Sie leisten Knochenarbeit im wahrsten Sinne des Wortes: Christina und Ernst Grabsch aus Limeshain haben tausende Scherben, Gebeine und Steine gereinigt, beschriftet und verpackt. Zuletzt wuschen sie alle 460 Skelette, die in einem merowingerzeitlichen Gräberfeld in Wölfersheim-Berstadt gefunden wurden. Seit Jahrzehnten ist das Ehepaar ehrenamtlich in der archäologischen Denkmalpflege des Wetteraukreises tätig. Der Chef der Hessischen Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer, hat die Limeshainer heute auf einer Rundreise an ihrem „Arbeitsplatz“ in der Kreisverwaltung in Friedberg besucht. Das Ehepaar gehört zu den drei Kandidaten, die in der Kategorie „Ehrenamt“ für den Hessischen Denkmalschutzpreis vorgeschlagen wurden. Diese ist mit 7.500 Euro dotiert.
„Christina und Ernst Grabsch sind ein Glücksfall für die Archäologie im Wetteraukreis. Sie sind seit mehr als zwei Jahrzehnten als freiwillige Helfer unermüdlich im Einsatz und graben, waschen oder dokumentieren Fundstücke aus vergangenen Zeiten. Sie helfen verlässlich dabei, die vielfältige Geschichte unseres Landes sichtbar zu machen – sei es beispielsweise rund um die Grabungen an der keltischen Saline und dem Badehaus in Bad Nauheim oder beim Nachbau eines römischen Wachturms in ihrer Heimatgemeinde. Ihr kontinuierliches ehrenamtliches Engagement im Dienste der Geschichte ist nicht selbstverständlich und verdient deshalb großes Lob und Anerkennung“, betonte Staatsminister Wintermeyer. Der Wert der ehrenamtlichen Arbeit des Ehepaares, die 1996 mit Grabungen in Rockenberg-Oppershofen begann, lässt sich nicht beziffern. Aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrungen können sie selbst Tätigkeiten übernehmen, die eigentlich für Restauratoren vorgesehen sind.
„Für uns als Hessische Landesregierung ist es von großer Bedeutung, das historische Erbe zu schützen und zu bewahren. Es gehört zur Identität unseres Landes. Deshalb stellen wir jährlich rund acht Millionen Euro für Zuwendungen bereit, die zum Erhalt von Kulturdenkmälern beitragen. Der Staat ist jedoch auch auf die Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern angewiesen, die sich leidenschaftlich für ihre Heimat einsetzen – so wie das Ehepaar Grabsch. Ich bedanke mich herzlich dafür“, sagte der Chef der Staatskanzlei.
Hintergrundinformation
Drei Kandidaten sind in der mit insgesamt 7.500 Euro dotierten Kategorie „Ehrenamt“ für den Hessischen Denkmalschutzpreis vorgeschlagen worden: der Förderverein Bismarckturm in Gießen für den Erhalt des Bauwerks, das Projekt „Wiegehäuschen“ in Weilmünster und das Ehepaar Grabsch aus Limeshain.
Seit 1986 wird der Hessische Denkmalschutzpreis jährlich vergeben – in diesem Jahr am 15. September durch die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, im Wiesbadener Schloss Biebrich. Er ist mit insgesamt 27.500 Euro dotiert. 20.000 Euro stiftet die Lotto Hessen GmbH. Über die Verleihung entscheidet eine fachkundige und unabhängige Jury. Die Auszeichnung würdigt vorbildliches Engagement in der Denkmalpflege und wird Privatpersonen, bürgerschaftlichen Initiativen oder Körperschaften verliehen. Eingereicht werden können Projekte, deren Fertigstellung nicht länger als drei Jahre zurückliegt. Zusammen mit dem Denkmalschutzpreis wird seit 2017 auch der von der Hessischen Staatskanzlei gestiftete Ehrenamtspreis verliehen. Bei der Vergabe des Ehrenamtspreises steht das ehrenamtliche Engagement für ein Kulturdenkmal im Vordergrund.