Die Jury hob hervor, die am Kunstgebäude geleisteten Arbeiten haben Vorbildcharakter sowohl hinsichtlich der behutsamen Modernisierung des Außenbaus, der Räumlichkeiten und der Ausstellungstechnik als auch hinsichtlich der Spendenkampagne, durch die die Stadtgesellschaft in besonderer, identitätsstiftender Weise einbezogen worden sei. Die Jury lobte ausdrücklich die Liebe zum Detail, mit der die architektonische und inhaltliche Neugestaltung vorgenommen worden sei.
Das als „Jubiläumsbau“ errichtete Kunstgebäude in Marburg ist seit fast 100 Jahren fester Bestandteil der Philipps-Universität Marburg. Von Hubert Lütcke 1927 entworfen, vereint das Gebäude Elemente eines im Sinne der Moderne reduzierten Neoklassizismus mit dem zeittypischen Art Déco und stellte mit dem dort angesiedelten Kunstmuseum eine frühe Schnittstelle zwischen Universität und Öffentlichkeit dar. Über 80 Jahren musealer und universitärer Nutzung hatten jedoch deutliche Spuren an dem viergeschossigen Gebäude hinterlassen. Durchgänge mussten verschlossen werden, abgehängte Decken, Raufasertapeten und überklebte Fußböden ließen nicht viel vom historischen Raumeindruck erkennen. Es mangelte an Platz, einer modernen Haustechnik und barrierefreien Zugängen.
Nach über zwei Jahren intensiver Sanierungsarbeiten lässt sich heute wieder der alte Charme des Kunstgebäudes erleben. Die im Laufe der Jahrzehnte entstandenen Einbauten wurden entfernt, Schäden behoben, die Fassaden, Böden und Stuckoberflächen aufgearbeitet und die historischen Fenster und Raumelemente restauriert. Mit seinen hellen Räumen und den offenen Rundgängen lädt der Kunstbau heute wieder dazu ein, Kunst in all ihren Facetten zu erleben und zu verstehen. Ein Raum für museumspädagogische Aktivitäten sowie ein Projektbereich öffnen das Museum zudem für neue Zielgruppen und Nutzungsmöglichkeiten. Das Museum als ein lebendiger Ort ästhetischer Erfahrung und kultureller Bildung kann nun in Marburg wieder von allen entdeckt, erforscht und diskutiert werden.