Wiesbaden. Um ukrainische Studierende zu fördern, unterstützt das Land Hessen in der aktuellen Förderrunde des Brückenprogramms Hessen-Ukraine sieben Kooperationsprojekte an vier Hochschulen mit noch einmal insgesamt 300.000 Euro. Bereits 2022 waren insgesamt rund 425.000 Euro bewilligt worden. Die Mittel kommen beispielsweise Lehr- und Kooperationsprojekten zwischen hessischen und ukrainischen Hochschulen zugute oder ermöglichen spezifische Lehrveranstaltungen für geflüchtete ukrainische Studierende in Hessen.
Hochschulen helfen, Schaden zu mildern
„Die Welt der Wissenschaft sollte eine Welt des Friedens sein: Die großen Herausforderungen unserer Zeit können wir nur gemeinsam bewältigen – in internationaler Zusammenarbeit, nicht im Konflikt“, erklärt Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Der völkerrechtswidrige Überfall der russischen Föderation auf die Ukraine ist ein Angriff auf die Freiheit in Europa und richtet schweren Schaden für die Zukunft junger Menschen an – nicht nur direkt im Krieg oder im Bombenhagel. Unsere Hochschulen leisten einen Beitrag, diesen Schaden abzumildern, und wir unterstützen sie dabei.“
Lehrformate für Studium unter Kriegsbedinungen
So entstehen beispielsweise in einem Projekt der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) Lehrformate für das Chemie-Studium unter Kriegsbedingungen: Studierende der Gießener Partneruniversitäten National University of Kyiv-Mohyla Academy und Kyiv Polytechnic Institute können ihre Laborausbildung nicht wie in Friedenszeiten absolvieren, weil es wegen drohender Stromausfälle oder Luftangriffe zu gefährlich wäre, mit Chemikalien zu arbeiten. Passgenaue digitale Angebote sollen zumindest einen Teil der experimentellen Kompetenzen vermitteln. Bei ihrer Erstellung arbeiten ukrainische Dozierende an der JLU mit, so dass etwa Lernvideos auf Ukrainisch und Englisch entstehen. Daneben soll ausgewählten ukrainischen Chemie-Studierenden sowie Lehrenden ein mehrwöchiger Aufenthalt an der JLU für Chemie-Laborpraktika ermöglicht werden.
Kooperatives Angebot für ukrainische Studierende
Das Projekt „EconBridge – Digitaler Brückenbau zwischen Philipps-Universität Marburg (UMR) und Kyiv National Economic University (KNEU)“ zielt auf die Entwicklung eines gemeinsamen Studienangebots für die Bereiche Corporate Finance und Marketing. Dazu konzipiert der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Philipps-Universität Marburg einen neuen Masterstudiengang, der Teile der deutschen und der ukrainischen Studieninhalte miteinander verschränkt. Ukrainischen Studierenden wird es damit möglich sein, ihr weiterführendes Studium an der KNEU mit einem Studium an der UMR so eng zu verzahnen, dass sie von beiden Universitäten einen Abschluss erhalten können. Das Projekt entwickelt ein in 2022 gestartetes kooperatives Angebot an digitalen Kursen und Lehr-Lernmaterialien weiter, durch das inzwischen mehr als 1000 ukrainischen Studierenden die Fortführung ihres Studiums ermöglicht und eine Perspektive auf einen erfolgreichen Studienabschluss eröffnet wurde.
Hilfe für Germanistikstudierende in der Ukraine
Mit dem Projekt „Die literarische Aufklärung und ihre Medien: Ein bilinguales digital gestütztes Lehrangebot für Germanistikstudierende in der Ukraine“ reagiert die Universität Kassel auf die durch den Krieg deutlich erschwerten Studienbedingungen für Studierende der Germanistik. Angeboten wird in Kooperation mit der Ivan-Franko-Universität L’viv eine digital gestützte zweisprachige Doppelveranstaltung aus Vorlesung und Seminar, wobei die Vorlesung auf Deutsch und das Seminar auf Ukrainisch angeboten wird. Das Angebot ist für bis zu 100 Studierende konzipiert.
Das Brückenprogramm Hessen-Ukraine ist Teil des Aktionsplans „Solidarität mit der Ukraine – Frieden in Europa – Hessen hilft“, den die Hessische Landesregierung im Mai 2022 vorgestellt hatte.