Nach einem intensiven Planungs- und Abstimmungsprozess haben sich der Bund, die Stadt Kassel und das Land Hessen über die Finanzierung einer umfassenden Sanierung des bundesweit einzigartigen Museums für Sepulkralkultur verständigt. Träger des Museums ist der Verein Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e. V. mit Sitz in Kassel, der ehrenamtlich geführt wird.
Die Baumaßnahme umfasst die grundlegende Renovierung des Kückerbaus, eine Teilsanierung des Altbaus, eine Modernisierung der Klima- und Lüftungstechnik sowie eine Neukonzeption der Ausstellungsbereiche.
Eine abgestimmte Absichtserklärung (Letter of Intent) sieht für die Baumaßnahme eine Kostenobergrenze von 20,64 Millionen Euro vor. Die Finanzierung verteilt sich wie folgt:
• Land Hessen: 12 Millionen Euro
• Bund: 7 Millionen Euro
• Stadt Kassel: 1,44 Millionen Euro
• Trägerverein: 0,2 Millionen Euro
Zusätzlich übernehmen Land und Stadt gemeinsam bis zu 3 Millionen Euro für mögliche Baurisiken. Diese teilen sie im Verhältnis 2/3 Land und 1/3 Stadt. Die zusätzlichen Kosten könnten entstehen, wenn während der Bauarbeiten weitere
Schäden an der Bausubstanz sichtbar werden.
„Die Sanierung des Museums für Sepulkralkultur ist ein Meilenstein für die Kultur in
Nordhessen und weit darüber hinaus“, so Staatsminister Gremmels. „Dieses Haus
widmet sich Themen, die uns alle betreffen: Sterben, Tod, Trauer, Erinnerung. Es
schafft damit einen einzigartigen Raum für gesellschaftlichen Austausch. Dass es uns
gelungen ist, trotz steigender Baukosten und enger öffentlicher Haushalte die
Finanzierung auf die Beine zu stellen, ist ein starkes Signal. Ich bin sehr dankbar, dass
Bund, Land, Stadt und der Trägerverein hier an einem Strang ziehen. Besonders stolz
macht mich, dass das Land Hessen seinen Beitrag - trotz angespannter Haushaltslage
- auf 12 Millionen Euro erhöht hat. Damit stellen wir sicher, dass das Museum auch in
Zukunft ein Ort bleibt, an dem Menschen sich mit unserer Erinnerungskultur
auseinandersetzen und auch nach den Umbaumaßnahmen neue Perspektiven
gewinnen können.“
Der Zeitplan sieht vor, dass das Museum ab 2027 für die Umbaumaßnahmen
geschlossen wird. Zunächst erfolgt die Auslagerung der Sammlungsobjekte. Während
der Sanierungsphase werden weiterhin Veranstaltungen und Ausstellungen
stattfinden. Die Räumlichkeiten dafür werden derzeit gesucht. Fest steht, dass ein Teil
der Exponate in einem 2000 qm großen Depot in Fuldatal zwischengelagert werden.
„Das Museum für Sepulkralkultur in Kassel ist ein Ausstellungshaus von nationaler
Einzigartigkeit und internationaler Bedeutung“, betont Oberbürgermeister Dr. Sven
Schoeller. „Die Singularität in der Betrachtung des gesamten Spektrums der
Endlichkeit des Lebens und die existentielle Notwendigkeit zur Thematisierung von
Tod und Gedenken begründen die enorme Bedeutung des Museums für die
Kulturstadt und den Museumsstandort Kassel, für das Land Hessen sowie für die
Bundesrepublik Deutschland.“ Der Oberbürgermeister führt weiter aus: „Deshalb ist
es für die Stadt Kassel ein zentrales Anliegen, zum Fortbestand des
Sepulkralmuseums am Standort Kassel beizutragen und ich freue mich sehr, dass wir
nun der Stadtverordnetenversammlung mit dem ‚Letter of Intent‘ ein mit den Partnern
Bund, Land und Trägerverein abgestimmtes Lösungsszenarium für die dringend
notwendige Sanierung des Hauses vorlegen können. Die Zustimmung zu diesem ist
ein klares Bekenntnis Kassels zum Museum für Sepulkralkultur und stellt dessen
langfristigen Erhalt in unserer Stadt sicher.“
„Wir sind sehr froh darüber, dass die für das Museum für Sepulkralkultur
lebensnotwendige Sanierung und Neukonzeption endlich in greifbare Nähe rücken.
Das Museumsteam und die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal sind dankbar,
dass trotz der massiven Baukostensteigerung und der schwierigen Haushaltslage der
öffentlichen Zuwendungsgeber sowohl das Land Hessen als auch die Stadt Kassel
zusätzliche Anstrengungen unternehmen wollen, um den Bestand unserer
einzigartigen Institution zu sichern. Es bleibt dennoch eine große Herausforderung,
gemeinsam mit den beteiligten Planungsbüros die notwendigsten Maßnahmen im
Rahmen des Budgets zu realisieren. Durch die Unterzeichnung des Letter of Intent
werden wir in die Lage versetzt, innerhalb der bereits erarbeiteten Planung nochmals
zu priorisieren, um bis Ende des Jahres den formalen Zuwendungsantrag stellen zu
können. Wir werden alles daransetzen, um das Museum auch mit den notwendigen
Sparmaßnahmen zukunftsfähig zu machen“, erklärt Dr. Dirk Pörschmann, Direktor
des Museums für Sepulkralkultur.
Nach Abschluss der Arbeiten kehrt das Museum an seinen angestammten Standort
zurück. Die Wiedereröffnung mit neuer Dauerausstellung und einer ersten
Wechselausstellung soll voraussichtlich im Jahr 2030 stattfinden.
Hintergrund zum Museum für Sepulkralkultur:
Das Museum für Sepulkralkultur gibt es bereits seit 1992. Es widmet sich den Themen
Sterben, Tod, Bestattung, Trauer und Gedenken. Pflege, Erhalt, Erforschung und
Vermittlung der deutschen Bestattungs- und Friedhofskultur machen einen
wesentlichen Anteil der Arbeit des Museums aus. Es ist damit einzigartig in der
Museumslandschaft Deutschlands. Die Friedhofskultur in Deutschland ist nicht zuletzt
aufgrund dieser Aktivitäten am 13. März 2020 auf der nationalen Liste der UNESCO
zum immateriellen Kulturerbe eingetragen worden. Die Dauerausstellung trägt
maßgeblich dazu bei, der Öffentlichkeit Geschichte, Bedeutung und Entwicklung der
Sepulkralkultur in Deutschland näher zu bringen.