In der Debatte um eine Zwischennutzung der ehemaligen Kunstbibliothek auf dem Uni Campus Bockenheim zeichnet sich eine Lösung ab: Das Land Hessen und die Stadt Frankfurt am Main haben unter Vermittlung der Goethe-Universität einen Dialog mit dem Kollektiv UFO.Frankfurt und weiteren für die Zwischennutzung der ehemaligen Kunstbibliothek auf dem Uni Campus Bockenheim engagierten Initiativen begonnen.
Land Hessen zeigt sich offen für Zwischennutzung
In einem ersten, konstruktiven Gespräch am Mittwoch, 20. November, zeigte sich das Land Hessen als Eigentümerin offen dafür, eine Zwischennutzung des Gebäudes unter Beteiligung der städtischen KEG Konversions-Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH (KEG) zu ermöglichen. Als erster Schritt soll dafür in den nächsten Tagen eine gemeinsame Begehung durch Vertreter der KEG, der Universität und der Stadt Frankfurt stattfinden, um die Möglichkeiten und Voraussetzungen einer möglichst kurzfristig realisierbaren Zwischennutzung auszuloten. Im Anschluss an den Rundgang wird ein konkreter Zeitplan zum weiteren Vorgehen ausgearbeitet. Die Gesprächspartner streben an, dass die KEG das Gebäude der Kunstbibliothek in der Übergangsphase betreibt, bis eine endgültige Übergabe an die ABG Frankfurt Holding erfolgt, mit der das Land bereits einen Kaufvertrag abgeschlossen hat. Die KEG könnte das Gebäude im nächsten Schritt dann den im EU-geförderten Projekt „Vision 31“ organisierten Initiativen bereitstellen.
"Wichtiger Schritt nach vorn"
Timon Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur: „Das Gespräch war ein wichtiger Schritt nach vorn. Die konstruktive Diskussion hat gezeigt, wie engagiert alle Beteiligten – von den Initiativen bis hin zu Stadt, Land und Universität – daran arbeiten, die ehemalige Kunstbibliothek für eine temporäre Zwischennutzung zu öffnen. Gemeinsames Ziel ist es, das Gebäude rasch wieder mit Leben zu füllen. Ich bin zuversichtlich, dass dieses Projekt ein gutes Beispiel für die Möglichkeiten einer erfolgreichen Kooperation im Sinne von Kultur und Gesellschaft werden kann.“
Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig: „Ich freue mich sehr, dass sich hier eine pragmatische und kurzfristig realisierbare Lösung abzeichnet, die weiteren Leerstand verhindert und eine vielfältige kulturelle Zwischennutzung der ehemaligen Kunstbibliothek verspricht. Mit dem durch die Europäische Union geförderten Projekt Vision 31 haben wir ein mehrfach prämiertes Konzept, das Initiativen aus Bockenheim mit den künftigen Nutzerinstitutionen des Kulturcampus vereint. Das Interim würde sich ideal mit der Bespielung der Dondorf-Druckerei durch die Schirn ergänzen und einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Kulturcampus darstellen.“
Der Dezernent für Planen und Wohnen Marcus Gwechenberger ergänzt: „Die Zwischennutzung in der Kunstbibliothek knüpft an unseren Ansatz der behutsamen Stadterneuerung an und zeigt, wie wir uns die Entwicklung am Campus vorstellen: Interimslösungen, die Räume als Pioniere öffnen, lassen die Idee des Kulturcampus bereits jetzt erlebbar werden. Gleichzeitig stehen sie den langfristigen Plänen nicht im Wege, sondern ermöglichen es uns, kooperative und koproduktive Ansätze praktisch erfahrbar zu machen. Die konstruktiven Gespräche sowie die schnelle Lösung zeigen den Kooperationswillen aller Beteiligten – dies ist für mich die Basis für die folgenden Schritte und eine erfolgreiche Umsetzung des Kulturcampus.“
Der Geschäftsführer des Offenen Haus der Kulturen und Sprecher des Projekts „Vision 31“, Dr. Tim Schuster: „Mit der von Stadt, Land, Universität und Initiativen beschlossenen Zwischennutzung der Kunstbibliothek möchten wir einen Ort schaffen, an dem Nachbarschaftsinitiativen auf eine experimentelle künstlerische Praxis treffen und modellhaft einen anderen, nachhaltigen Umgang mit Ressourcen einüben. Hier wurde das Signal für einen Aufbruch gesetzt, mit dem der Kulturcampus für alle Frankfurterinnen und Frankfurter erlebbar wird.“
Prof. Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, fügt hinzu: „Wir freuen uns, dass wir unsere Zusage vom Wochenende, ein Gespräch zu vermitteln, so kurzfristig erfüllen und damit eine Lösung initiieren konnten. Da wir die nicht mehr genutzten Gebäude nur verwalten und unsere Ressourcen lediglich für Forschung und Lehre einsetzen dürfen, sind unsere Unterstützungsmöglichkeiten begrenzt. In diesem Rahmen werden wir die Entwicklung aber gern weiter begleiten, damit die Leere auf dem Campus, der lange das Herz der Goethe-Universität war, ein Ende hat und aus dem einstigen wissenschaftlichen ein kulturelles Zentrum wird.“
Was ist "Vision 31"?
Das Projekt „Vision 31“ wird vom Verein Offenes Haus der Kulturen, der zivilgesellschaftlichen Initiative Making Frankfurt, der Frankfurt University of Applied Sciences und dem Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt gemeinsam getragen und als erstes Projekt in Hessen von der Europäischen Union im Rahmen der Initiative New European Bauhaus gefördert. Im Rahmen von „Vision 31“ finden Kulturveranstaltungen auf dem Campusgelände, künstlerische Installationen im öffentlichen Raum sowie verschiedene Diskussions- und Beteiligungsformate statt. Das Projekt setzt sich dafür ein, die Entwicklung des ehemaligen Campus Bockenheim der Goethe-Universität zu einem Kulturcampus, der als lebendiges, urbanes Quartier Kunst und Kultur, Wissenschaft, Wohnen und Gewerbe miteinander vereint, durch kulturelle Zwischennutzungen und innovative Beteiligungsformate zu unterstützen.
Die ehemalige Kunstbibliothek wird seit 2023 nicht mehr durch die Universität genutzt und ist Teil des bereits im Jahr 2011 abgeschlossenen Grundstückskaufvertrags zwischen dem Land und der ABG Frankfurt Holding, die die ehemaligen Universitätsgebäude nach vollständiger Räumung übernehmen und das Quartier entwickeln wird. Am vergangenen Wochenende war sie kurzfristig durch das Kollektiv UFO.Frankfurt besetzt worden. Die Besetzung war Sonntagabend, 17. November, nach der durch die Goethe Universität vermittelten Vereinbarung eines Dialogs zwischen Stadt, Land, und Kollektiv friedlich beendet worden, so dass die Goethe-Universität keine Strafanzeige stellen musste.
Quelle: Stadt Frankfurt