Wiesbaden. Christopher Dell erhält den Hessischen Jazzpreis des Jahres 2022. Das gab Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn heute in Wiesbaden bekannt. Der jährlich vergebene Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Der gebürtige Darmstädter Dell ist Vibraphonist, Komponist, Improvisator und Stadtbau-Theoretiker.
Außergewöhnlicher Musiker
„Christopher Dell ist ein außergewöhnlicher Musiker, der mit seinem analytischen Blick und seiner strukturellen Denkweise eine einmalige Komplexität in der Musik entstehen lässt“, erklärt Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Gleichzeitig erhält er sich seine musikalische Offenheit und sein Gespür für den Jazzgroove. Ich danke Christopher Dell für seine Verdienste um die Jazzszene des Landes und gratuliere ihm herzlich zum Hessischen Jazzpreis. Der Jazzjury danke ich für ihr bemerkenswertes Votum.“
Analytischer Blick für Improvisation
Bei Dell „liegen expressive Virtuosität und ein feines Gespür für den Bandsound, rhythmische Abstraktion und die Kunst der perfekten harmonischen Phrasierung manchmal nur Mallet-Schläge auseinander“, heißt es in der Begründung der hessischen Jazzjury. „Als habilitierter Gesellschaftstheoretiker und Architekturforscher ist ihm der analytische Blick für die Bedeutung der Improvisation nicht fremd – in musikalischem und in gesellschaftlichem Zusammenhang. In seinem Schaffen verbindet Christopher Dell idealtypisch beides: Gespür für die Jazzmusik und intellektuelle Kontextualisierung ihres zentralen Wesenszugs. Die virtuose Genialität ist ihm suspekt, dafür sind Struktur, Komplexität und Information zentrale Begriffe im Kosmos Christopher Dells. Insbesondere mit seinen egalitären Trios D.R.A. (Dell/Ramond/Astor) und DLW (Dell/Lillinger/Westergaard) verfolgt er diese musikalische Philosophie seit bald zwei Jahrzehnten konsequent.“ Dell erhielt 2021 den Deutschen Jazzpreis in der Kategorie „Besondere Instrumente“ und gehört wohl zu den international bekanntesten deutschen Jazzmusikern und zu den gefragtesten Vibraphonisten weltweit.
In Darmstadt geboren
Prof. Dr. habil. Christopher Dell, 1965 in Darmstadt geboren, hat seine Ausbildung in den Niederlanden und den USA genossen. Zu seinen Lehrern und Begleitern gehören Gary Burton, Karl-Heinz Stockhausen, John Tchicai, Wolfgang Rihm und Bob Degen. Dell lebt in Berlin, lehrt als Hochschuldozent für Urbanistik und Stadtplanung in Hamburg, Berlin und Wien und von diesem Jahr an auch in Paris. In der Wahrnehmung der Jazzszene ist er dennoch stets ein hessischer Musiker geblieben, nicht nur, weil er regelmäßig in der Alten Oper oder beim Deutschen Jazzfestival in Frankfurt auftritt, sondern auch im Darmstädter Kulturzentrum Bessunger Knabenschule oder im Frankfurter Mousonturm. Zu erleben ist Christopher Dell beim Hessischen Jazzpodium zum Ende des Jahres in der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt, bei dem der Jazzpreis vergeben wird.
Förderung der Jazzpreis
Den Hessischen Jazzpreis hat die Landesregierung 1990 zur Förderung und Entwicklung der Jazzmusik gestiftet. Er soll Musikerinnen und Musiker, Ensembles oder dem Jazz verbundene Persönlichkeiten für ihre musikalischen Leistungen oder für besondere Verdienste um die Entwicklung der hessischen Jazzszene auszeichnen. Über die Vergabe entscheidet eine unabhängige Jury.