Wiesbaden. Zwei Spielfilmprojekte erhalten in einer zusätzlichen Förderrunde der HessenFilm und Medien GmbH insgesamt 920.000 Euro. Das hat die Jury unter dem Vorsitz von Geschäftsführerin Anna Schoeppe entschieden. Die Filme „Danach die Freiheit“ und „Hysteria“ erzählen von der Verfolgung Homosexueller im Deutschland der 50er Jahre sowie einem Kunstprojekt, das auf Abwege gerät.
Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens
„In dieser Förderrunde unterstützen wir zwei Kinofilme, die sich elementaren Fragen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens widmen“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Markus Erhart verarbeitet in ‚Danach die Freiheit‘ die erschütternde Ungerechtigkeit durch die ‚Frankfurter Homosexuellenprozesse‘, in denen eine Verfolgungswelle gegen Schwule ihren Höhepunkt fand. ‚Hysteria‘ von Mehmet Akif Büyükatalay widmet sich der Angst vor dem Fremden. Uns erwarten zwei ambitionierte und künstlerisch wie inhaltlich anspruchsvolle Produktionen, die die hessische Filmlandschaft bereichern und uns zum Nachdenken über unsere eigenen Alltagsbeobachtungen bringen: Ihre Themen – Ausgrenzung, Diskriminierung und Vorurteile – sind leider auch abseits der Kinoleinwand noch immer präsent.“
Frei vom „Schwulen-Paragraphen"
Mit 570.000 Euro fördert die HessenFilm Markus Erharts Debütfilm „Danach die Freiheit“. Das Drama ist im Jahre 1951 in Frankfurt am Main in einem real-historischen Kontext verankert: Als der 27-jährige homosexuelle Matthias den Mut ergreift, sich trotz geltendem „Schwulen-Paragraphen“ 175 StGB aus dem Schattendasein zurück ins Leben zu kämpfen, löst er eine Lawine aus, die ihn und sein Umfeld zu überrollen droht. Die Hauptrollen übernehmen Christian Friedel („Babylon Berlin“) und Luise Heyer („Das schönste Paar“). „Danach die Freiheit“ ist eine Produktion der PANTALEON Films in Ko-Produktion mit MÄKSMY Films.
„Hysteria": Spirale aus Scham und Verdrängung
Das Drama „Hysteria“ von Mehmet Akif Büyükatalay wird mit 350.000 Euro unterstützt. Es ist der Zweitfilm des aus Bad Hersfeld stammenden Regisseurs und beschäftigt sich mit der Verantwortung und den Herausforderungen bei der Erschaffung von Bildern und Geschichten. Im Mittelpunkt steht die Regieassistentin Jana, die an einem Kunstprojekt über rassistische Brandanschläge in Deutschland mitwirkt. Durch seltsame Vorgänge entsteht im Team eine Spirale aus Scham, Verdrängung und ideologisierter Hysterie, die soziale Abgründe und Vorurteile zwischen Milieus offenlegt. Produziert wird „Hysteria“ von der Kölner Produktionsfirma filmfaust (Produzenten Claus Reichel und Mehmet Akif Büyükatalay).
Zusätzliche Sitzung der HessenFilm
„In herausfordernden Zeiten wie diesen möchten wir der Branche so viel Unterstützung geben, wie möglich. Daher haben wir im Januar eine zusätzliche Jury-Sitzung des Gremiums 1 einberufen“, erklärt HessenFilm-Geschäftsführerin Anna Schoeppe. „Das Ergebnis ist die Förderung zweier außergewöhnlicher Filme, die unsere Perspektive auf gesellschaftliche Machtverhältnisse lenken – im Frankfurt der 50er Jahre und im hier und jetzt.“
Alle Förderungen und die dazugehörigen Summen finden Sie unter "Downloads".
Über HessenFilm und Medien
Als erste Ansprechpartnerin in Sachen Filmförderung stärkt die HessenFilm und Medien die hessische Film- und Medienbranche und hilft dem Land, seine Position als Kultur- und Wirtschaftsstandort für die Zukunft weiter auszubauen. Sie unterstützt sowohl die künstlerische wie auch die kommerzielle Qualität von Filmproduktionen, um optimale Bedingungen für die hessische Kreativwirtschaft zu schaffen. Gesellschafter der HessenFilm und Medien GmbH sind das Land Hessen (90 Prozent) und der Hessische Rundfunk (zehn Prozent).