Wiesbaden. Als „Ermöglicher im besten Sinne“ würdigt Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn den scheidenden Intendanten des Staatstheaters Kassel, Thomas Bockelmann. Der 66-Jährige, der das Theater seit der Spielzeit 2004/2005 geleitet hatte, verabschiedet sich am kommenden Sonntag in den Ruhestand. Sein Nachfolger ist zur neuen Spielzeit Florian Lutz, der zuvor Intendant der Oper Halle war.
„Thomas Bockelmann verfügt über ein untrügliches Gespür für Menschen. Er begeistert sie für Kassel, holt sie in sein Team und bringt sie mit dem passenden Stück zusammen“, erläutert Ministerin Dorn. „Ob als Schauspieler, Regisseur oder Intendant, Thomas Bockelmann ist ein Vollblut-Theatermensch, und das Theater ist sein Element – ich freue mich, dass er vor seinem Abschied noch einmal darin schwimmen konnte nach der Pandemie-Pause. Er hat das Haus souverän durch die vergangenen Monate gesteuert und seinem Nachfolger Florian Lutz einen kollegialen und geradezu freundschaftlichen Übergang ermöglicht, was im Theaterleben alles andere als selbstverständlich ist. Auch dafür gilt ihm meine Hochachtung. Thomas Bockelmann hat in 17 Jahren in Kassel und Hessen eine Theater-Ära geprägt, die lange nachwirken wird. Dafür ist ihm das Land Hessen zu großem Dank verpflichtet. Ich wünsche ihm von Herzen alles Gute. Und ich bin sicher: Wir werden Thomas Bockelmann wiedersehen, demnächst in diesem oder in einem anderen Theater.“
Von Michael Ende bis William Shakespeare
Thomas Bockelmann, 1955 in Lüneburg geboren, arbeitete bereits während seines Zivildiensts an der Studiobühne der Universität Köln. Von 1976 bis 1980 absolvierte er eine Schauspielausbildung, die er 1980 mit Bühnenreifeprüfung abschloss, parallel studierte er Philosophie, Theaterwissenschaften und Geschichte an der Kölner Universität. Nach seinem Studium war er zunächst Regieassistent (Theater an der Ruhr, Thalia Theater Hamburg, Schillertheater Berlin, Schauspiel Köln), später freier Regisseur etwa in Frankfurt am Theater am Turm und an der Alten Oper Frankfurt. Von 1988 bis 1993 war Thomas Bockelmann Intendant des Tübinger Zimmertheaters und Dozent für Theater am Leibnitz-Kolleg der Universität Tübingen, 1994 bis 1996 Intendant der Landesbühne Niedersachsen Nord in Wilhelmshaven, 1996 bis 2004 Generalintendant der Städtischen Bühnen Münster. Seit Beginn der Spielzeit 2004/05 ist Thomas Bockelmann Intendant des Staatstheaters Kassel. Aktuell zeichnet er hier verantwortlich für die Inszenierungen von „Mein verwundetes Herz“ nach den Briefen von Lilli Jahn und „Sturm“ nach William Shakespeare in der Übersetzung und Fassung von Joachim Lux. Als Schauspieler war er zuletzt zu sehen in „Der Satanarchäolügenialkokhöllische Wunschpunsch“ von Michael Ende, „Mutters Courage“ von George Tabori und „Der NSU-Prozess. Die Protokolle“.
Florian Lutz wurde 1979 in Köln geboren und studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin. Er absolvierte seinen Zivildienst in Israel und arbeitete dort im Leo-Baeck-Institut für jüdische Geschichte sowie mit Holocaust-Überlebenden. Neben Publikationen zu Musik- und Operngeschichte arbeitet er seit 2003 als freischaffender Theater- und Opernregisseur. Zwischen 2006 und 2008 wurde er als Stipendiat der „Akademie Musiktheater heute“ von der Deutschen Bank Stiftung gefördert. Für seine Lohengrin-Inszenierung erhielt er in der Kritikerumfrage des Fachmagazins „Opernwelt“ 2008 zwei Nominierungen als „Nachwuchskünstler des Jahres“. Zu Beginn der Spielzeit 2016/17 wurde er Intendant der Oper Halle. Sie erhielt 2017 den Deutschen Theaterpreis ,Der Faust‘ für die spartenübergreifende Raumbühne ,Heterotopia‘, wurde 2018 in der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift ,Die Deutsche Bühne‘ als ,Bestes Theater abseits der Zentren‘ ausgezeichnet und bekam 2019 den Theaterpreis des Bundes.