Wiesbaden. Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat heute den Hessischen Denkmalschutzpreis 2021 überreicht. Die Auszeichnung ehrt Privatpersonen und Organisationen, die eine Leidenschaft teilen: Sie haben mit individuellen Lösungen, handwerklich-technischem Geschick und besonderem Einsatz Denkmäler instandgesetzt oder erforscht. Die Preisträgerinnen und Preisträger kommen aus Fulda, Limburg, Waldbrunn-Ellar (Landkreis Limburg-Weilburg), Herleshausen-Nesselröden (Werra-Meißner-Kreis), Meißner-Abterode (Werra-Meißner-Kreis), Heidenrod-Laufenselden (Rheingau-Taunus-Kreis) und Mücke-Ober-Ohmen (Vogelsbergkreis). Zudem wurde der Ehrenamtspreis an drei vorbildliche Maßnahmen in Darmstadt, Espenau-Mönchehof (Landkreis Kassel) und Allendorf a.d. Lumda (Landkreis Gießen) verliehen.
Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn: „Um Kulturdenkmäler zu erhalten, brauchen wir Menschen, die sie mit Verständnis für das Können früherer Generationen und Einfühlungsvermögen für historische Techniken pflegen. Ihr Engagement, ihre Ausdauer und auch ihren finanziellen Einsatz würdigen wir mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis. Denkmalpflege ist lebendig und dynamisch; sie verbindet Tradition mit der Moderne und bringt Leben in alte Mauern. Privates Denkmalengagement und eine dem Gebäude angemessene Nutzung leiste einen zentralen Beitrag dazu, unser Kulturerbe lebendig und authentisch zu erhalten. Und es trägt zur Nachhaltigkeit bei: Mit jedem Stein, jedem Balken, jeder Wand, die erhalten werden, schonen wir vorhandene Ressourcen. Ich gratuliere zur Auszeichnung und wünsche allen Preisträgerinnen und Preisträgern viel Freude und Schaffenskraft für neue Projekte!“
Der Hessische Denkmalschutzpreis ist mit 20.000 Euro dotiert. Das Geld stiftet die Lotto Hessen GmbH, die den Preis mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Hessen im Jahr 1986 ins Leben gerufen hat. Hinzu kommt als eigene Kategorie des Hessischen Denkmalschutzpreises der Ehrenamtspreis. Das Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro stellt die Hessische Staatskanzlei.
Winkelhofreite und ein Herrenschloss
Der erste Preis für Privatpersonen wird 2021 zweimal verliehen: Georg und Bettina Gröschen aus Waldbrunn-Ellar (Landkreis Limburg-Weilburg) haben das „Wellehannese-Haus“, ein Ensemble aus Winkelhofreite mit Fachwerkhaus, Scheune und Bauerngarten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, vor dem Abriss bewahrt und zu einem Schmuckstück in der Ortsmitte gemacht. Ebenfalls den ersten Platz belegen Prof. Dr. Friedrich Kruse, Dr. Heinrich Kruse und Michaela Kruse für ihre Arbeit am Herrenhaus Schloss Nesselröden in Herleshausen-Nesselröden (Werra-Meißner-Kreis). Besonders wichtig war ihnen die Erhaltung der Falzbieberziegel – fehlende Exemplare ließen sie von einer Manufaktur nachformen.
Auch den zweiten Preis gibt es zweimal: Gerd Rixmann aus Heidenrod-Laufenselden (Rheingau-Taunus-Kreis) bekommt ihn für seine Initiative bei der Rettung des Kulturhauses im Barockstil. Dank einer aufwändigen Dach- und Fachwerkinstandsetzung schmückt es heute wieder den Ortskern von Laufenselden. Peter Sichau wird für die Sanierung des Wohnhauses Angel 11 in Fulda geehrt – inklusive der im originalen Grün gefärbten Kratzputzfassade. Das 1926 erbaute Gebäude stand lange leer und ist jetzt wieder ein Wohnhaus.
