Wiesbaden. Hessen unterstützt die Digitalisierung in den Museen, denkmalgeschützten Gebäuden und Gärten sowie den Archiven des Landes mit zehn neuen unbefristeten Stellen. Im Haushalt 2020 stehen zudem drei Millionen Euro für die Digitalisierung dieser Kultureinrichtungen zur Verfügung. Sie bekommen damit zusätzliche Möglichkeiten, ihre Sammlungen besser digital zu erfassen und durch neue Formate einem größeren Publikum zu vermitteln, ob im Internet und den Sozialen Medien oder vor Ort dank Apps und Virtual Reality.
Digitale Formate helfen, Zusammenhänge zu erklären
„Digitale Formate können vielen Menschen den Zugang zu Kulturgütern erleichtern oder neu eröffnen – das ist ein wichtiger Schwerpunkt unserer Strategie für eine Digitalisierung mit Sinn und Verstand“, erklärt Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Digitalisierte Museumsbestände sind unabhängig von Zeit und Raum zugänglich; neue Formate helfen, Zusammenhänge zu erklären. Während der coronabedingten Schließungen sind die Einrichtungen eher notgedrungen auf digitale Formate ausgewichen; auch das haben wir als Land mit Haushaltsmitteln unterstützt. Digitalisierung ist aber viel mehr, sie ist eine komplexe und herausfordernde Daueraufgabe. Wir haben deshalb mit den Landeseinrichtungen eine ganzheitliche digitale Strategie erarbeitet. Digitalisierung umfasst viele Bereiche von Infrastruktur, Verwaltung und Personal über die Erschließung der Sammlungen und das Erstellen digitaler Abbilder bis zu besseren Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit. Wir können nicht alles gleichzeitig angehen, deshalb setzen wir Prioritäten. Wir müssen stets die Bedeutung des Kulturguts, das öffentliche und wissenschaftliche Interesse, den Erhaltungszustand und Fragen der Provenienz abwägen. Digitalisierung ist ein Prozess, den wir mit Vernunft und Leidenschaft gestalten. Wer Digitalisierung klug machen möchte, systematisiert und priorisiert – das tun wir mit der Digitalisierungsstrategie im Kulturbereich.“
Reiches kulturelles Erbe digital erschließen
Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus hob hervor: „Hessens Vorreiterrolle bei der Digitalisierung zeigt sich auch im Bildungsbereich. Das beweisen wir nicht nur mit dem Digitalpakt Hochschulen, unserer Unterstützung für die Online-Ausleihe für öffentliche Bibliotheken oder unserem Programm ,Digitale Schule Hessen'. Die Corona-Krise hat als Katalysator die digitale Transformation mit einem gewaltigen Schub beschleunigt und sie ist in diesen Zeiten der Kitt der Gesellschaft. Digitale Anwendungen machen Wissensaneignung zugänglicher und anschaulicher und die Digitalisierung von musealem Sammlungsgut stellt eine zentrale Zukunftsaufgabe für die Einrichtungen dar. Eine gut ausgearbeitete Digitalstrategie kann eine Institution auch intern strukturell verbessern und Arbeitsprozesse reformieren.“
„Es ist zukunftsweisend, wie die Landesregierung im Rahmen der gemeinsamen Digitalisierungsstrategie dazu beiträgt, das reiche kulturelle Erbe des Landes zeitgemäß digital zu erschließen und zugänglich zu machen“, betont Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalschutz Hessen und Sprecher des Mandanten historisches Erbe. „Damit werden aktuelle Präsentations- und Vermittlungsangebote für eine breite Öffentlichkeit ermöglicht und die Grundlagen für neue Formen der wissenschaftlichen Beschäftigung und Forschung geschaffen.“
Neue Möglichkeiten der Vermittlung
Als Dauerstellen geschaffen werden je eine oder ein Digital-Manager oder -Managerin für die Landesmuseen in Darmstadt und Wiesbaden, die Museumslandschaft Hessen Kassel, das Landesamt für Denkmalpflege und die Staatlichen Schlösser und Gärten. Sie sollen die digitale Transformation in den Einrichtungen vorantreiben und koordinieren. Hinzu kommen vier Stellen am Landesarchiv, die die Bereitstellung von Informationen über Archivgut und von Digitalisaten von Archivalien im Internet voranbringen sollen, sowie eine Stelle für wissenschaftliche Mitarbeit am Landesamt für geschichtliche Landeskunde zur Weiterentwicklung des digitalen Angebots.
Aus den Haushaltsmitteln können die Einrichtungen ihr digitales Angebot ergänzen und ausweiten. So können etwa Sammlungen, die aus Platzgründen nur in Teilen in einer Ausstellung zu sehen sind, im Internet vollständig zugänglich werden. Landesgeschichtlich interessierte Menschen ebenso wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können immer mehr historische Dokumente digital im Internet abrufen, die das Landesarchiv und das Landesamt für geschichtliche Landeskunde zur Verfügung stellen. Hinzu kommen neue Formate der Vermittlung, wie zum Beispiel eine virtuelle Rekonstruktion der keltischen Siedlung auf dem Glauberg. Apps führen Besucherinnen und Besuchern sachkundig und individuell durch die Museen.