Wiesbaden. Zum 50-jährigen Bestehen der hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften – den früheren Fachhochschulen – hat Wissenschaftsministerin Angela Dorn deren Forschungsstärke, die Verzahnung von Theorie und Praxis und ihre Durchlässigkeit gewürdigt und den hessischen HAWen „Entwicklungen von nationaler Strahlkraft“ bescheinigt. Dorn sprach in einer von der Fraktion der GRÜNEN angesetzten Debatte aus Anlass der Gründung der ersten hessischen Fachhochschulen zum Wintersemester 1971/72.
Verzahnung von Theorie und Praxis
„50 Jahre Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, das bedeutet 50 Jahre Ausbildung der Fachkräfte von morgen und 50 Jahre Verzahnung von Theorie und Praxis“, erklärte Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Heute haben wir in Hessen rund 70.000 Studierende in mehr als 300 Bachelor- und Masterstudiengänge an den HAWen. Sie sind aus dem hessischen Hochschulsystem nicht mehr wegzudenken – und wir brauchen sie. Denn sie leisten ihren besonderen Beitrag dazu, dass kluge Köpfe aus Hessen kreative Lösungen für die komplexen Probleme unserer Gegenwart und Zukunft entwickeln, Lösungsansätze im Kampf gegen die Klimaerhitzung, zur Verringerung von Armut und Ungleichheit oder auch Schlussfolgerungen aus der Corona-Pandemie für eine resiliente Gesellschaft.“
Innovationen für das Leben
„Die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften haben sich seit ihrer Gründung enorm gewandelt“, so Ministerin Dorn weiter. „Sie stehen – neben praxisorientierter und hochwertiger Lehre – für anwendungsorientierte, in die Zukunft gerichtete Forschung sowie für gelingenden Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei geht es um gesellschaftliche Bereiche, in denen Innovationen für das Leben der Menschen von besonderer Bedeutung sind. So optimiert die Hochschule Fulda den Einsatz von elektromobilen Nutzfahrzeugen, die Hochschule Darmstadt forscht an anatomischen Modelle für ärztliche Weiterbildungen, und die Hochschule RheinMain entwickelt gemeinsam mit bildungsbenachteiligten Jugendlichen Angebote für diese Zielgruppe.“
Eigenständiges Promotionsrecht
Hessen ermöglichte 2016 als erstes Bundesland besonders forschungsstarken Fachrichtungen an den HAWen ein eigenständiges Promotionsrecht. Mittlerweile arbeiten und forschen in sieben Promotionszentren unterschiedlicher Fachrichtungen mehr als 100 Promovierende. Für den Aufbau des wissenschaftlichen Personals unterhalb der Professur stellt Hessen 53 Millionen Euro bis 2025 bereit. Das Wissenschaftsministerium hat Grundsätze zur Beschäftigung dieses Personals mit den HAWen vereinbart, um gute Beschäftigungsverhältnisse sicherzustellen.
Chancengerechtigkeit im Bildungssystem
„Gleichzeitig spielen die HAWen eine entscheidende Rolle für die Chancengerechtigkeit im Bildungssystem und für die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung. Ein Drittel der Studierenden in Hessen entscheidet sich für ein Studium an einer HAW, überdurchschnittlich viele studieren als erste in ihrer Familie. Das ist eine besondere Herausforderung, der sich die HAWen beherzt stellen. Der Modellversuch zum Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte – also Menschen ohne Abitur – wird maßgeblich von den HAWen getragen. Denn klar ist: Nicht jeder muss studieren – aber wer es will, der soll es können.“