Bad Emstal-Merxhausen. Das Kloster in Bad Emstal-Merxhausen war schon immer ein Ort der Frauen: Gegründet von Augustinerinnen im Mittelalter, wurde es zu einem Hospital und schließlich zu einer Pflegeanstalt für Frauen umgewidmet. Im KlosterMuseum geben die Mitglieder des Kultur- und Geschichtsvereins Bad Emstal mit interaktive Hörstationen und persönlichen Schicksalen einen bewegenden Eindruck des Lebens von Frauen aus acht Jahrhunderten. Für ihren Einsatz wurden sie nun geehrt: Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat heute dem Haus die Auszeichnung „Museum des Monats“ verliehen und 1.000 Euro Preisgeld überreicht.
Geschichte vermitteln heißt, Geschichten erzählen
„Geschichte anschaulich zu vermitteln heißt auch, Geschichten zu erzählen. Das ist den Ehrenamtlichen im KlosterMuseum hervorragend gelungen“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Wir lernen hier Frauen aus verschiedenen Epochen und sozialen Schichten kennen, können ihre Lebensumstände nachvollziehen und erfahren auch, welches Unrecht ihnen widerfahren ist – etwa als psychisch Kranken in der Zeit des Nationalsozialismus. Ich gratuliere herzlich zur Auszeichnung und freue mich, dass wir sie genau zum richtigen Zeitpunkt verleihen können: In ein paar Tagen wird das KlosterMuseum – nach fast fünfmonatiger, Corona-bedingter Pause – seine Türen wieder den Besucherinnen und Besuchern öffnen.“
Vom Nonnenstift zur psychiatrischen Klinik
Seit September 2019 erzählt die Dauerausstellung „Lebensbilder – Leidensbilder – Frauenbilder“ die mehr als 800-jährige Geschichte der sozialen Einrichtung in Merxhausen. Anhand von anschaulichen Exponaten aus dem Arbeits- und Klinikalltag, Texten und Hörstationen wandern die Besucherinnen und Besucher auf den Spuren der Entwicklung vom Nonnenstift zur psychiatrischen Klinik, die heute noch in der Anlage untergebracht ist. Ausgangspunkt ist die Gründung des Augustinerinnenklosters im Jahr 1213. Im 16. Jahrhundert eröffnete Landgraf Philipp von Hessen im Kloster ein Hospital für arme, kranke und bedürftige Frauen. Die Umwandlung des Hospitals in eine Pflegeanstalt für geisteskranke Frauen im 19. Jahrhundert, der Ausbau zur Heil- und Pflegeanstalt Anfang des 20. Jahrhunderts, die Situation der Landesheilanstalt Merxhausen im Nationalsozialismus sowie die Entwicklung bis zur Psychiatriereform in den 1970er Jahren sind weitere Themen. Auch Anstaltskleidung, Mitarbeiterinnen, Behandlungsmethoden werden gezeigt.
Künstlerin stellt aus
Das KlosterMuseum ist ab dem 5. September 2020 bis zur Winterpause am 31. Oktober täglich von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Zur Wiedereröffnung wird eine Sonderausstellung mit Werken der Wolfhager Künstlerin Gisela Petschner zu sehen sein; sie wirkte als Kunsttherapeutin im Psychiatrischen Krankenhaus Merxhausen. Am 6. September findet eine Führung rund ums Kloster und das Hospital Merxhausen statt.
Was ist das „Museum des Monats“?
Die Auszeichnung „Museum des Monats“, die mit 1.000 Euro dotiert ist, wird seit Juni 2018 vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst verliehen. Der Hessische Museumsverband trifft eine Vorauswahl aus den mit Projektfördermitteln des Landes Hessen unterstützten privatrechtlichen Museen. Die Mindestanforderungen an ein Museum müssen erfüllt sein, weiterhin geht es um qualitätsvolle Museumsarbeit, die sich durch besondere Vermittlung, Forschung oder Ausstellungen auszeichnet. Bevorzugt werden Museen im ländlichen Raum ausgewählt. Alle ausgezeichneten Museen werden auf kunst.hessen.de vorgestellt.