Die Preisträgerinnen und Preisträger des Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre 2023 mit Staatssekretärin Ayse Asar

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Engagiert, kreativ und praxisnah Wissen vermitteln: Hochschullehrpreis 2023 vergeben

Lehr- und Lernkonzepte aus Gießen, Kassel und Marburg ausgezeichnet

Wiesbaden/Frankfurt. Der Hessische Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre ehrt in diesem Jahr vier hervorragende Lehr- und Lernkonzepte an der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Universität Kassel und der Philipps-Universität Marburg. Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, hat heute im Frankfurter Jügelhaus der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung die Auszeichnungen überreicht. Der Preis ist mit insgesamt 115.000 Euro dotiert und wurde zum 14. Mal vergeben.

Engagement und didaktisches Geschick

„Unser Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre rückt Lehrende in den Mittelpunkt, die mit eindrucksvollem Engagement, didaktischem Geschick, Kreativität und persönlicher Reflexion Inhalte vermitteln, die im Gedächtnis bleiben. Herzlichen Glückwunsch allen Ausgezeichneten!“, so Staatssekretärin Ayse Asar. „Die heute ausgezeichneten Lehrkonzepte bieten digitales Know-how und Lernerlebnisse vor Ort, kombinieren den theoretischen Lernstoff mit den Herausforderungen der Praxis und stellen sich den Zukunftsfragen. Die Vielfalt an den Hochschulen wächst seit Jahren. Das ist gut so, denn unsere Gesellschaft braucht viele kluge und kreative Köpfe, die unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen mitbringen. Dadurch wachsen aber auch die Anforderungen an die Lehre. Die Preisträgerinnen und Preisträger gehen mit vielfältigen didaktischen Ideen an die Vermittlung von Wissen heran – und haben dabei immer die unterschiedlichen Voraussetzungen der Studierenden und deren Lernerfolg im Blick. Genau das zeichnet gute Lehre aus.“

Der mit 60.000 Euro dotierte 1. Projektpreis ehrt Dr. Vincent Felde für sein Projekt „Soil Science goes viral: Maximal digitale Umsetzung des Bachelor-Moduls ‚Bodenlandschaften Mitteleuropas‘“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Bei seinem Lehrprojekt am Institut für Bodenkunde und Bodenerhaltung sammeln die Studierenden praktische Erfahrungen bei der Bodenanalyse im Gelände. Dabei nutzen sie viele interaktive Angebote – etwa Foto-Quizze und digitale Lernkarten. Bei den Exkursionen sind die Studierenden entweder mit ihrem Dozenten oder mit einer eigens entwickelten App unterwegs, die Videos und Quizfragen ortsabhängig durch GPS-Tracking freischaltet – ähnlich wie beim Geocaching. Außerdem können die Studierenden auch im Alltag relevante Bodenphänomene miteinander teilen und im Chat diskutieren. Die Jury hebt die starke Praxisrelevanz und das hohe Engagement des charismatischen Lehrenden hervor, der es schafft, eine ganz besondere Seminarkultur zu schaffen. Die vielseitigen digitalen und analogen Lehrformate und die klug integrierten Selbstlernphasen ermöglichen ein zeitlich und räumlich unabhängiges Lernen, das zu einem nachhaltigen Lernerfolg der heterogenen Lerngruppe beiträgt.

Der 2. Projektpreis in Höhe von 30.000 Euro geht an Prof. Dr.-Ing. Julian Lienhard für sein Projekt „Konstruktive Grundlagen 1: Phänomene. Tragwerkslehre im Bachelorstudiengang“ an der Universität Kassel. Das Format nimmt mit anschaulichen Experimenten und digitalen Tools die Angst vor der häufig als schwierig empfundenen Tragwerkslehre im Architekturstudium. Die Studierenden bauen beispielsweise gleich zu Beginn des Projektes Gleichgewichtsskulpturen aus Alltagsgegenständen, zu denen sie später rechnerische Nachweise lernen und erstellen. Gemäß dem „Flipped Classroom-Konzept“, das ein Selbststudium des Lernstoffes vorab vorsieht, wird die gemeinsame Zeit im Hörsaal dafür genutzt, das Gelernte anzuwenden und zu diskutieren. Durch eine kluge Kombination von Einzel- und Gruppenarbeit, Konstruktions- und Rechenaufgaben sowie Online-Abstimmungen, bei denen Studierende Frage-Antwort-Szenarien durchspielen und die Ergebnisse beratschlagen, schafft der Lehrende ein lebhaftes Lernklima, so die Jury.

Mit dem 3. Projektpreis in Höhe von 15.000 Euro ausgezeichnet werden Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner, Anna Hollenbach und Manon Marlene Koch für ihr Projekt „Forschungspraxis Interkulturell. Mittelalter-Seminar mit Florenz-Exkursion der Universität Kassel“. Die Studierenden arbeiten an internationalen Forschungsinstitutionen in Florenz und üben dort den Umgang mit Originalquellen wie alten Drucken, mittelalterlichen Handschriften und Siegeln. Darauf werden sie intensiv vorbereitet: Im Seminar lernen sie, methodische Grundlagen für ihre Fragestellungen zu schaffen und eigene Forschungsthemen zu entwickeln und zu präsentieren. Digitale interaktive Lernkurse zur Quellen- und Bildinterpretation oder Heraldik wechseln sich mit klassischem Präsenzunterricht ab. Das didaktische Gesamtkonzept der Lehrenden, bei dem das Forschende Lernen und Zusammenwirken von Text, Bild und Wissen in Handschriften, Archivmaterialien oder in der Forschungsliteratur beleuchtet und über vielfältige methodische, praktische und theoretische Zugänge erprobt wird, überzeugte die Jury.

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis für eine studentische Initiative geht an Phillip Kremer und Leonard Richter für die Veranstaltung „Vom Symptom zur Diagnose“ an der Philipps-Universität Marburg. Die Studierenden stellen pro Online-Seminar einen anspruchsvollen und exzellent vorbereiteten Patientenfall aus der Fachliteratur oder dem klinischen Alltag vor, um ihn mit den Teilnehmenden zu analysieren und zu lösen. Nach einer ganzheitlichen Anamnese fragen die Studierenden nach sinnvollen Untersuchungsmethoden, teilen ihre Gedanken in Word-Clouds oder markieren auf Bildern vermutete Pathologien. Die realen Fälle bereiten die Preisträger mit erfahrenen Ärztinnen und Ärzten des Universitätsklinikums Gießen und Marburg vor. Die Jury lobt, dass die Medizinstudierenden durch das Lernen am Symptom und frühe Üben von strukturierter Diagnostik und Differentialdiagnosen besser auf den ärztlichen Alltag vorbereitet werden und mehr Sicherheit im Umgang mit Patientinnen und Patienten erlangen.

Hochschullehrpreis

Studierende des Moduls "Baukonstruktion" an der Uni Kassel basteln an einem Modell

Ausgezeichnet

Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre

Der Hessische Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre rückt hervorragende Lehrbeispiele in den Mittelpunkt.

Die Jury für den Hochschullehrpreis besteht aus fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, fünf Studierenden und einer Vertreterin des Ministeriums. Sie haben die prämierten Projekte in diesem Jahr unter 34 Bewerbungen aus zwölf Hochschulen ausgewählt.

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