Jurybegründung:
Wie entstehen Hysterie und Paranoia? Diese Frage stellt Mehmet Akif Büyükatalay in Hysteria. Bei Dreharbeiten zu einem Film, der die rassistischen Brandanschläge von Solingen thematisiert, verbrennt ein Koran – ob versehentlich oder nicht, das bleibt bewusst im Unklaren. Dann eskaliert die Situation rasch: eine anonyme E-Mail schwärzt die Produktion bei den Fördergebern an, wichtiges Filmmaterial verschwindet und ein unbekannter Fremder dringt in private Wohnungen ein. Verdächtigungen und Vermutungen machen die Runde, bis keiner mehr jemand anders traut – der türkischstämmige Regisseur, der mit einer erfolgreichen Schauspielerin und Produzentin verheiratet ist, die erst vor kurzem geflüchteten Komparsen, die eigene Filme realisieren wollen, die postmigrantische Praktikantin, die im Auge des Sturms steht. Mit einem spielfreudigen Ensemble und vielschichtig führt der Film die Absurditäten der bundesrepublikanischen Diskurse über Migration, Religion und Identität lustvoll vor. Und ein furioses Finale gibt es noch obendrauf.