Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Vier hessische Forschungstalente erhalten Stipendien des Europäischen Forschungsrats

Hessen auch bei ERC Advanced Grants für etablierte Forschende erfolgreich.

Wiesbaden. Vier hessische Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler konnten Ende Dezember 2021 je einen ERC Starting Grant im Rahmen des Programms Horizont Europa einwerben, wie der Europäische Forschungsrat ERC heute bekannt gegeben hat. Diese Stipendien sind mit jeweils rund 1,5 Millionen Euro dotiert und richten sich an talentierte Forschende, die eine eigene unabhängige Karriere starten und eine eigene Arbeitsgruppe aufbauen möchten. Hessen war 2021 bereits besonders erfolgreich bei der Einwerbung von ERC Advanced Grants, der Förderung des Forschungsrates für erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Vier von insgesamt 40 deutschen Advanced Grants gingen an hessische Forschende, deren Projekte mit je 2,5 Millionen Euro unterstützt werden.

„Ich gratuliere allen hessischen ERC-Grantees sehr herzlich zu ihrem Erfolg“, erklärt Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Der Forschungsrat bringt mit diesen Förderungen auch in Hessen exzellente und innovative Projekte voran. Junge Menschen können schon am Beginn ihrer Kariere inspirierende Ideen einbringen, etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neue Wege gehen und zur Lösung der großen Zukunftsfragen beitragen. Wir als Land legen mit der Ausstattung der Hochschulen und dem Förderprogramm LOEWE die Grundlage dafür, dass sich Forschende erfolgreich um solche internationalen Stipendien bewerben können.“

 

ERC Starting Grants

Prof. Dr. Dominik Niopek, Technische Universität Darmstadt: „Designing Allosteric Protein Switches by In Vivo Directed Evolution and Computational Inference“. Prof. Dr. Niopek arbeitet an neuen Verfahren, um Proteine in lebenden Zellen von außen durch Licht oder Medikamente zu kontrollieren. Dadurch können Prozesse wie das Ablesen bestimmter Gene oder die Zellteilung gezielt beeinflusst werden, was vielfältige Anwendungen in Grundlagenforschung, Biotechnologie und Medizin eröffnet.

Prof. Dr. Timo Richarz, Technische Universität Darmstadt: „Motives and the Langlands program“. Der Mathematiker Robert Langlands hat Ende der 1960er Jahre eine Theorie der reinen Mathematik mit Anknüpfungspunkten an Zahlentheorie, Geometrie und Analysis aufgestellt. Das Team um Timo Richarz nähert sich dieser Verbindung der mathematischen Gebiete an. Er ist Teilprojektleiter in einem 2021 aus dem LOEWE-Schwerpunkt Uniformisierte Strukturen in Arithmetik und Geometrie (USAG) hervorgegangenen Sonderforschungsbereich. Für den LOEWE-Schwerpunkt, der gemeinsam von der TU Darmstadt (Federführung) und der Goethe-Universität Frankfurt getragen wird, wurden LOEWE-Mittel im Umfang von rund 3,5 Millionen Euro für den Zeitraum 2018 bis 2022 bewilligt.

Dr. Alison Barker, Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Frankfurt: „Neural circuits for social communication“. Die menschliche Sprache ist ein wesentliches Element dafür, dass wir soziale Verbindungen eingehen und erhalten können. Wir Menschen sind besonders gut darin, mit akustischen Signalen zu kommunizieren, aber auch im Tierreich gibt es dazu viele Beispiele. Dr. Barkers Arbeit konzentriert sich auf die neuronalen Mechanismen, die für die Verarbeitung und Produktion sozial bedeutsamer akustischer Kommunikation wichtig sind.

Dr. Georg Hochberg, Max-Planck-Institut für Terrestrische Mikrobiologie und Philipps-Universität Marburg: „Unravelling the Evolution of Complexes with Ancestral Sequence Reconstruction“. Das Labor von Dr. Hochberg untersucht die Evolution von Proteinkomplexen, bei denen Proteinketten in großen und oft geometrisch schönen Anordnungen miteinander verbunden sind. Dazu stellt sein Team auch Proteine her, wie sie zuletzt vor Millionen oder sogar Milliarden von Jahren existierten

ERC Advanced Grants

Prof. Dr. Gert Bange, Philipps-Universität Marburg: „Kiwellins in the plant defense against pathogenic invaders“. Kiwelline sind eine Familie von Proteinen, die in vielen Pflanzen vorkommen, darunter der Kiwi. Ihre biologische Funktion ist noch wenig erforscht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Marburg, des Max-Planck-Instituts für terrestrische Mikrobiologie und des Zentrums für Synthetische Mikrobiologie (Synmikro) in Marburg haben herausgefunden, dass zumindest einige Kiwelline Pilzerreger abwehren. Für das damalige LOEWE-Zentrum Synmikro hat das Land von 2010 bis 2018 Fördermittel von rund 49 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Wesentliche Teile des Zentrums wurden plangemäß nach Auslaufen der Förderung als Zentrum für Synthetische Mikrobiologie an der Universität Marburg verstetigt; Prof. Banke ist dessen stellvertretender geschäftsführender Direktor.

Prof. Dr. Florian Greten, Georg-Speyer-Haus Institut für Tumorbiologie und experimentelle Therapie und Goethe-Universität Frankfurt: „Cell Plasticity in Metastatic Colorectal Cancer“. Prof. Greten forscht insbesondere über die Zusammenhänge von Entzündungsprozessen und Darmkrebs und die Interaktion verschiedener Zelltypen im Tumormikromilieu. Er ist Sprecher des LOEWE-Zentrums Frankfurt Cancer Institute, das von 2019 bis 2022 mit rund 23,6 Millionen Euro aus dem Landesprogramm LOEWE-Mitteln gefördert wird. Es wird gemeinsam getragen von der Goethe-Universität, dem Georg-Speyer-Haus, dem May-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim und dem Paul-Ehrlich-Institut in Langen.

Prof. Dr. Achim Schwenk, Technische Universität Darmstadt: „Exploring the Universe through Strong Interactions“. Der Astro- und Kernphysiker Prof. Schwenk befasst sich mit den physikalischen Grundlagen des Universums, darunter insbesondere der Starken Wechselwirkung, neben Gravitation, Elektromagnetismus und Schwacher Wechselwirkung eine der vier Grundkräfte der Physik.

Prof. Dr. Didier Stainier, Max-Planck-Institut (MPI) für Herz- und Lungenforschung Bad Nauheim: „Transcriptional Adaptation and Genetic Compensation“. Prof. Stainier beschäftigt sich damit, wie aus den genetischen Anlagen im Körper von Lebewesen die Organe entstehen. Schwerpunkte sind Herz, Gefäßsystem und Lunge. Er leitet die im Kontext der Förderung des früheren LOEWE-Zentrums UGMLC (Fördersumme LOEWE 2010 bis 2015 rund 31,3 Millionen Euro) am MPI entstandene Abteilung „Genetik der Entwicklung“.

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