Die Jury lobte die 2017 bis 2019 erfolgte, behutsame Gesamtinstandsetzung, die dem hohen Engagement aller am Bau beteiligten Bürgerinnen und Bürger zu verdanken sei. Einstimmig wurde die Sanierung aufgrund ihrer Rücksichtnahme auf die historische Raumstruktur als vorbildlich bewertet. Die teilweise schiefen Decken und Wände seien beibehalten und mit Lehm und Kalk denkmalgerecht saniert worden, die ausgetretenen Stufen der beiden steilen Holztreppen nur dort ergänzt worden, wo es zwingend notwendig gewesen sei. Auch die Haustechnik konnte mit minimalen Eingriffen in die Substanz realisiert werden. Die Jury zeigte sich auch beeindruckt von der Gründung des Vereins „Pforte 1782 Ober-Bessingen e. V.“, der sich in Zukunft um den neuen Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft kümmern wird.
1782 wurde die Ober-Bessinger Pforte als Torhaus errichtet und überspannt seitdem als prägnanter und städtebaulich wirksamer Querriegel die Ortsstraße. Sie gehört zu den wenigen noch erhaltenen Torhäusern in Hessen und wurde in ihrer langen Geschichte als Rathaus, Schule, Feuerwehrhaus und zuletzt zu Wohnzwecken genutzt. Diese unterschiedlichen Nutzungen hatten Eingriffe in die Substanz zur Folge, außerdem hatte jahrelanger Leerstand im Bereich der Tragkonstruktion des Dachreiters und der Deckenbalkenlagen große Schäden verursacht.
Die historische Fachwerkfassade und das Dach wurden instandgesetzt und von störenden Altanstrichen befreit. Die Eingriffe in die Gebäudestruktur unter Berücksichtigung energetischer Gesichtspunkte wurden zurückgeführt und zugunsten einer modernen Nutzung auf das Nötigste beschränkt. Jetzt hat die Oberbessinger Pforte ihre neue Nutzung als Pilgerherberge auf dem Lutherweg sowie als Museum des Deutschen Roten Kreuzes e.V. Lich und Versammlungsstätte gefunden.