Eines von Hessens ältesten Fachwerkhäusern
Den dritten Preis sicherten sich Zandra Martinez und Ulrich Malessa aus Mücke-Ober-Ohmen (Vogelsbergkreis) für die Sanierung des Koallese-Hauses, dessen Name vermutlich auf das Kohle-Lesen zurückzuführen ist. Mit seinen beinahe 500 Jahren gehört es zu Hessens ältesten Fachwerkhäusern.
Der erste Preis unter den öffentlichen Preisträgern geht an die Stadt Limburg für die behutsame Sanierung des Limburger Schlosses: Die Jury lobte die hohe Wertschätzung des Bestandes und die Anpassung an die Anforderungen eines zeitgemäßen städtischen Gebäudes.
Einen Sonderpreis bekommen „Aufwind - Verein für seelische Gesundheit“ und die Freundinnen und Freunde des jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis: Gemeinsam haben sie aus einer 1871 gebauten ehemaligen Synagoge in Meißner-Abterode einen Lern- und Gedenkort für jüdische Vergangenheit gemacht.
Ehrenamtspreis der Staatskanzlei
Der von der Hessischen Staatskanzlei gestiftete Ehrenamtspreis geht an drei Gewinnerinnen und Gewinner und ist mit insgesamt 7.500 Euro dotiert. Der Verein für Denkmalpflege Mönchshaus wird für die Instandsetzung des Mönchshauses in Espenau-Mönchehof (Landkreis Kassel) geehrt, er hat dem vermutlich um 1210 im romanischen Stil gebauten Gebäude neues Leben eingehaucht. Die Arbeitsgemeinschaft Heimatgeschichte Allendorf a. d. Lumda (Landkreis Gießen) bekommt den Ehrenamtspreis für ihre Forschungen zur Heimatgeschichte. Der Verein „Zusammen in der Postsiedlung“ hat den Kiosk Moltkestraße saniert und zu einem Treffpunkt des Quartiers umgewandelt.
„Es ist wichtig, unsere Denkmäler zu bewahren, denn sie sind ein Stück Heimat und erzählen von der Geschichte unseres Landes. Ich bin tief beeindruckt, mit welcher Kraft, Leidenschaft und Sachverstand sich viele Ehrenamtliche über Jahre und Jahrzehnte ideell, oft aber auch finanziell dafür einsetzen, dieses historische Erbe zu schützen. Ihnen gebührt großer Dank und unsere Anerkennung, die wir heute mit der Preisverleihung besonders zum Ausdruck bringen wollen“, sagte der Chef der Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer.
Idealismus, Sensibilität und Engagement
„Wir haben es in diesem Jahr mit einer besonders großen Anzahl von herausragenden Maßnahmen zu tun, von deren Qualität wir uns vorab im Rahmen einer zweitägigen Jurybereisung quer durch Hessen überzeugt haben: Im Umgang mit ihren Gebäuden haben die Denkmaleigentümer ausnahmslos mit viel Idealismus, großer Sensibilität und bewundernswertem Engagement großartige Lösungen gefunden. In allen Fällen geht die handwerkliche Qualität weit über das geforderte Maß hinaus. Mit dem Denkmalschutzpreis wollen wir zusammen mit der Lotto Hessen GmbH und der Hessischen Staatskanzlei auch in Zukunft Maßstäbe für den Umgang mit unserem herausragenden baukulturellen Erbe in Hessen setzen“, so Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen.
Dr. Heinz-Georg Sundermann, Geschäftsführer LOTTO Hessen GmbH, ergänzt: „Seit der Einführung der Rubbelloslotterie im Jahr 1986, deren Erträge ausschließlich in die Denkmalpflege in Hessen fließen, verleihen wir gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege den Hessischen Denkmalschutzpreis. In diesem Jahr wird dies zum 36. Mal der Fall sein. 265 Preisträger konnten wir einschließlich der Preisträger 2021 inzwischen auszeichnen, die Vorbildliches für das kulturelle Erbe in Hessen geleistet haben – und so auch andere dazu motivieren, weitere Denkmäler zu sichern. Das ist für uns alle ein Gewinn.“