Wiesbaden. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur hat heute seine Türen für ein ganz besonderes Vernetzungs-Treffen geöffnet. Mehr als 90 Personen, darunter geflüchtete Studierende, Promovierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kamen auf Einladung von Wissenschaftsminister Timon Gremmels zum Austausch zusammen. Sie alle sind Stipendiatinnen und Stipendiaten des HessenFonds: Mit diesem Stipendium unterstützt das Land Hessen hochqualifizierte geflüchtete Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und in ihren Heimatländern von Verfolgung bedrohte Forscherinnen und Forscher. So können die Stipendiatinnen und Stipendiaten ihr Studium oder ihre wissenschaftliche Karriere an einer staatlichen hessischen Hochschule fortsetzen.
Akademische Freiheit wird eingeschränkt
Wissenschaftsminister Timon Gremmels: „Die Gegenwart ist geprägt von Kriegen und politischer Verfolgung. Hinzu kommt eine zunehmende Einschränkung der akademischen Freiheit in vielen Ländern. Mit dem HessenFonds leisten wir einen Beitrag zum Schutz von verfolgten und in ihren Heimatländern bedrohten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Die Hochschulen unterstützen uns mit ihrer Willkommenskultur und ihren Angeboten für internationale Studierende. Gleichzeitig stärken die Stipendiatinnen und Stipendiaten die Internationalisierung und geben neue Impulse in die Forschung. Die Freiheit der Wissenschaft muss verteidigt werden – hier bei uns und weltweit. Sie ist eine wichtige Voraussetzung für eine offene und demokratische Gesellschaft, die durch autoritäre Regierungen in vielen Ländern unter Druck gerät.“
Stipendium für hochqualifizierte Studierende und Forschende
Mit dem HessenFonds vergibt das Land Begabtenstipendien an hochqualifizierte Studierende (300 Euro im Monat), damit sie sich auf den Neuanfang an der Hochschule konzentrieren können. Promovierende werden mit 1.200 Euro im Monat unterstützt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können Forschungsstipendien erhalten (2.300 Euro im Monat), um ihre Forschung weiterzuführen und Kontakte und Kooperationen mit den hessischen Hochschulen aufzubauen. Die finanzielle und organisatorische Abwicklung des Programms übernimmt der World University Service (WUS). Das Programm war 2016 auf Anregung der Hochschulen und des WUS an den Start gegangen.
Bisher 334 Personen gefördert
Seitdem hat das Land in 18 Ausschreibungsrunden insgesamt 334 Personen für eine Förderung ausgewählt, darunter 52 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, 32 Promovierende sowie 250 Studierende. Die meisten davon – 202 Personen – kommen aus Syrien, es folgen die Ukraine (48), Afghanistan (27) und die Türkei (26). Spitzenreiter unter den Hochschulen ist die Universität Kassel mit 67 Stipendiatinnen und Stipendiaten, gefolgt von der Philipps-Universität Marburg (58), der TU Darmstadt (40) und der Hochschule Darmstadt (35). Auch die Studienfächer sind breit gefächert – von Architektur über Biotechnologie, Informatik, Soziale Arbeit bis hin zur Zahnmedizin. Die nächste Ausschreibungsrunde beginnt im April 2025.
Individuelle Schicksale
Hinter diesen Zahlen stecken individuelle Schicksale: In Afghanistan verwehren die Taliban Frauen den Zugang zu Bildung und Wissenschaft; manche Stipendiatinnen und Stipendiaten wurden wegen ihres Engagements verfolgt. Im Sudan wurden durch den Bürgerkrieg Millionen Menschen vertrieben, Forschung ist dort derzeit kaum möglich, Hochschuleinrichtungen wurden häufig zerstört oder zu Militärkasernen umfunktioniert. In der Türkei verloren regierungskritische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Anstellung, und in der Ukraine wurden im Zuge des russischen Angriffskrieges zahlreiche Universitäten und Forschungseinrichtungen beschädigt. Jetzt forschen einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus diesen Ländern mit einer Förderung des HessenFonds an hessischen Hochschulen.