Wer durch die nordhessische Schwalm und das Hessische Hinterland im Landkreis Marburg-Biedenkopf spaziert, kann besondere Gestaltungen an den historischen Fachwerkhäusern entdecken: Figuren, Blumen, Symbole und grafische Formen sind in die Fassade geritzt. Hessischer Kratzputz heißt diese Putzweise in der ländlichen Bautradition, die bis in das 17. Jahrhundert zurückgeht.
Motive werden eingeritzt
Die Darstellungen werden entweder eingeritzt, durch Stempel, Nagelbretter oder Reisigbündel auf vorher geglätteten, frischen Putzgrund eingeprägt oder mit glättenden Werkzeugen aus Holz oder Eisen einmodelliert. Träger ist Kalkputz, dem Tierhaare oder pflanzliche Fasern beigemengt wurden. Der Kratzputz steht seit 2016 im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Mittlerweile widmen sich nur noch wenige Betriebe dieser Technik. Um sie lebendig zu halten, fördert das Landesamt für Denkmalpflege Hessen zum Beispiel die Inventarisierung historischer Putze. Die Beratungsstelle für Handwerk und Denkmalpflege kümmert sich um den Erhalt des Hessischen Kratzputzes.