Prof. Dr. Tobias Erb

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

EU-Förderung für sieben hessische Spitzenprojekte der Grundlagenforschung

Europäischer Forschungsrat unterstützt Forschende mit 17,8 Millionen Euro

Wiesbaden. Sieben exzellente hessische Forschende aus Marburg, Frankfurt und Darmstadt haben bei der aktuellen Ausschreibung der Advanced Grants des Europäischen Forschungsrates (ERC) EU-Mittel in Höhe von insgesamt rund 17,8 Millionen Euro eingeworben. Damit hat Hessen einen Anteil von 14 Prozent an allen Grants, die in Deutschland vergeben wurden. Die prestigeträchtigen Advanced Grants erlauben den Spitzenwissenschaftlerinnen und Spitzenwissenschaftlern mit ihren Teams die Realisierung bahnbrechender Projekte in der Grundlagenforschung. Die Förderung beträgt bis zu 2,8 Millionen Euro pro Grant und gilt bis zu fünf Jahre.

„Meinen herzlichen Glückwunsch an die sieben hessischen Preisträgerinnen und Preisträger! Sie haben sich in dem hochkompetitiven Wettbewerb herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler europaweit qualifiziert und sich somit in der Champions League der Spitzenforschung behauptet“, so Wissenschaftsminister Timon Gremmels. „Für die Umsetzung der zukunftsweisenden Pionierforschung wünsche ich viel Erfolg. Dass unsere Forschenden diese hohe Summe an EU-Mitteln einwerben konnten, zeigt, dass sich an hessischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen wissenschaftliches Potenzial auf herausragende Weise entfalten kann.“

Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur unter-stützt Hochschulen mit der Anschubfinanzierung „Hessen Horizon“, so dass Forschende in der Phase der Antragstellung begleitet werden und erfolgreich EU-Fördermittel einwerben können, gerade auch im europaweiten Exzellenzwettbewerb des ERC. Die Landes-Offensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz, LOEWE, leistet einen wichtigen Beitrag zur Profilierung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durch den wirksamen Aufbau von Spitzenforschung und Verfolgung auch explorativer Ideen, wie die vielfältigen Bezüge der ERC Preisträgerinnen und -Preisträger zur LOEWE-Förderung jeweils zeigen.

Folgende hessische Forschende erhalten einen ERC Advanced Grant.

Prof. Dr. Tobias Erb, Max-Planck-Institut für Terrestrische Mikrobiologie, Marburg und Philipps-Universität Marburg

Im Projekt „pro2neo-RUBISCO“ widmet sich der synthetische Biologe Tobias Erb dem zentralen Prozess der Fotosynthese: der Umwandlung des Treibhausgases Kohlendioxid durch den Biokatalysator Rubisco. Tobias Erb und sein Team wollen die evolutionäre Geschichte der Rubisco studieren, den molekularen Mechanismus des Biokatalysators aufklären und mithilfe synthetischer Biologie neue Alternativen entwerfen, um damit die Effizienz der Fotosynthese langfristig zu erhöhen. Prof. Erb warb bereits einen hessischen ERC Starting Grant ein und wurde dieses Jahr mit dem Leibniz-Preis der DFG ausgezeichnet. Er ist Mitglied des ehemalig LOEWE-geförderten Zentrums für Synthetische Mikrobiologie „SYNMIKRO“ und Co-Sprecher des LOEWE-Schwerpunkts „Tree-M – Mechanismen der Resilienz und Umweltwirkung des Blattmikrobioms von Bäumen“.

Eine Person mit blauen Handschuhen hält eine Petrischale in die Kamera

Bundesweit einmalig

Unser Forschungsförderprogramm LOEWE

Mit unserem Exzellenzprogramm LOEWE fördern wir hervorragende Forschungsprojekte, hochinnovative Forschungsideen sowie exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Prof. Dr. Jürgen Hanneder, Philipps-Universität Marburg

Prof. Jürgen Hanneder erforscht die Sprachen, Kulturen und Geschichte des indischen Kulturraumes. Sein Projekt „K-S-H-Raksa“ widmet sich der Bewahrung des kaschmirischen Sanskrit-Erbes. Das kaschmirische Literaturerbe ist über die Welt verstreut und wird heute in Kaschmir selbst nicht mehr erschlossen, obwohl es spektakuläre Werke birgt – darunter das von Prof. Jürgen Hanneder herausgegebene größte bisher bekannte Bildgedicht der Weltliteratur. Durch politische Konflikte wie die Vertreibung der Hindus im Jahre 1989 ist das Erbe in Gefahr geraten.

