Kinder betreiben Breakdance in einer Sporthalle.

Engagement

Der Thementext im Masterplan Kultur Hessen zum Engagement.

Ehrenamtliche und freiwillig Engagierte sind eine tragende Säule des kulturellen Lebens in Hessen. Mit ihrer Freude, ihrer Tatkraft und ihrer Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, machen sie unter anderem in kulturschaffenden und kulturfördernden Vereinen zahlreiche Kulturangebote überhaupt erst möglich. Sie festigen das gesellschaftliche Miteinander, schaffen Gemeinschaft und lassen Neues entstehen. Ehrenamtliche und freiwillig Engagierte tragen gemeinsam zu einer lebendigen, vielfältigen und offenen Gesellschaft bei. Sie verdienen hohe Anerkennung und Wertschätzung. Zugleich müssen die Vereine immer intensiver um die Menschen werben, weil neben Ausbildung und Beruf oft kaum noch Zeit für ehrenamtliches Engagement bleibt.

Mit der LandesEhrenamtsagentur hat die Hessische Landesregierung bereits eine Einrichtung geschaffen, die landesweit entscheidende Impulse für das Ehrenamt gibt. Ihre Angebote tragen dazu bei, dass in den Städten und Gemeinden neue Projekte entstehen, vorhandenes Engagement gestärkt wird und Ehrenamtliche und ihre Organisationen eine wirkungsvolle Unterstützung erfahren, etwa durch eine Jobbörse.

Hessen hat zudem bereits erfolgreich den „Kompetenznachweis Ehrenamt“ eingeführt. Dieser beschreibt Fähigkeiten und Qualifikationen, die im Rahmen eines freiwilligen Engagements von den Ehrenamtlichen erworben oder eingesetzt wurden (zum Beispiel Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke). Dies kann auch bei der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz hilfreich sein. Mit den „Musikmentoren“ fördert das Land ein beispielhaftes Projekt zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen für Jugendliche im Musikbereich.

Seit 2006 gibt es ferner die Ehrenamtscard, die von den hessischen Landkreisen und kreisfreien Städten ausgegeben wird und ehrenamtlich Engagierten besondere Vorteile bietet, z. B. Vergünstigungen im Sportclub, Kino, Museum, Freizeitparks oder auch in Form von Einkaufsrabatten im Einzelhandel vieler Städte. Engagierte, die sich mindestens fünf Stunden pro Woche nachgewiesenermaßen für die Gesellschaft engagieren, können die E-Card Hessen beantragen.

Personen, die als Jugendleiterin oder Jugendleiter in der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit bei einem dem Hessischen Jugendring angehörigen Jugendverband, einem anerkannten Träger der freien Jugendhilfe oder für einen Träger der öffentlichen Jugendhilfe tätig sind, können die Jugendleiter*in-Card (Juleica) erhalten. Diese soll die Qualität des ehrenamtlichen Engagements stärken und durch Vergünstigungen zu dessen Anerkennung beitragen. Mit der Juleica ermäßigt sich beispielsweise der Eintritt in die Staatlichen Schlösser und Gärten in Hessen um 50 Prozent.

Um Jugendliche ab 14 Jahren frühzeitig für ein ehrenamtliches Engagement im Kulturbereich zu gewinnen, eignet sich auch das neue Förderprogramm „Freiwilliges Soziales Schuljahr Hessen“, das in allen hessischen Landkreisen und kreisfreien Städten den Aufbau, die Weiterentwicklung und die Stärkung von Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement junger Menschen fördern will. Ziel des FSSJH ist es, Jugendliche darin zu unterstützen, sich nicht nur kurzfristig und projektbezogen einzusetzen, sondern auch über einen längeren Zeitraum hinweg Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen. Zudem unterstützt das Land Hessen Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Freiwilligendiensten, indem auch sie das kostengünstige Schülerticket nutzen können.

Seit vielen Jahren gibt es in Hessen erfolgreiche Maßnahmen und Instrumente zur Ehrenamtsförderung im Rahmen der Kampagne „Gemeinsam aktiv – Bürgerengagement in Hessen“, die mittlerweile von #deinehrenamt abgelöst wurde. Dazu zählen der Versicherungsschutz im Ehrenamt, Qualifizierungsmaßnahmen, Fachtagungen und Netzwerktreffen, das breite Informationsangebot im Internet sowie die Unterstützung durch kompetente Ansprechpartnerinnen und -partner im Land und vor Ort. Der Ehrenamtsbericht der Hessischen Landesregierung informiert über die Aktivitäten zur Förderung, Unterstützung und Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements in Hessen und ist online abrufbar.

Die Vision

Hessen macht es sich weiterhin zum Anliegen, Ehrenamt und freiwilliges Engagement für die Kultur in seinem hohen Wert und seiner großen Bedeutung anzuerkennen und zu stärken.

