Das Thema im September hieß: „Identitätspolitik: Emanzipation oder Spaltung?“. Zu Gast waren Dr. Denise Bergold-Caldwell vom Zentrum für Geschlechterforschung der Universität Innsbruck, Prof. Dr. Stephan Lessenich, Direktor des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt sowie Professor für Gesellschaftstheorie und Sozialforschung an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, und Dr. phil. Reiner Becker, Leiter des Demokratiezentrums im Beratungsnetzwerk Hessen am Institut für Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg. Es moderierte Tim Berendonk vom NDR.
„Identitätspolitik hat einen hohen Anspruch: Sie kämpft gegen Diskriminierung, streitet für Anerkennung und Teilhabe für ethnische, kulturelle, sexuelle oder soziale Minderheiten. Bewegungen wie Black Lives Matter oder die LGBTIQ-Bewegung haben auf diesem Weg viel erreicht für die Vielfalt unserer Gesellschaft“, erklärt Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Doch identitätspolitische Ansätze bergen auch Zündstoff: Wo bleiben universelle Werte, wenn wir uns in erster Linie über ethnische, kulturelle, sexuelle oder soziale Gruppenzugehörigkeit definieren? Verdeckt dieser Fokus nicht auch der Diskriminierung zugrundeliegende strukturelle Ungerechtigkeit, beispielsweise ökonomische Motive? Wie gehen wir mit Repräsentation um: Sollen nur schwarze Schauspieler den Othello spielen dürfen, oder werden sie genau durch solche Forderungen in ihrem Repertoire beschränkt? Und warum nehmen Diskussionen um das Gendersternchen oder jüngst die Debatte um zwei Begleitbände zu einem Winnetou-Film so schnell unversöhnliche Züge an?“