Wiesbaden/Darmstadt. Exzellente Grundlagenforschung, konkreten Praxisbezug mit Antworten auf wichtige Herausforderungen unserer Zeit und den Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft soll das vom Land Hessen geförderte neue Hessische Zentrum für Künstliche Intelligenz (KI-Zentrum Hessen) leisten. Das heute vorgestellte Zentrum wird – das ist bundesweit einzigartig – von 13 hessischen Hochschulen unterschiedlicher Hochschultypen getragen und bündelt so deren jeweilige Stärken. Das Land richtet 20 zusätzliche Professuren ein und stellt dafür in der fünfjährigen Aufbauphase 38 Millionen Euro zur Verfügung.
Herausforderungen besser meistern
„Dank Künstlicher Intelligenz lernen Computer neue Fähigkeiten, mit denen wir Herausforderungen besser lösen können, ob zum Beispiel in der Medizin, im Umgang mit Umweltproblemen oder zur Bewältigung gesellschaftlicher Probleme“, erklärt die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Darin steckt ein großes wissenschaftliches und wirtschaftliches Potenzial, und damit ist eine große Verantwortung verbunden. Um die Chancen für Wissenschaft, Wirtschaft und die Menschen in Hessen zu nutzen, setzen wir auf die besonderen Stärken der hessischen Hochschulen: Wir haben mit der Technischen Universität Darmstadt einen starken Standort für Grundlagenforschung, dicht gefolgt von den anderen Universitäten, die KI fachspezifisch erforschen, und wir haben an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften hervorragende praxisnahe Forschung. 13 Hochschulen haben gemeinsam das Konzept erarbeitet, mehr als 40 Partner aus Forschung und Wirtschaft wollen schon jetzt mit dem Zentrum zusammenarbeiten. Dank seiner Alleinstellungsmerkmale kann das Zentrum, wie die unabhängige Gutachterkommission ihm bescheinigt, eine hohe internationale Sichtbarkeit und Leuchtturmfunktion erlangen, die weit über die Landesgrenzen hinausreicht.“
Besonderes Potenzial für die Anwendung Künstlicher Intelligenz
„In der hessischen Wirtschaftsstruktur steckt ein besonderes Potenzial für die Anwendung Künstlicher Intelligenz. Schon jetzt nutzen in Hessen mehr Unternehmen KI als in anderen Bundesländern. 2018 waren es bereits fünf Prozent der hessischen Betriebe. Darauf wollen wir aufbauen, das wollen wir ausbauen. Ein Schwerpunkt des KI-Zentrums liegt auf dem Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, zwischen Forschung und Anwendung. Damit wollen wir mehr Unternehmensgründungen ermöglichen“, sagte Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und betonte: „Künstliche Intelligenz klingt abstrakt und kompliziert. Im Alltag aber begegnet sie uns immer mehr, ob bei der Gesichtserkennung am Smartphone oder bei der Einparkhilfe im Auto. Für die Unternehmen wiederum wird KI zunehmend zu einem Motor für digitale Wertschöpfung. Das wollen wir in Hessen stärken und voranbringen.“
Augenmerk auf die ethischen Fragestellungen
„Wir wollen in Hessen die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz maßgeblich mitgestalten und dabei ein besonderes Augenmerk auf die ethischen Fragestellungen legen“, erläutert Prof. Dr. Kristina Sinemus, Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung. „Der Einsatz der KI soll den Menschen dienen und sich an klaren ethischen Grundsätzen orientieren. Entwicklung und Anwendung von KI ist auf Basis einer freiheitlichen, demokratischen, verantwortlichen, transparenten und diskriminierungsfreien Grundhaltung in die Zukunft zu denken. Dabei ist der Anwendungsbezug bei der Erforschung von KI immer mitzudenken. Interdisziplinarität ist ein Kernelement, daher können KI-Anwendungen nur im Austausch mehrerer Disziplinen erfolgreich entwickelt werden. Das Zentrum für KI wird deshalb eng mit dem Zentrum für verantwortungsbewusste Digitalisierung kooperieren. Das Zentrum für verantwortungsbewusste Digitalisierung ist daher ein ganz wesentlicher Baustein des Erfolgs von KI in Hessen. Es agiert an der Schnittstelle von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, um die Potenziale von KI für Hessen zu entfalten.“
