Friedrichsdorf. Vor über 160 Jahren sprach Philipp Reis die ersten Worte in einen Fernsprecher – seine bahnbrechende Erfindung veränderte die Kommunikation grundlegend. Nun können die Besucherinnen und Besucher das Leben und Schaffen des Telefonerfinders und die Geschichte Friedrichsdorfs ganz neu entdecken: Das Museum Philipp-Reis-Haus wurde neugestaltet und feiert heute seinen offiziellen Start. Gleichzeitig wird das Engagement von Stadt und Museum gewürdigt: Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat die Einrichtung heute als „Museum des Monats“ ausgezeichnet und Museumsleiterin Dr. Erika Dittrich 1.000 Euro Preisgeld überreicht.
„Die neue Ausstellung im Philipp-Reis-Haus nimmt uns mit auf einen spannenden und multimedialen Streifzug, der Reis‘ Wirken und der bewegten Geschichte Friedrichsdorfs gerecht wird“, sagt Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Die überarbeitete Ausstellung setzt auf Erleben und Ausprobieren: Kinder dürfen Stoffe färben und ihre eigenen Städte bauen, Filme und Touchscreens zeigen uns anschaulich, wie die Hugenotten in der Region lebten und der Urtyp des Telefons funktionierte. Da in Friedrichsdorf der Zwieback eine große Tradition hat, weht sogar Backduft durchs Haus. Wichtig ist mir besonders, dass der Ausbau des Museums einen inklusiveren Besuch ermöglicht: Es gibt einen Aufzug und viele Objekte, die Menschen mit Beeinträchtigungen erleben können – zum Beispiel vermittelt ein tastbares Ortsmodell eine Vorstellung von der Stadtentwicklung. Das unterstützen wir gern, denn wir wollen, dass alle Menschen die Kunst und die Kultur erleben können, die sie für ihr Leben, für ihre persönliche Entwicklung inspiriert. Ich danke allen Beteiligten für ihren engagierten Einsatz und gratuliere herzlich zur Auszeichnung.“
Das Museum war rund zweieinhalb Jahre lang für die Umbauarbeiten geschlossen. Im vergangenen November öffneten sich die Türen zunächst zu eingeschränkten Zeiten, jetzt empfängt das Philipp-Reis-Haus sein Publikum dienstags und donnerstags sowie an jedem ersten Sonntag im Monat bei freiem Eintritt. Umbau und Erweiterung haben die Museumsfläche mehr als verdoppelt. Die Ausstellung widmet sich nun Philipp Reis‘ Ideen ebenso wie der Stadtgründung und Ankunft der Hugenotten, gibt Einblicke in die Baugeschichte und die Handwerkskünste. Auch berühmten Persönlichkeiten wie Eduard Désor und Marie Blanc ist eine Stube gewidmet. Neu sind Themenwelten zu den Zwieback-, Nudel- und Hutfabriken, die Friedrichsdorf prägen. Das Hessische Ministerium hat die Neugestaltung mit rund 40.000 Euro unterstützt.
Was ist das "Museum des Monats"?
Die Auszeichnung „Museum des Monats“ ist mit 1.000 Euro dotiert und wird seit Juni 2018 vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst verliehen. Der Museumsverband Hessen trifft eine Vorauswahl aus den vom Land Hessen geförderten privatrechtlichen Museen und unterstützt sie auch in ihrer Arbeit, durch umfassende Beratung etwa zu Aufbau und Digitalisierung der Ausstellung. Zudem leitet er die Projektfördermittel des Landes für die privatrechtlichen Museen in dessen Auftrag weiter. Für die Auszeichnungen müssen die Mindestanforderungen an ein Museum erfüllt sein, weiterhin geht es um qualitätsvolle Museumsarbeit, die sich durch besondere Vermittlung, Forschung oder Ausstellungen auszeichnet. Bevorzugt werden Museen im ländlichen Raum. Neben dem „Museum des Monats“ wird auch die Auszeichnung „Denkmal des Monats“ vergeben. Alle ausgezeichneten Objekte kann man auf kunst.hessen.de auf einer interaktiven Karte erkunden.