Dazu ist es Ziel des Landes, in städtischen und ländlichen Räumen lebendige und zukunftsfähige Strukturen für Ehrenamt und freiwilliges Engagement in der Kultur bestmöglich zu fördern und auszugestalten. Insbesondere durch die Schaffung entsprechender (z. B. räumlicher, rechtlicher oder finanzieller) Rahmenbedingungen sollen alle Menschen an bürgerschaftlichem Engagement als einem wichtigen Aspekt lebendiger Demokratie teilhaben, um Kreativität in Vielfalt leben zu können. Durch bedarfsgerechte Förderung, Beratung und Qualifizierung will Hessen bestehendes Engagement weiter stärken und neues Engagement anstoßen. Wo möglich, will das Land auch auf eine Absenkung der Zugangshürden zu Ehrenämtern hinwirken, um für alle Menschen Teilhabe am Ehrenamt zu ermöglichen. Gerade junge Menschen, die sich bereits engagieren oder die sich engagieren möchten, sollen gefördert werden, um so breite Teilhabe zu ermöglichen. Auch die intergenerationelle Zusammenarbeit Ehrenamtlicher und freiwillig Engagierter will das Land stärken, um so die Weitergabe von Wissen und Kompetenzen zu unterstützen. Zudem ist es Anliegen des Landes, im Bereich des Ehrenamts und freiwilligen Engagements analoge und digitale Vernetzung zu fördern. Damit wird der Austausch von Erfahrung und Wissen gestärkt und Kooperationen ermöglicht.

Folgende Handlungsfelder wurden im Beteiligungsprozess für wichtig erachtet. Aus diesen wurden erste Maßnahmenvorschläge abgeleitet, um die im Beteiligungsprozess beschriebenen Aufgaben konkret umzusetzen.

  • Transparenz schaffen hinsichtlich bestehender Strukturen und Institutionen sowie Ansprechpartnerinnen und -partnern (z. B. durch Informationskampagne, Internetauftritt, Newsletter).
  • Verfügbare Räume sichtbar machen und ihre kurzfristige Bereitstellung ermöglichen (z. B. durch Einrichten einer Matchingbörse).
  • Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Verbänden, Kulturinstitutionen, Initiativen, Vereinen und Bildungseinrichtungen zur Stärkung des Engagements für die Kultur weiterentwickeln (z. B. durch Verstetigung und Ausweitung der interministeriellen Arbeitsgruppe Ehrenamt).
  • Beratungs- und Vernetzungsangebote für Vereine ausbauen (z. B. durch Stärkung und Bekanntmachung der Ehrenamtssuchmaschine, durch Unterstützung der Kulturberatung Hessen).

  • Qualifizierung junger Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler fördern (z. B. durch Stärkung der Schulungen im Rahmen des Erwerbs der Jugendleiter*in-Karte, Prüfung weiterer Anreize oder durch Zugang zu Qualifikations- und Weiterbildungsangeboten bei Engagement).
  • Mobilität engagierter junger Menschen unterstützen (z. B. durch kostenlose Fahrkarten für Wege zum Ehrenamt, Rabatte für ehrenamtlich Engagierte).
  • Integration des ehrenamtlichen Engagements in die Arbeit an Schulen (z. B. in Form von AGs oder „Ehrenamtswochen“).

  • Qualifizierung und Zertifizierung ehrenamtlicher Kulturakteurinnen und -akteure fördern, bestehende Angebote spartenübergreifend bündeln und besser sichtbar machen (z. B. durch Schulungsprogramme, Siegel).
  • Ehrenamtliches Engagement sowie bestehende Qualifizierungsprogramme für Ehrenamtliche im Bereich Kultur sichtbar machen (z. B. durch Jahresaktion oder Kampagne, durch Unterstützung bei Öffentlichkeitsarbeit, gebündelte und strukturierte Darstellung auf #deinehrenamt.de).
  • Sichtbarkeit des Freiwilligen Sozialen Jahres Kultur und des Freiwilligen Sozialen Jahres in der Denkmalpflege erhöhen (z. B. durch Ansprache neuer Zielgruppen wie etwa Menschen mit Migrationsgeschichte) und kulturelle und bildende Einrichtungen ermutigen, sich beim FSJ Kultur oder FSJ Denkmal zu beteiligen (z. B. durch eine Informationskampagne und Schulbesuche).

  • Erleichterungen in den Kulturförderrichtlinien schaffen, die auch den Bereich Engagement umfassen und helfen, Bürokratie abzubauen (s. Kapitel „Kulturförderung und Evaluation“).
  • Spartenspezifische Leitfäden für eine erfolgreiche Bewerbung um Förderungen entwickeln (z.B. durch die Fachverbände für die Landes- oder Bundesförderprogramme).
  • Prüfung der Zulassung von ehrenamtlicher Arbeit als „Eigenmittel“ in Fördermitteln.

  • Unterstützung der Ansprache neuer Zielgruppen für Engagement (z. B. über die Förderung von Kooperationsprogrammen zwischen Vereinen und migrantischen Organisationen).
  • Stärkung des intergenerationellen Zusammenarbeitens (z. B. durch Unterstützung einschlägiger Modellprojekte).

Folgende Maßnahmen sind Vorschläge für eine konkrete Umsetzung in einer kurz- oder mittelfristigen Perspektive

  • Ein Programm „Lernen durch Engagement“ gemeinsam mit einem Landkreis modellhaft ausbauen und eine flächendeckende Verankerung prüfen.
  • Eine Ausweitung der Ehrenamtscard des Landes prüfen. 
  • Ein Landesnetzwerk Ehrenamt installieren, das die Landesregierung praxisnah bei allen relevanten Fragen rund um das Ehrenamt beraten soll. Hier sollen Kulturakteurinnen und -akteure ebenfalls ihren Platz finden.
  • FSJ Kultur/FSJ Denkmalpflege – auch im schulischen Bereich – sichtbarer machen und stärken.
  • Kleinere Kulturvereine bei der Bereitstellung von FSJ-Plätzen unterstützen.
  • Die Zusammenarbeit der Kulturvereine und der Kulturfördervereine mit der Ehrenamtsagentur intensivieren (z. B. durch jährliche regionale Ehrenamtsmessen oder Vernetzungstreffen).

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