Wiesbaden. In Wissenschaft und Forschung entstehen täglich riesige Mengen an Datenbeständen. Sie müssen so erschlossen und vernetzt werden, dass andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber auch Behörden sowie Bürgerinnen und Bürger sie nutzen können. Deshalb gibt es mit der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) von Bund und Ländern nun einen digitalen Wissensspeicher. Er entsteht mit tatkräftiger Unterstützung hessischer Hochschulen: Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz hat die Förderung dreier Konsortien bewilligt, an denen die Philipps-Universität Marburg, die Technische Universität Darmstadt und die Justus-Liebig-Universität Gießen Mitantragstellerinnen sind. Weitere hessische Hochschulen sind an vier bewilligten Konsortien beteiligt.
Daten- und Wissensmanagement muss auf soliden Füßen stehen
„Forschungsdaten sind die unverzichtbare Voraussetzung für Antworten auf neue Herausforderungen, für Erkenntnisse und Innovationen. Sie sind oft Ergebnis teurer Experimente, die nicht beliebig wiederholt werden können – und damit eine wertvolle Ressource, die für viele zugänglich sein sollten“, so Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst Ayse Asar. „Deshalb muss das Daten- und Wissensmanagement in der deutschen Forschungslandschaft auf soliden Füßen stehen. Ich freue mich deswegen besonders, dass Hessens Hochschulen als Mitantragstellerinnen so erfolgreich waren in diesem Vorhaben, eine bessere Infrastruktur zum Management und zur Nutzung von Forschungsdaten aufzubauen. Das ist auch Verdienst unserer Landesinitiative Hessische Forschungsdateninfrastrukturen (HeFDI): Sie stärkt den Wissenschaftsstandort Hessen durch die starke Beteiligung der hessischen Hochschulen und schafft eine Schnittstelle zur NFDI.“
Um welche Projekte geht es?
Drei von der NFDI geförderte Konsortien stehen für Hessens Hochschulen im Fokus: NFDI4Ing, NFDI4BioDiversity und NFDI4Culture.
Am Konsortium NFDI4Culture ist die Philipps-Universität Marburg Mitantragstellerin; aus Hessen beteiligt sind außerdem die Goethe-Universität Frankfurt und die Hochschule Darmstadt. Ziel ist, Forschungsdaten zu materiellen und immateriellen Kulturgütern zu sammeln und bereitzustellen. Das betrifft zum Beispiel Scans von Gemälden, Notenblättern oder Fotografien, 3D-Modelle von Denkmälern, Musik, Filme oder Mitschnitte von Bühnenaufführungen. Auch Daten wie Vektorgrafiken, Simulationen von Kulturräumen oder künstlerische Darbietungen gehören dazu.
Am Konsortium NFDI4BioDiversity sind die Philipps-Universität Marburg und die Justus-Liebig-Universität Gießen Mitantragstellerinnen, aus Hessen ist auch die Goethe-Universität Frankfurt beteiligt. NFDI4BioDiversity will Forschende aus Biodiversität, Umwelt und Ökologie unterstützen und vor allem eine Datengrundlage schaffen, auf deren Basis gesellschaftliche und politische Entscheidungen getroffen werden können, um den weltweiten Verlust an biologischer Vielfalt mit dramatischen Folgen für die Menschheit eindämmen. Dabei will das Konsortium auch mit Partnerinnen und Partnern außerhalb der Wissenschaft zusammenarbeiten, etwa mit naturkundlichen Fachgesellschaften, Nationalparks oder Naturschutzbehörden.
Bei NFDI4Ing ist die Technische Universität Darmstadt Mitantragstellerin, beteiligt sind aus Hessen auch die Hochschulen Darmstadt, Fulda und RheinMain, die Technische Hochschule Mittelhessen sowie die Justus-Liebig-Universität Gießen. NFDI4Ing soll in den Ingenieurswissenschaften den Zugang zu Forschungsdaten erleichtern. Dabei spielt auch die Entwicklung der Datenkompetenz von der beruflichen Ausbildung bis zur Wissenschaftskarriere eine Rolle. Außerdem will das Konsortium ein Governance-Konzept für den Umgang mit Forschungsdaten entwickeln und sicherstellen, dass Technologien und Services für maschinenlesbare Daten und deren Metadaten breit verfügbar sind.