Ministerin Dorn schaut aus einem Fenster im obersten Stock des prämierten Fachwerkhauses, die Eigentümer aus dem Fenster daneben. Sie halten gemeinsam die Ehrenurkunde.

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Über 300 Jahre altes Fachwerkhaus in der Hochheimer Altstadt ist „Denkmal des Monats“

Die Eigentümer sanierten das Haus nachhaltig und haben einen Makel zum Markenzeichen gemacht

Hochheim/Wiesbaden. In der Hochheimer Altstadt drängen sich viele Fachwerkhäuser aneinander; eines ist besonders idyllisch: das Haus in der Hintergasse 46, versteckt hinter einem Zaun und umgeben von Blumen und Beeten. Die Eigentümer Lars Wisotzky und Tobias Grollius haben das Gebäude aus dem Jahr 1681 mit viel Sorgfalt und einem Blick fürs Detail renoviert. Dieses Engagement wurde nun gewürdigt: Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat das Haus heute als „Denkmal des Monats“ ausgezeichnet und 1.000 Euro Preisgeld überreicht.

„Ein Kulturdenkmal zu besitzen, bedeutet oft auch, es mit Schokoladenseiten und Makeln anzunehmen: Unser Denkmal des Monats ist ein wunderbares Beispiel dafür“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Das Fachwerkhaus fällt zu einer Seite stark ab. Statt korrigierend einzugreifen, haben die Eigentümer die Gegebenheiten akzeptiert: Die Böden sind weiterhin schief, die Fenster parallel zum geneigten Fachwerk eingebaut. Das gibt dem Haus einen unvergleichlichen Charme – und zeigt, wie behutsam Lars Wisotzky, Tobias Grollius und viele andere Eigentümerinnen und Eigentümer in Hessen mit unserem Kulturgut umgehen. Für die Sanierung kamen zudem überwiegend ökologische Baustoffe zum Einsatz – zum Beispiel Dämmstoffe aus Thermojute und Holzweichfaser. Unser Denkmal des Monats zeigt damit die Vorbildfunktion von Denkmalpflege für nachhaltiges Bauen. Ich danke Lars Wisotzky und Tobias Grollius für ihren zeit- und kostenintensiven Einsatz und gratuliere zur Auszeichnung.“

Das Fachwerkhaus in der Hochheimer Innenstadt

Lars Wisotzky und Tobias Grollius haben das Haus von 2019 bis 2021 saniert. Dabei machten sie überraschende Entdeckungen: Unter dem Putz der 1960er Jahre versteckte sich zum Beispiel eine ungewöhnlich aufwändige Fachwerkgestaltung. Auch war ein großer Teil der ursprünglichen Strukturen nahezu unverändert erhalten geblieben.

Mit der Instandsetzung des Hauses konnten charakteristische Merkmale wieder zur Geltung gebracht werden: das Zierfachwerk und die Fensteranordnung der Südfassade sowie vier lange verschlossenen Fensteröffnungen, die nun gemeinsam mit den Fenstern der Südfassade das Obergeschoss mit Tageslicht erfüllen. Einbauten und Baustoffe der vergangenen Jahrzehnte wurden entfernt; Reparaturen am Fachwerk wurden mit klassischen Holzverbindungen saniert. Und auch anderen Stellen kamen natürliche Materialien zum Einsatz: Die Giebelseiten, die wegen der Schiefstellung des Hauses stark der Witterung ausgesetzt sind, wurden mit Naturschiefer verkleidet und geschützt. Die Gefache, die Räume zwischen den Holzbalken, wurden mit Lehm-Stroh-Gemisch und Leichtlehmsteinen repariert.

Ministerin Dorn bekommt im Spohr-Museum in Kassel von einem Museumsmitarbeiter gezeigt, wie man eine Geige richtig hält

Jetzt entdecken

Museen und Denkmäler des Monats

Hessens Kulturlandschaft besteht nicht nur aus großen Flaggschiffen, sondern lebt auch von kleinen Perlen. Sie werden mit den Auszeichnunge "Museum des Monats" und "Denkmal des Monats" gewürdigt.

Die im Juni 2018 erstmals verliehene Auszeichnung „Denkmal des Monats“, die mit 1.000 Euro dotiert ist, können Personen, Initiativen oder Körperschaften erhalten. Sie sollen sich bei der Erhaltung ihrer Denkmäler in besonderer Weise verdient gemacht haben. Vorgestellt werden denkmalpflegerische Maßnahmen, die individuell, mit handwerklich-technischer Qualität und besonderem Engagement ausgeführt wurden. Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen wählt die Preisträgerinnen und Preisträger aus den Bewerbungen für den Hessischen Denkmalschutzpreis aus. Neben dem „Denkmal des Monats“ wird auch die Auszeichnung „Museum des Monats“ regelmäßig vergeben. Alle ausgezeichneten Objekte kann man auf kunst.hessen.de auf einer interaktiven Karte erkunden.