Gemeinsame Einrichtung der Hochschulen
Das Zentrum für KI wird als gemeinsame Einrichtung der 13 Hochschulen gegründet; diese Möglichkeit sieht das hessische Hochschulgesetz vor. Es wird ein Hauptzentrum an der TU Darmstadt, einen Nebenstandort an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt und weitere regionale Standorte an den beteiligten Hochschulen haben. 22 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind Gründungsmitglieder, Sprecherin und Sprecher des Zentrums sind Prof. Dr.-Ing. Mira Mezini und Prof. Dr. Kristian Kersting, beide am Fachbereich Informatik der TU Darmstadt. Das Zentrum und insbesondere die 20 zusätzlichen Professuren sollen exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Hessen holen, bereits hier tätigen Forscherinnen und Forschern eine attraktive Umgebung bieten und den hervorragenden wissenschaftlichen Nachwuchs fördern. Es soll für Studiengänge aller Fachrichtungen KI-Module anbieten und eine Graduiertenschule aufbauen.
„Das neue Zentrum gewinnt dadurch an Schlagkraft, dass es die jeweiligen KI-Kompetenzen aller beteiligten Hochschulen in ihrer ganzen Vielfalt, Originalität und Qualität einbezieht und bündelt. Künftig können wir mit vereinten Kräften im internationalen Wettbewerb auftreten und Hessen so zu einem Zukunftslabor der KI-Forschung machen“, erklärte die Vorsitzende der Konferenz hessischer Universitätspräsidien und Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Dr. Birgitta Wolff.
„Die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften verstehen die Beteiligung am neuen Zentrum als Chance, ihre IT- und Anwendungskompetenz mit Blick auf verwertbare Nutzungen der Künstlichen Intelligenz einzubringen. Davon erwarten wir uns einen Gewinn für den hochschulübergreifenden Forschungsverbund, insbesondere aber auch Transferprojekte, von denen vor allem Unternehmen aus ganz Hessen profitieren werden", erläuterte Prof. Dr. Matthias Willems, Präsident der Technischen Hochschule Mittelhessen und Vorsitzender der HAW Hessen.
„Wir, die am Konzept des Zentrums beteiligten hessischen Hochschulen unter Federführung der TU Darmstadt, haben hier etwas Einmaliges geschafft: Wir bündeln die gesamte Exzellenz unserer KI-Forschung in all ihren Facetten von Grundlagen- bis Anwendungsforschung unter einem Dach. Damit nehmen wir national und international eine Vorreiterrolle ein“, sagte Prof. Dr. Tanja Brühl, Präsidentin der Technischen Universität Darmstadt.
Die beteiligten Hochschulen:
- Technische Universität Darmstadt, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Justus-Liebig-Universität Gießen, Philipps-Universität Marburg, Universität Kassel als Universitäten
- Hochschule RheinMain, Technische Hochschule Mittelhessen, Hochschule Fulda, Hochschule Darmstadt, Frankfurt University of Applied Sciences als Hochschulen für Angewandte Wissenschaften
- Hochschule Geisenheim als Hochschule neuen Typs
- Hochschule für Gestaltung Offenbach als Kunsthochschule
- Frankfurt School of Finance & Management als private Hochschule
Als Gutachterin und Gutachter haben gewirkt:
- Prof. Dietmar Harhoff, Ph.D., MPI für Innovation und Wettbewerb
- Stephan Kuester, Startup Genome LLC, United Kingdom
- Prof. Dr. Bernhard Nebel, Institut für Informatik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
- Prof. Dr. Hans-Christian Pape, Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung
- Univ.-Prof. Dr. Christiane Wendehorst, LL.M., Institut für Zivilrecht Universität Wien