Der fast 2.000 Jahre alte „Papyrus Gissensis 40“ in der Universitätsbibliothek Gießen ist ein herausragendes Dokument der Bürger- und Menschheitsgeschichte. Er enthält einen Teil des
Wortlauts der „Constitutio Antoniniana“ in der griechischen Fassung. Mit diesem Edikt verlieh der römische Kaiser Marcus Aurelius Severus Antoninus, genannt Caracalla, um 212/213 n. Chr. allen freien Bewohnern des Imperium Romanum das römische Bürgerrecht. Bis dahin hatten viele von ihnen den Rang von Fremden inne, was rechtliche und soziale Nachteile bedeutete.
Erstmals einheitlicher Status für Millionen Menschen
Der im Jahr 215 n. Chr. verfasste „Papyrus Gissensis 40“ bietet die weltweit einzige erhaltene wörtliche Überlieferung des Erlasses, der vor seiner Auffindung allein aus der Geschichtsschreibung bekannt war. Einige Stellen fehlen, weil der Papyrus beschädigt ist. Die Forschung erkannte schon 1910 dessen Bedeutung. Die „Constitutio Antoniniana“ ist das überhaupt erste Dokument, das einen einheitlichen Status für Millionen Menschen unterschiedlichster Herkunft schuf und trotzdem lokale Rechtstraditionen tolerierte. Deshalb hat die UNESCO sie 2017 ins Weltdokumentenerbe aufgenommen.