Jurybegründung:
In ruhigen und einfühlsamen Bildern erkundet Bahar Bektaş die emotionalen und geografischen Welten ihrer Familie, die zwischen Deutschland und der Türkei von Entwurzelung und Neuanfang geprägt ist. In Gesprächen mit ihren Eltern und ihren Brüdern Taner und Onur richtet sich ihr Blick auf die schmerzhafte Vergangenheit, die ihre Familie bis heute prägt. Politische Verfolgung der alevitisch-kurdischen Familie in der Türkei, die Flucht nach Europa 1989, rassistische Übergriffe, Depressionen und eine starke Belastung der Eltern – all das tragen die Geschwister Bektaş und alle drei gehen damit unterschiedlich um. Die Ungewissheit über Taners Schicksal in der Türkei spiegelt ihre Lebenserfahrung als Familie im Exil wider. Baher Bektaş filmischer Umgang macht „Exile Never Ends“ zu einem großartigen Dokumentarfilm. Bild und Ton bleiben oft getrennt und entfalten so eine besondere Poesie und Filmsprache. Bahar Bektaş gelingt es in ihrer Montage, Vergangenheit und Gegenwart zu verschmelzen und uns mit dem Verlust der Orientierung in Zeit und Raum zu konfrontieren. Und doch scheint dieser Film ein Versuch zu sein, ein Netz für alle Familienangehörigen zu knüpfen, das Mutter, Vater, Brüder und die Filmemacherin selbst auffängt, wenn die Heimatlosigkeit ihnen den Boden unter den Füßen zu nehmen droht.