Jurybegründung:
Umrisse einer kargen Landschaft, die untergehende Sonne taucht den Himmel in ein gelb-graues Sepia. Eine schwarze Silhouette läuft auf den Horizont zu, darüber die sanfte, aber feste Stimme einer Frau, die wir erst ein Bild später zuordnen können. In poetischen Bild-und-Tonscheren verhandelt dieser Film die Frage danach, was es bedeutet, für Gerechtigkeit zu kämpfen. Dabei sucht er, wie seine Protagonistinnen, nach den Spuren der Gewalt. Nach Einschusslöchern, Ermittlungsakten und Zeugenschaft. Mit dem Auto fahren die Protagonistinnen und Protagonisten die Straßen ihrer Stadt ab und zeichnen damit, wie der Film selbst, die Topographie einer Gewalt, die strukturell unsichtbar gemacht wird. Aneinander gereihte Totalen zeigen verwucherte Gräber von Frauen, die im Namen der Ehre ermordet und dann zu Namenlosen gemacht wurden. So wird die Kamera hier selbst zum Instrument der Zeugenschaft und führt die Agenda im Sinne seiner Protagonistinnen fort. Eine herausragende produktionelle und inszenatorische Leistung, welche den strukturellen Hürden, genauso wie den persönlichen Schicksalen ihrer Protagonistinnen nachspürt. Hesam Yousefi kämpft mit ihrem Film gegen einen „Friedhof der Namenlosen“ an.