Die Preisträgerinnen und Preisträger des Hessischen Hochschullehrpreises 2024 stehen auf einer Bühne

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Interdisziplinär, interaktiv und praxisnah: Hochschullehrpreis 2024 vergeben

Lehr- und Lernkonzepte aus Darmstadt, Frankfurt und Wiesbaden ausgezeichnet

Wiesbaden/Frankfurt. Der „Hessische Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre“ ehrt in diesem Jahr vier hervorragende Lehr- und Lernkonzepte an der TU Darmstadt, der Goethe-Universität Frankfurt und der Hochschule RheinMain. Wissenschaftsminister Timon Gremmels hat heute im Frankfurter Jügelhaus der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung die Auszeichnungen überreicht. Der Preis ist mit insgesamt 115.000 Euro dotiert und wurde zum 15. Mal vergeben.

Anforderungen an die Lehre wachsen

„Unser Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre rückt Lehrende und Studierende in den Mittelpunkt, die ihre Inhalte mit eindrucksvollem Engagement, didaktischem Geschick und durchdachtem Methodenmix vermitteln. Damit machen wir das Wechselspiel von Lehren und Lernen sichtbar, das sich sonst hinter den Türen der Seminarräume abspielt. Herzlichen Glückwunsch allen Ausgezeichneten!“, so Wissenschaftsminister Timon Gremmels. „Die Biographien der Studierenden werden immer vielfältiger. Das ist gut, denn Bildungsgerechtigkeit und Chancen­gleichheit sind uns wichtig. Dadurch wachsen aber auch die Anforderungen an die Lehre. Die Preisträgerinnen und Preisträger kombinieren theoretische Grundlagen mit Aufgaben der Praxis und haben dabei immer die unterschiedlichen Voraussetzungen und den Lernerfolg der Studierenden im Blick. Genau das zeichnet gute Lehre aus.“

Der mit 60.000 Euro dotierte 1. Projektpreis ehrt Prof. Dr. Michèle Knodt, Prof. Dr. Florian Steinke, Prof. Dr. Stefan Niessen, Dr.-Ing. Jonas Hülsmann, Pascal Friedrich, Lucas Flath, Niklas Klüh und Carolin Ayasse für ihr Projekt „Energiewende gestalten“ an der Technischen Universität Darmstadt. Die Lehrveranstaltung macht Studierende der Politik- und Ingenieurwissenschaften mit den technischen, politischen, ökonomischen und sozialen Aspekten der Energiewende vertraut. Erst erarbeiten die Studierenden einen gemeinsamen Wissensstand dazu und überprüfen ihn per Online-Quiz. Im Seminar analysieren und präsentieren sie aktuelle Studien. Der Praxisteil besteht aus dem eigenes programmierten „Energiewendespiel“. Die Studierenden setzen sich in einer Mischung aus Escape Room und digitalem Planspiel mit den komplexen Mechanismen der Energiewende auseinander. So entscheiden sie über politisch-rechtliche Bedingungen und Technologien, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Die Jury überzeugte die Perspektivenvielfalt auf die Fragestellung, die intensive Betreuung durch die Lehrenden, die fachübergreifenden Diskussionen in den interdisziplinären Gruppen und das interaktive Lernen im Planspiel.

Der 2. Projektpreis in Höhe von 30.000 Euro geht an Prof. Dr. Sabine Windmann, Lucie Binder, Bettina Schultz und Henri Kracke für ihr Service-Learning Seminar „Call-a-CAB“ an der Goethe-Universität Frankfurt. Im Seminar „Call-a-CAB“ (Come-Along-Buddy) unterstützen Psychologiestudierende andere Studierende durch individuelles Coaching bei Problemen im Studienalltag. Der Fokus liegt auf der Anwendung psychologischer Konzepte zu Themen wie Lernen, Motivation und Emotion und dem Prinzip Hilfe durch Selbsthilfe. Als ein Teil der Vorbereitung auf ihre Aufgabe besprechen die Studierendencoaches mit ehemaligen Teilnehmenden anonymisierte Fälle aus früheren Seminaren. In der Coaching-Phase führen die Psychologiestudierenden jeweils bis zu zehn Gespräche mit den Studierenden, die um Unterstützung gebeten haben. Die Gespräche werden protokolliert und mit anderen Coaches aus dem Seminar besprochen. So üben sie die Methode der kollegialen Fallberatung. Das Projektseminar ist laut Jury fachlich sehr gut umgesetzt, fördert den Lernerfolg und ist auf andere Hochschulen übertragbar. Neben fachlichem Wissen gewinnen die Studierenden an Selbstvertrauen und erproben Beratungskompetenzen. Das Seminar stärkt die Praxisorientierung und bereitet auf die berufliche Zukunft vor.

Mit dem 3. Projektpreis in Höhe von 15.000 Euro ausgezeichnet werden Prof. Dr. Cornelia Füssenhäuser und Diana Bruski für ihr Projekt „Game of Theories – Theorie Spielend Lernen im Dialog“ an der Hochschule RheinMain. Das Spiel „Game of Theories“ ist Teil eines Seminars, in dem Studierende Theorien der Sozialen Arbeit kennenlernen und diese zugleich auf konkrete Fälle aus der Berufspraxis anwenden. Hierbei unterstützt sie ein eigens entwickeltes Brettspiel, das sie mit Berufspraktikerinnen anhand eines konkreten Falls spielen. Das im Spiel vermittelte theoretische Wissen bietet neue Perspektiven auf den Praxisfall und führt den Nutzen der Theorie vor Augen. Laut Jury fördert das Spiel die kollaborative Zusammenarbeit und das interdisziplinäre Lernen der Studierenden. Es verdeutlicht die Bedeutung von Theorien im Berufsalltag. Das sehr gut durchdachte Lehrkonzept sowie das Teamteaching der beiden Lehrenden hat die Jury überzeugt.

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis für eine studentische Initiative geht an Patrick Gunkel, Maite Vera von Bargen, Tarick Horky, Paula Kilp, Kyle Rinfreschi, Theresa Berg, Corinna Kraft, Jou Preuß, Silvan Kuhlke, Sandra Stelzenmüller und Johannes Göpel für ihr Angebot „MakeLab“ an der Goethe-Universität Frankfurt. Die studentische Initiative „MakeLab“ betreibt an der Goethe-Universität einen Makerspace und ein 3D-Labor. Studierende können digitale und technische Tools wie 3D-Druck und Lasercutting nutzen. Bei Bedarf erhalten sie Beratung und Unterstützung bei ihren Projekten. Zudem gibt es eine Löt- und Reparaturwerkstatt sowie Workshops. Das gemeinsame Experimentieren verbessert den Lernerfolg der Studierenden und macht Grundlagen von Informatik und Digitalisierung leicht verständlich. Im „MakeLab“ haben Studierende schon taktile Campuskarten für Sehbehinderte oder 3D-Modelle für die medizinische Ausbildung hergestellt. Seit März gibt es neue Räume mit noch mehr Ausstattung, außerdem ist eine Ringvorlesung zu „Critical Making“ geplant. Die Jury lobt das große ehrenamtliche Engagement des interdisziplinären Teams und sein nachhaltiges Wirken in die Universität hinein.

Die Jury für den Hochschullehrpreis besteht aus fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, fünf Studierenden und einer Vertreterin des Ministeriums. Sie haben die prämierten Projekte in diesem Jahr unter 45 Bewerbungen aus 14 Hochschulen ausgewählt.

Schlagworte zum Thema