Wiesbaden. Der Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis, der in diesem Jahr zum zehnten Mal verliehen wird, geht an den in Dresden lebenden Bühnenbildner und Regisseur Olaf Altmann. Der Preis wird alle zwei Jahre vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Hein-Heckroth-Gesellschaft Gießen e. V. verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert. Gemäß den Statuten des Preises wurde Altmann von der Preisträgerin 2019 vorgeschlagen, Prof. Katrin Brack. Sie würdigt ihren Kollegen so: „Olaf Altmann erschafft mit einfachen Mitteln selbstbewusste, starke Räume. Seine Ideen prägen eine Aufführung, immer stehen jedoch die Schauspielerinnen und Schauspieler im Mittelpunkt.“ Aufgrund der Corona-Pandemie wird die Preisverleihung im Stadttheater Gießen voraussichtlich erst im September stattfinden. Die Laudatio wird Oliver Reese halten, Intendant des Berliner Ensembles.
Radikale Reduktion der visuellen Mittel
„Ich gratuliere Olaf Almann herzlich zu diesem Preis, den er mehr als verdient hat“, erklärt Hessens Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Auch wenn Schauspielerinnen und Schauspieler seine Bühnenbilder manchmal verfluchen dürften, denn die Spiel-Räume, die er schafft, werden für sie oft zur Prüfung. Es sind Unorte, oft mit halsbrecherischen Schrägen, auf denen es alle Kraft braucht, um sich zu halten, mit erstickender Enge oder einer Weite, in der man sich verliert. Diesen Räumen kann man nicht entrinnen. Sie bestechen durch eine radikale Reduktion der visuellen Mittel und prägen in ihrer formalen Strenge den Charakter einer Theateraufführung tiefgreifend.“
Förderpreis für Sabrina Rox
Für den mit 5.000 Euro dotierten Hein-Heckroth-Förderpreis, den die Stadt Gießen stiftet, hat Olaf Altmann die 1980 geborene Bühnenbildnerin Sabrina Rox ausgewählt. Rox verbindet eine enge Zusammenarbeit mit dem Regisseur Jan Gehler. Die gemeinsame Uraufführung von Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ am Staatsschauspiel Dresden wurde 2012 für den Theaterpreis DER FAUST im Bereich Kinder- und Jugendtheater nominiert. Weitere Arbeiten mit Gehler entstanden unter anderem am Thalia Theater Hamburg, am Schauspiel Stuttgart, am Schauspielhaus Bochum und kontinuierlich am Düsseldorfer Schauspielhaus.
Raum oft Vorgabe für Regie
Olaf Altmann, geboren 1966 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz), absolvierte eine Ausbildung zum Stuckateur in Leipzig und Berlin und arbeitete als Bühnentechniker am Städtischen Theater Karl-Marx-Stadt. Dort entwarf er 1989 für eine Inszenierung von Hasko Weber sein erstes Bühnenbild. Von 1993 bis 1997 war Altmann als Bühnengestalter am Theater Chemnitz engagiert. Dort begann seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur Michael Thalheimer, aus der bis heute mehr als 60 teils international beachtete Produktionen hervorgingen. Oft diente Altmanns Raumkonzeption als Vorgabe für die Regie. Altmann wirkt als freischaffender Bühnenbildner unter anderem in Hamburg, Dresden, Köln, Frankfurt und Berlin und arbeitete auch mit den Regisseuren Martin Kušej, Armin Petras und Stefan Bachmann zusammen. 2003 führte er zum ersten Mal selbst Regie („Krankheit der Jugend“ von Ferdinand Bruckner, Staatstheater Kassel). Als Bühnenbildner erhielt er 2008 den Theaterpreis DER FAUST und die Auszeichnung „Bühnenbild des Jahres“ der Zeitschrift „Theater heute“ für „Die Ratten“ am Deutschen Theater Berlin; 2012 wurde ihm der Nestroy-Theaterpreis für Elfriede Jelineks „Winterreise“ am Wiener Akademietheater zugesprochen, 2016 der Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares für „Les Troyens“ an der Staatsoper Hamburg. Olaf Altmann lebt in Dresden.
Preis wird seit 2003 verliehen
Der Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis und der dazugehörige Förderpreis werden seit 2003 alle zwei Jahre verliehen. Ausgezeichnet werden Bühnenbildnerinnen und Bühnenbildner, die in ihre Arbeiten die Auseinandersetzung mit der bildenden Kunst kreativ einfließen lassen – ganz im Sinn des aus Gießen stammenden Malers, Bühnenbildners und Oscar-Preisträgers Hein Heckroth (1901-1970). Bisherige Trägerinnen und Träger des Hauptpreises sind Erich Wonder, Karl-Ernst Herrmann, Achim Freyer, Robert Wilson, Christoph Schlingensief, Anna Viebrock, Bert Neumann, Gero Troike und Katrin Brack.