Die Arbeit der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848 fand nicht nur im Plenarsaal statt: Viele Parlamentarier suchten den schriftlichen Austausch über ihre Arbeit – mit Bürgern, Stadtvertretern und auch ihren Ehefrauen. Isabel Heide von der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat diesen Briefwechsel zum Thema ihrer Abschlussarbeit gemacht und ist dafür nun ausgezeichnet worden: Wissenschaftsminister Timon Gremmels hat ihr Werk „Parlament und Alltag. ,Private‘ Briefe von Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848-1849“ heute mit dem Wissenschaftspreis Hessische Geschichte geehrt. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Er zeichnet Master- oder Staatsexamensarbeiten zum kulturellen Erbe des Landes Hessen aus.
Spannende Einblicke in einen der wichtigsten Meilensteine der deutschen Demokratiegeschichte
„Um die Demokratie mit Leben zu füllen, hilft es, ihre Geschichte zu kennen und zu wissen, wie die Abgeordneten früher über ihre parlamentarische Arbeit gedacht haben und welche Netzwerke es gab. Isabel Heide gibt uns mit ihrer Arbeit spannende Einblicke in einen der wichtigsten Meilensteine der deutschen Demokratiegeschichte – herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung!“, so Wissenschafts- und Kunstminister Timon Gremmels. „Wir brauchen exzellente Forschung, die unabhängig, quellennah und faktenbasiert arbeitet und Wissen zugänglich macht. Gut ausgebildeter wissenschaftlicher Nachwuchs ist dafür essentiell. Er steht nun im Fokus unseres Wissenschaftspreis Hessische Geschichte. Ich danke dem Hessischen Institut für Landesgeschichte herzlich für die große Unterstützung und der exzellent besetzten Fachjury für die Auswahl der Preisträgerin.“
Isabel Heide, geboren 1990 in Jena, hat Geschichte und Politikwissenschaft studiert. Nach dem Masterabschluss in Neuerer Geschichte hat sie ihre Dissertation zur Sozial- und Wirkungsgeschichte des Illuminatenordens im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert begonnen. Ihre Arbeit „Parlament und Alltag. ,Private‘ Briefe von Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848-1849“ liefert neue Einsichten zu den Selbstzuschreibungen der Abgeordneten des Paulskirchen-Parlaments und zu deren informellen Netzwerken wie Klubs und private Salons. Zudem wertet sie erstmals die Korrespondenz mit den Ehefrauen der Abgeordneten aus und kann deren Rolle im politischen Diskurs nachzeichnen.
Wissenschaftspreis für hessische Geschichte und Landeskunde
Den „Wissenschaftspreis für hessische Geschichte und Landeskunde“ gibt es seit 2013 und wird in der Regel alle zwei Jahre verliehen. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur hat die Auszeichnung 2024 neu ausgerichtet. Sie heißt nun Wissenschaftspreis Hessische Geschichte; Kooperationspartner ist das Hessische Institut für Landesgeschichte. Die Neuausrichtung legt den Fokus auf den wissenschaftlichen Nachwuchs. Es werden Master- oder Staatsexamensarbeiten zur hessischen Geschichte ausgezeichnet. Eine Jury wählt unter den eingereichten Arbeiten die Preisträgerinnen und Preisträger aus.