Wiesbaden/Frankfurt. Vier Spielfilme, ein Dokudrama, ein Hochschulabschlussfilm und ein biografisches Drehbuch erhalten in der letzten Förderrunde der hessischen Filmförderung für 2019 insgesamt 1.575.000 Euro. Das haben die beiden Jurys der HessenFilm und Medien GmbH entschieden, die für die Förderung von Spielfilmen mit Produktionskosten von mehr als 1,5 Millionen Euro sowie für Produktionen mit Kosten von bis zu 1,5 Millionen Euro zuständig sind.
Nachwuchstalente erfolgreich
Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn: „In der Vielfalt der Produktionen, die wir in Hessen unterstützen können, freut mich besonders, dass sich zwei ausgewiesene hessische Nachwuchstalente erfolgreich um Förderung bemüht haben: Aliaksei Paluyan, Student der Kasseler Kunsthochschule, der sich schon mit ‚See der Freude‘ für die Oscar-Einreichung qualifiziert hat, und Christian Schäfer mit seinem Langfilm-Debüt. Hervorheben möchte ich auch die Förderung für das TV-Projekt über den Mord an Walter Lübcke: Diese Bluttat ist nach allem, was wir wissen, eine Folge von Hass und Hetze vor allem von rechten Populisten und Rechtsextremisten, ein politischer Mord, der uns daran erinnert, wohin gesellschaftliche Spaltung führt, und uns mahnt, über andere Formen des gesellschaftlichen Diskurses miteinander ins Gespräch zu kommen.“
„Die Förderergebnisse zeigen wieder einmal, was das Filmland Hessen zu bieten hat“, freut sich Günter Schmitteckert, Geschäftsführer der HessenFilm und Medien. „Neben wunderbaren Drehkulissen finden auch überregionale Projekte verlässliche Partner in Hessen. Besonders beeindruckt bin ich auch von der Vielfalt der Filmgenres, vom innovativen Hybridformat über Thriller und Dokudrama bis zum Familienfilm mit magischen Elementen.“
Die Förderergebnisse
Insgesamt wählte die Jury des Gremiums 1 (Spielfilme mit Produktionskosten von mehr als 1,5 Millionen Euro) drei Filme aus, die mit insgesamt 1,15 Millionen Euro gefördert werden. Die Jury des Gremiums 2 (Kino- und TV-Produktionen mit Herstellungskosten von bis zu 1,5 Millionen Euro) vergab insgesamt 425.000 Euro.
Die Höchstfördersumme von 450.000 Euro geht an die spanisch-deutsch-französische Koproduktion „A Perfect Enemy“. Der Thriller wird unter anderem am Frankfurter Flughafen gedreht. Die HessenFilm fördert zudem das Spielfilmprojekt „Ghost in Radar“, das dokumentarische Elemente in eine fiktionale Handlung einbindet und sie mit Videogame-Elementen verknüpft, mit 350.000 Euro. Die Produktionsfirma Arden Film hat eine Betriebsstätte in Frankfurt gegründet und mit Metric Minds einen Frankfurter Anbieter für die animierten Inhalte gefunden. Auf Mozarts „Zauberflöte“ basiert „The Magic Flute“. Neben Christopher Zwickler und Fabian Wolfart („Pantaleon“) wird Roland Emmerich („Independence Day“) die Kinoadaption der Oper produzieren. Die Effekte übernimmt die Frankfurter Firma Pixomondo. Die HessenFilm fördert das Projekt mit 350.000 Euro.
Unter den Produktionen mit weniger als 1,5 Millionen Euro Kosten gehen 200.000 Euro an das TV-Projekt „Kopfschuss – Tödlicher Hass“. Das 90-minütige Dokudrama erforscht basierend auf Recherchen und dokumentarischem Material, wie es zu dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke im Juni 2019 kam. Dabei blickt der Film auch auf die Bürgerversammlung in Lohfelden zurück, in der sich Lübcke zur Flüchtlingsthematik äußerte und danach angefeindet und bedroht wurde. Insgesamt 10 Drehtage sind in Hessen für die Koproduktion des Hessischen Rundfunks geplant.
Das jüngst gegründete Produktionsunternehmen Rabiatfilm mit Sitz in Sinn verfilmt mit dem Coming-of-Age-Thriller „Trübe Wolken“ das Langfilmdebüt des hessischen Nachwuchsregisseurs Christian Schäfer. Gedreht wird die Geschichte um den in sich gekehrten Teenager Paul voraussichtlich im Frühjahr 2020 im Lahn-Dill-Kreis und im Raum Gießen-Wetzlar. Die HessenFilm unterstützt das Debüt mit 200.000 Euro.
Die Kasseler Produktionsfirma Living Pictures Production, die bereits mit dem gefeierten Kurzfilm „See der Freude“ (Hessischer Filmpreis – Bester Kurzfilm 2019) mit Aliaksei Paluyan ein erfolgreiches Gespann bildete, produziert auch dessen Hochschulabschlussfilm. Der Dokumentarfilm „Courage“ über das Untergrund-Theater Belarus Free Theatre in Minsk begleitet drei Schauspieler im Kampf für die Meinungsfreiheit. Für das Projekt erhält die Living Pictures Production 20.000 Euro.
Der Kasseler Verein Randfilm setzt sich für die Stärkung der alternativen Filmkultur ein. Mitglied Ralf Stadler erhält nun für sein Dokumentarfilmkonzept „Beatrice Manowski – Die Frau, die tanzt“ 5.000 Euro für weitere Recherchen und Materialsicherung. Die in den 90er Jahren gefeierte Schauspielerin Beatrice Manowski lebt heute mit einem inoperablen Hirntumor am Rande der Vergessenheit.
Erstmals legt die HessenFilm für das Jahr 2018 einen Geschäftsbericht vor. Mehr als 10,8 Millionen Euro flossen demnach 2018 in 149 Film-, Serien- und Medienprojekte, Kinos, Festivals, Reihen, Unternehmen und Talente.