Nils Strunk, Lisa Wagner und Justus von Dohnányi stehen zwischen Buchstaben, die "Cum ex" ergeben.

Nils Strunk, Lisa Wagner und Justus von Dohnányi in der Serie "Die Affäre Cum-Ex"

Nils Strunk, Lisa Wagner und Justus von Dohnányi erhalten 2025 den Schauspieler*innenpreis des Hessischen Rundfunks.

Begründung:

Behörden, Bankengremien, Finanzministerien und Aktenarchive: nicht gerade die Schauplätze für einen packenden Thriller. Der Serie „Die Affäre Cum-Ex“ aber gelingt in dieser Umgebung eine filmische Glanzleistung. In acht Folgen erzählt sie den größten Steuerskandal in der Geschichte Europas – mit einem geschätzten Schaden von 36 Milliarden Euro für den deutschen Staat. Dass er nun für das Publikum greifbar wird, verdankt die Serie vor allem ihrem herausragenden Cast, besonders diesem Trio: 

Nils Strunk zeigt in der Rolle des klassischen Aufsteigers vom Juniorberater zum CEO eines auf Betrug ausgerichteten Kanzleienkonstrukts, wie der Sog des Geldes einen Menschen mitreißt. Sein Schauspiel ist leise. Er tastet sich vor in die höheren Sphären der Macht und Dividendenausschüttung. Aus leeren Versprechen macht er garantierte Renditen, verwandelt menschliche Werte in hohle Phrasen. Mit steigendem Erfolg wird es einsamer und kälter um den Asset Manager. Genial reduziertes Spiel zeichnet Strunks Figur vom Glücksritter zum tragischen Verlierer nach.

Porträt von Nils Strunk

Auf der anderen Seite benennt Lisa Wagner in der Rolle der ermittelnden Staatsanwältin Gesetzesbrüche, wo andere von einem guten Deal sprechen. Sie setzt mit seelenruhiger Selbstgewissheit eine Strafverfolgung durch, während Banker und Investoren sich in der unangreifbaren Sicherheit gewachsener Finanzinstitute wähnen. Ihr Wille macht sie zu einer Jeanne d’Arc der Steuerfahndung und ihre unbeirrbare Wachheit lässt sich auch von den männlichen Kollegen, die ihre Ermittlungen unterlaufen, nicht ermüden. Zu ihren gefährlichsten Waffen zählt es, sich blöd zu stellen, was ihrer Figur viel doppelbödigen Witz verleiht.

Porträt von Lisa Wagner

Zurückzuführen ist das Cum-Ex-Fiasko insbesondere auf eine Person, deren Geistesschärfe und schneidenden Sprüche ebenso beeindrucken wie seine Skrupellosigkeit. Justus von Dohnányi spielt einen virtuos mit Geldsummen wie Gesetzen jonglierenden Finanzhai der Kategorie “too big to fail”. Nichts ist ihm so heilig, als dass man es nicht als Sicherheit verpfänden oder direkt verzocken könnte. Dohnányi erweckt diesen durchsetzungsbesessenen Dealmaker nicht als Monster zum Leben, sondern als einen Menschen wie du und ich, als jemanden, der ganz genau weiß, was er tut, um anderen so viel wie möglich wegzunehmen. Dohnányi bringt in seiner Figur Tempo, Pointen und Präzision zusammen. Man könnte ihm stundenlang dabei zuschauen, wie er sich die Taschen vollmacht und zugleich beteuert, kein Unrecht zu tun.

Die tragenden Rollen der Verfilmung des wahren Finanzskandals überzeugen alle drei mit der Nachvollziehbarkeit ihrer Wesenszüge. Abstrakte Vorgänge der Finanzmärkte werden dank ihres nuancierten Schauspiels zu einem grandiosen Spannungsbogen zwischen mangelndem Anstand und wiederentdeckter Menschlichkeit.

Porträt von Justus von Dohnányi

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