Ein Haus im Kratzputz-Stil von außen; im Gefache des Fachwerkhauses sind Bilder eingefügt

Immaterielles Kulturerbe

Immaterielles Kulturerbe sind lebendige kulturelle Ausdrucksformen, die unmittelbar von menschlichem Wissen und Können getragen werden. Menschen spielen dabei die Schlüsselrolle.

Dies trifft zu bei

  • mündlich überlieferten Traditionen und Ausdrucksformen;
  • darstellenden Künsten;
  • gesellschaftlichen Bräuchen, Ritualen und Feste;
  • Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum;
  • traditionellen Handwerkstechniken.

Ein immaterielles Kulturerbe wird von einer Generation an die nächste weitergegeben und vermittelt den Gemeinschaften ein Gefühl von Identität und Kontinuität. Bei dem immateriellen Kulturerbe geht es nicht um Konservierung oder Schutz eines bestimmten Zustands, sondern um Entwicklungsfähigkeit desselben.

Viefalt und Kreativität anerkennen

Die Weltgemeinschaft will dieses Erbe, dessen Vielfalt und die dahinter stehende Kreativität anerkennen, bewahren helfen und den gegenseitigen Respekt der Menschen vor ihren Kulturen fördern und stärken. Es können und sollen bisher völlig unterschiedliche kulturelle Ausdrucksformen gleichwertig nebeneinander stehen. Dafür hat die UNESCO die „Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes“ geschaffen.

Bewerbungsverfahren

Da die UNESCO jedes Jahr nur eine geringe Zahl von Eintragungen in ihre Verzeichnisse des immateriellen Kulturerbes zulässt, wird Deutschland nicht jedes Jahr die Chance haben, einen Eintrag zu platzieren. Voraussetzung dazu ist, dass ein Kulturerbe im Bundesweiten Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe eingetragen ist. Es ist das Herzstück der Umsetzung der Konvention in Deutschland.

Um dort aufgenommen zu werden, melden die einzelnen Bundesländerein kleines Kontingent zur Prüfung an die Deutsche UNESCO-Kommission. Aufgrund der Kulturhoheit der Länder müssen diese Vorschläge bei einem Bundesland eingereicht werden. Zuständig dafür ist das Bundesland, in dem das immaterielle Kulturerbe ausgeübt wirdbeziehungsweise der Dachverband seinen Sitz hat.

Hessischer Einträge: Ebbelwei und Kratzputz

Hauslandschaften der beiden in Hessen gelegenen Regionen „Schwalm“ und „Hessisches Hinterland“ sind durch historische Fachwerkhäuser geprägt, die mit aufwändigen Gefacheputzen gestaltet sind. Der „Hessische Kratzputz“ ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für eine historische Putzweise in der ländlichen Bautradition, die bis in das 17. Jahrhundert zurückgeht und steht seit 2014 auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland.

2022  ist die Apfelweinkultur dazugekommen. Sie bedeutet Gemeinschaft: Engagierte Menschen pflegen Obstbaumbestände, keltern gemeinsam und feiern Apfelweinfeste. Vereine, Verbände und Streuobstinitiativen geben diese Kultur weiter, vom Wissen um alte Obstsorten und Keltertechniken bis zu Verkostungen, Wettbewerben und geschmacklichen Experimenten mit Mispel, Honig und Quitte. Wenngleich auch andere Regionen Deutschlands Beiträge zur Apfelweinkultur leisten: Aus unserer Sicht gehört das Stöffche erst in den Bembel und dann ins Gerippte, und all das gehört zu Hessen.

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