürgeln; sie ist in Gold gehalten, an der Wand sind rosafarbene Ornamente

Der Kulturverein Alte Kirche Bürgeln hat die Sanierung des heruntergekommenen Gotteshauses in der Ortsmitte gestemmt und organisiert nun darin Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen.

Ehrenamtspreis: Dr. Wilhelm Ott vom Verein zur Pflege historischer Grenzmale Hessen e.V.

Dr. Wilhelm Ott steht neben einem Grenzstein.

Dr. Wilhelm Ott dokumentiert historische Grenzsteine im Landkreis Offenbach und verknüpft auf www.steine-in-der-dreieich.de seine Passion für bearbeitete heimische Sandsteine mit dem Interesse am kulturhistorischen Erbe in seiner Heimat.

Ehrenamtspreis: Genossenschaft Unser Oberhof eG

Blick auf den Oberhof.

Die Genossenschaft Unser Oberhof eG erhält den Preis für das inklusive Mehrgenerationenhaus Oberhof: Sie hat in der ehemaligen Staatsdomäne im Bad Homburger Stadtteil Ober-Erlenbach gemeinschaftlichen Wohnraum für Menschen aller Altersgruppen geschaffen.

Hessens Chef der Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer, würdigte den leidenschaftlichen Einsatz der Menschen für Kulturschätze: „Ohne das herausragende Engagement der Geehrten und deren Leidenschaft für die Sache wären die Objekte, um die diese Menschen sich so beeindruckend bemüht haben, heute sicher nicht in diesem Zustand. Ihr Erhalt für die Nachwelt ist der Verdienst des ganz persönlichen ehrenamtlichen Einsatzes jeder und jedes Einzelnen.“ Wintermeyer bedankte sich im Namen der gesamten Hessischen Landesregierung und betonte: „Ich freue mich, dass der Ehrenamtspreis im Denkmalschutz auch in diesem Jahr an gleich drei so würdige Preisträger verliehen werden kann. Ehrenamt ist nicht nur der Kitt unserer Gesellschaft, sondern macht sie durch das selbstlose Engagement erst zu einer Gemeinschaft. Wir sind in Hessen ein Land des Ehrenamts, ein Land des bürgerschaftlichen Engagements, das wollen wir auch in Zukunft sein. Die Hessische Landesregierung wird diesen freiwilligen Einsatz weiterhin unterstützen.“

Gelungene Zusammenarbeit mit Handwerk

„Die Bandbreite der Maßnahmen reicht von einem Fachwerkhaus in Niederbrechen als herausragendem Beispiel für die Wiederbelebung des historischen Ortskerns über den fast schon verloren geglaubten Gasthof zum Goldenen Löwen in Limburg, der nun wieder das Stadtbild ziert, bis hin zur Stadthalle in Hattersheim als einem wegweisenden Beispiel für den Umgang mit Kulturdenkmal der 1970er Jahre. Von der Qualität aller geleisteten Arbeiten haben wir uns im Rahmen einer zweitägigen Juryreise quer durch Hessen überzeugt. Alle Denkmaleigentümerinnen und -eigentümer haben mit großer Sensibilität, viel Idealismus und bewundernswertem Engagement großartige Lösungen gefunden. Grundlegend war in allen Fällen die gelungene Zusammenarbeit mit Handwerksbetrieben vor Ort. Gemeinsam mit der Lotto Hessen GmbH und der Hessischen Staatskanzlei wollen wir auch in Zukunft Standards für den Umgang mit unserem historischen Erbe setzen“, so Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen.

Martin Blach, Geschäftsführer LOTTO Hessen GmbH, ergänzt: „Das kulturelle Erbe in Hessen zu erhalten, dafür steht seit 1986 der Hessische Denkmalschutzpreis, aber auch unsere Rubbelloslotterie. Denn sämtliche Erträge aus dem Verkauf der Rubbellose fließen in den hessischen Denkmalschutz – mehr als 80 Millionen Euro sind auf diese Weise bereits in den vergangenen Jahren zusammengekommen. Das macht uns stolz und motiviert uns zusätzlich, auch für die Zukunft mit unseren Produkten dazu beizutragen, dass die historische Bausubstanz vieler hessischer Dörfer und Städte wieder in neuem Glanz erstrahlen kann.“

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