Liebe Leserin, lieber Leser,
Kultur ist das, was uns als Gesellschaft ausmacht. Sie ist das Fundament, auf dem alles steht, was wir aufbauen. Ohne Kultur wäre keine Gesellschaft lebensfähig, denn sie ist der Ort, an dem wir uns immer wieder über unsere Werte und Ideale, über unsere Pläne und Ängste, Träume und Alpträume austauschen. Deshalb ist sie, zu Recht, Staatsziel in unserer Landesverfassung und auch im Grundgesetz.
Kunst und Kultur können nur dann eine stabile Grundlage für unser Zusammenleben sein, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind: Sie müssen frei sein, unabhängig, denn nur dann tragen sie immer wieder dazu bei, dass wir uns als Gesellschaft selbst reflektieren. Und Kultur muss für alle offen, zugänglich, erreichbar sein, ganz gleich, wie alt sie sind, welchem Geschlecht sie sich zugehörig fühlen, wo sie herkommen und was sie verdienen, ob ihre Eltern sie in die Oper mitgenommen haben oder in die Disco: Kultur ist für alle da.
Wir haben wir seit Beginn der Legislaturperiode den Kulturetat um rund 10 Millionen Euro erhöht – immer mit dem Ziel, Kultur in ihrer ganzen Freiheit und Vielfalt zu stärken. Zwischenzeitlich ging es dann in der Corona-Pandemie vor allem darum, die Folgen der Einschränkungen abzumildern, die die Kultur so hart trafen. Deshalb haben wir mit zwei Kulturpaketen schnell und umfassend geholfen. Aber wir haben auch dabei darauf geachtet, dass wir besonders Kooperationen, Ideen und Formate unterstützen, die fortdauern.
In der Pandemie wurden Herausforderungen an die Kultur wie unter einem Brennglas deutlich. Das hat uns am Ende sogar bei dem geholfen, was sie jetzt vorliegen haben: dem Masterplan Kultur. Der Start des Beteiligungsprozesses hat sich durch die Pandemie verzögert, Diskussionen, die sonst persönlich geführt worden wären, fanden im digitalen Raum statt. Dennoch wurde kontrovers und konstruktiv debattiert. Nur ein paar wenige Zahlen: 18 Fachworkshops, 330 Expertinnen und Experten aus Kultur und Gesellschaft, drei Regionalforen in Nord- Süd- und Mittelhessen, rund 170 Anregungen von Bürgerinnen und Bürger in der Online-Beteiligung.
Das Ergebnis ist der erste Kulturentwicklungsplan eines Bundeslandes, der in einem so umfassenden Prozess so dezidiert die Herausforderungen der Corona-Pandemie und die aktuellen Fragen der Kulturpolitik bündelt und realistische Lösungen skizziert. Unser Masterplan Kultur setzt die Leitplanken einer zeitgemäßen Kulturpolitik, denn er skizziert nicht nur konkrete Handlungsfelder, er zeigt auch Lösungen auf. Das ist ganz wesentlich das Verdienst der engagierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der unterschiedlichen Beteiligungsformate, die mit ihren Ideen, ihrer Beharrlichkeit und ihrem Sinn für das Mögliche gezeigt haben, was Beteiligung für die Politik bewirken kann – herzlichen Dank dafür.
Auf den kommenden knapp fünfzig Seiten finden Sie in den Handlungsfeldern des Masterplans jeweils eine Vision, daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen und exemplarische, konkrete Maßnahmen, deren Realisierung uns Stück für Stück dem Ziel näherbringen wird. m Sie reflektieren einen intensiven Diskussionsprozess, in dem alle Seiten gemeinsam voneinander gelernt und neue Perspektiven gewonnen haben. Die Bandbreite der Themen reflektiert die Herausforderungen für die Kulturpolitik in Hessen aus Sicht der Teilnehmenden. Auch in der Umsetzung wollen wir den Austausch mit den Kreativen auf Augenhöhe fortsetzen.
Das hessische Kabinett hat den Masterplan Kultur beschlossen. Sowohl diese als auch sicher künftige Landesregierungen werden seine Empfehlungen für die Gestaltung ihrer Kulturpolitik zu Rate ziehen. Seine Impulse werden daher deutlich über den Tag seiner Veröffentlichung hinausreichen. Die im Masterplan enthaltenen Handlungsempfehlungen werden nun über die kommenden Jahre mit Leben gefüllt werden. Diese Landesregierung wird unmittelbar mit der Umsetzung der ersten Schritte – vor allem im Bereich kulturelle Bildung, Digitalisierung, Förderung ländlicher Räume und Teilhabe – beginnen. Auch eine signifikante Vereinfachung der Kulturförderung werden wir auf den Weg bringen.
Viel Freude bei der Lektüre!
Angela Dorn