„Joseph Beuys war ein großer Mythenerzähler, ein Umweltaktivist zu einer Zeit, wo sich nur wenige für die Umwelt interessierten – und ganz sicher ein Jahrhundertkünstler“: So würdigt Hessens Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn den Künstler vom Niederrhein, der am morgigen 12. Mai 100 Jahre alt geworden wäre. „Und dieser Weltkünstler hat einen besonderen Bezug zu Hessen: Die documenta in Kassel war von 1964 an immer wieder Schauplatz seiner Aktionen, im Landesmuseum in Darmstadt ist der ,Block Beuys‘ zuhause, der weltweit größte zusammenhängende Werkkomplex des Künstlers, und in Frankfurt war der Künstler 1979 auch an der Gründung der Liste ,Sonstige politische Vereinigung: Die Grünen‘ beteiligt, für die er zur Europawahl antrat.“
Das Landesmuseum Darmstadt besitzt neben dem „Block Beuys“ auch die „Ulysses“-Hefte des Künstlers. Zum 100. Geburtstag widmet es dem Künstler ein umfangreiches Online-Programm. Dabei wird auch etwa ein Lichtbogenexperiment rekonstruiert, das Beuys bereits 1968 auf der documenta IV in Kassel durchführte. Der Frankfurter Schauspieler Claudio Vilardo versetzt sich in zwei Film-Performances in die Rolle von Joseph Beuys. Im Museumspodcast „Das Grüne Sofa“ spricht der Künstler Jonathan Meese mit der Kuratorin und Leiterin der Graphischen Sammlung, Dr. Mechthild Haas über Beuys.
Die Museumslandschaft Hessen Kassel stellt in der Neuen Galerie das Beuys-Werk „Das Rudel“ aus. Ab Juni wird dort zudem in der Rauminstallation „The Survival Room“ die Kooperation Kassel21/Social Sculpture Lab um die die Künstlerin Shelley Sacks das von Beuys entwickelte Konzept „Soziale Plastik“ reflektieren. Sie wird sich auch außerhalb der Neuen Galerie und im documenta archiv in Kunstaktionen und „Verbindenden Praktiken“ manifestieren. Im September veranstaltet die MHK die Fachtagung „Raum und Zeit – Joseph Beuys’ raumbezogene Arbeiten, ihre Präsentation und Erhaltung“, und das documenta archiv zeigt ab Oktober Fotografien von Dieter Schwerdtle, der Beuys in Kassel begleitet hat.
Das Museum Wiesbaden besitzt eine bedeutende Beuys-Sammlung, die der Medizinhistoriker Prof. Dr. Dr. Axel Hinrich Murken zusammentrug. Über Jahre beschäftigten sich Beuys und Murken gemeinsam mit den Heilkräften der Kunst. Zum 100. Geburtstag will das Museum das künstlerische Potential der Beuys’schen Werke in drei Interventionswochen aktivieren. In der ersten sind unter dem Titel „Bis alles gesagt ist“ Matthias Schenk (Wiesbaden) und Gerhard Schuster (Wien und Bochum) eine Woche lang Gastgeber im Beuys-Raum des Museums Wiesbaden und stehen für Begegnungen bereit. Gemeinsam geht es um die Beforschung der Heilkräfte der Kunst. Niemand muss schon etwas wissen oder vorbereiten. Die einzige Bedingung ist das bedingungslose Interesse, aneinander und am dem, was geschieht.
Bei der Hessischen Kulturstiftung entsteht zurzeit das Lesebuch „Beuys in hessischen Sammlungen“, das voraussichtlich im Herbst erscheinen wird und einen Überblick über Beuys-Werke in öffentlichen (Landesmuseen Kassel, Darmstadt, Wiesbaden sowie Museum für Moderne Kunst in Frankfurt) und privaten (Ludwig Rinn in Gießen) Sammlungen im Land gibt. Die Stiftung hat mit den Mitteln des Landes mehrere Ankäufe von Werken des Künstlers für hessische Museen gefördert, darunter zuletzt der „Boxkampf für direkte Demokratie“ für das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt im November 2018. Auch Ausstellungen, Publikationen, Tagungen, Fachgutachten und Filme hat die Stiftung des Landes – häufig gemeinsam mit der Kulturstiftung der Länder – unterstützt und fördert auch viele der Aktionen und Veranstaltungen zum 100. Geburtstag.