Wiesbaden. Das Viernheimer Museum lädt zu einer Zeitreise ein: Ein Dorf der Jungsteinzeit erwacht zum Leben, eine Stadtbewohnerin erzählt ihre Geschichte von der Weimarer Republik bis in die Nachkriegszeit, und auch die Schicksale von verfolgten Jüdinnen und Juden werden sichtbar. Möglich machen das interaktive Medienstationen und viele historische Alltagsgegenstände, die Museumsleiterin Gisela Wittemann und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu einer abwechslungsreichen Ausstellung komponiert haben. Für ihren Einsatz wurden sie nun geehrt: Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat heute dem Haus die Auszeichnung „Museum des Monats“ verliehen und 1.000 Euro Preisgeld überreicht.
Gut in der Region vernetzt
„Das Stadtmuseum Viernheim zeigt auf großartige Weise, wie spannend Heimatgeschichte vermittelt werden kann“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Es gibt hier Hörstationen und Filme, bewegende Einzelschicksale finden genauso ihren Platz wie geschichtliche Zusammenhänge und Entwicklungen in der jüngsten Vergangenheit – etwa, wie sich die Dorfgemeinschaft in der Anti-Atomkraft-Bewegung positionierte. Das Museum ist außerdem sehr gut in der Region vernetzt: Es gibt Kooperationen mit den Schulen vor Ort und viele Veranstaltungen und Mitmach-Angebote, die das Haus auch zu einem Treffpunkt für die Viernheimerinnen und Viernheimer machen. All das wird von der hauptamtlichen Leiterin Gisela Wittemann und einem tollen Team aus Ehrenamtlichen gestemmt. Ich danke ihnen für diese wertvolle Arbeit und gratuliere herzlich zur Auszeichnung.“
Im historischen Forsthaus untergebracht
Das Museum ist einem historischen Forsthaus im Jugendstil untergebracht; zum Komplex gehören auch eine Tabakscheune und das ehemalige Zollamt. Nach der Sanierung mit Unterstützung des Landes Hessen wurde das Museum im Oktober 2013 wiedereröffnet. Im Themenbereich Archäologie gibt es zum Beispiel einen Hörspiel-Rundgang durch ein Jungsteinzeit-Dorf und Medienstationen zur Römerzeit. Wie sich das Familienleben im 19. und 20. Jahrhundert veränderte, zeigen Wohnräume in der Abteilung „Familiengeschichte“. Im Obergeschoss macht die Ausstellung deutlich, wie sich das dörfliche Viernheim seit dem späten 19. Jahrhundert zu einer Arbeitergemeinde entwickelte und schließlich zur Stadt erhoben wurde. Die Abteilung „Jüdisches Leben“ spürt den Schicksalen der Menschen nach, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden.
Jüdisches Leben im Fokus
„Gerade in der Abteilung „Jüdisches Leben“ erkennen wir, wie wichtig Museen und gut konzipierte Ausstellungen zur Bewahrung der Erinnerungskultur und gegen das Vergessen sind. Angesicht zunehmenden Antisemitismus in manchen Kreisen der Bevölkerung ist es umso wichtiger, direkt vor Ort über das Schicksal ehemaliger jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu berichten. Diese und weitere Forschungsergebnisse werden über Tablets in die Dauerausstellung integriert – ein immer wichtigerer Aspekt der Wissensvermittlung“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn abschließend.
Was ist das "Museum des Monats"?
Die Auszeichnung „Museum des Monats“, die mit 1.000 Euro dotiert ist, wird seit Juni 2018 vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst verliehen. Der Hessische Museumsverband trifft eine Vorauswahl aus den mit Projektfördermitteln des Landes Hessen unterstützten privatrechtlichen Museen. Die Mindestanforderungen an ein Museum müssen erfüllt sein, weiterhin geht es um qualitätsvolle Museumsarbeit, die sich durch besondere Vermittlung, Forschung oder Ausstellungen auszeichnet. Bevorzugt werden Museen im ländlichen Raum ausgewählt. Alle ausgezeichneten Museen werden auf kunst.hessen.de vorgestellt.