Prof. Dr.-Ing. Christian Hasse, Technische Universität Darmstadt

Prof. Dr. Hasses Forschungsprojekt „A-STEAM“ befasst sich mit der Erforschung von Aluminium als Energieträger. Für die Energiewende muss erneuerbare Energie in großen Mengen gespeichert werden. In den vergangenen Jahren wurden zunehmend Metalle – insbesondere Eisen – als kohlenstofffreie chemische Energiespeicher erforscht. Bei „A-STEAM“ wird Aluminium als Energieträger verwendet und damit Wasserstoff vor Ort je nach Bedarf produziert. Aluminium wird zum effizienten „Träger“ von Wasserstoff, ohne die Nachteile des Transports und mit hervorragenden Eigenschaften für die Langzeitspeicherung.

 

Eine Seite des kaschmirischen Sanskrit-Erbes mit handgefertigten Zeichnungen.

Prof. Dr. Thomas Stöhlker, GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, Darmstadt

Prof. Stöhlker erhält am GSI Darmstadt und dessen Außenstelle, dem Helmholtz-Institut Jena, für sein interdisziplinäres Projekt „HITHOR“ den Advanced Grant. Er untersucht hochionisiertes gespeichertes 229-Thorium, ein neues Paradigma auf dem Weg zu einer Kernuhr. Unter den mehr als 3000 Nukliden, die in der Natur vorkommen oder künstlich synthetisiert wurden, ist Thorium-229 außergewöhnlich. Seine niedrige Anregungsenergie macht es zum idealen Kandidaten für die Messung von Kernfrequenzen, die die derzeitigen Atomuhren übertreffen. Eine solche Kernuhr öffnet die Türen zur Grundlagenphysik und hilft, das Rätsel der dunklen Materie zu erforschen. „HITHOR“ wird in den Ionenspeicherringen und Ionenfallen-Anlagen von GSI in Darmstadt realisiert, dem weltweit einzigen Labor, in dem dies so umgesetzt werden kann. Prof. Stöhlker war Principal Investigator im LOEWE-Zentrum „HIC for FAIR – Helmholtz International Center for FAIR“, ebenso unterstützte LOEWE ihn als Principal Investigator im Schwerpunkt „Elektronendynamik chiraler Systeme (ELCH)“.

Prof. Dr. Gilles Laurent, Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Frankfurt am Main

Die Tarnung von Kopffüßern (Cephalopoden) wie zum Beispiel Tintenfischen ist eine der faszinierendsten Verhaltensweisen im Tierreich. Prof. Laurents Team hat zunächst Methoden entwickelt, um diese Tarnungsprozesse der Haut zu beschreiben. Die Ergebnisse führten zu funktionellen und mechanistischen Vorhersagen der Tarnungssteuerung. Um dieses Verständnis zu vertiefen, wurde das fünfjährige Forschungsprojekt ins Leben gerufen. Prof. Laurents Team nutzt molekulare, ultrastrukturelle, rechnerische, physiologische und verhaltensbiologische Ansätze, um die Mechanismen der Tarnungssteuerung bei Cephalopoden zu entschlüsseln. Prof. Laurent wurde als Principal Investigator im LOEWE-Schwerpunkt „NeFF – Neuronale Koordination Forschungsschwerpunkt Frankfurt“ gefördert, ebenso als Principal Investigator im LOEWE-Schwerpunkt „CMMS Frankfurt – Mehrskalen-Modellierung in den Lebenswissenschaften“. Zudem warb er zwei hessische ERC Advanced Grants ein.

Prof. Dr. Christian Hasse

Prof. Dr. Gabriele Macho, Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt am Main

Die Paläoanthropologin Prof. Dr. Gabriele Macho realisiert ihr Forschungsprojekt „PLIODIS“ in Kooperation mit Forschenden unter anderem der südafrikanischen Witwatersrand-Universität, der Universität Bordeaux und des University College London. Das interdisziplinäre Projekt geht der Populationsdynamik früher Homininen in Afrika auf den Grund. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen die notwendige Anpassungsfähigkeit in Physiologie und Verhalten des Menschen besonders der in Afrika lebenden Frühmenschen. Welche Rolle spielte das südliche Afrika und die dort gefundenen fossilen Homininen in der Anpassung an extrem unterschiedliche Umweltbedingungen und die Evolution zum modernen Homo sapiens? Diese Erkenntnisse lassen Rückschlüsse zu, ob sich unsere Vorfahren vor 3,7 Millionen Jahren bereits ausreichend vielseitig entwickelt hatten, um aktiv gemäßigte Zonen zu besiedeln.

Prof. Dr. Robert Tampé, Goethe-Universität Frankfurt am Main

Wenn das menschliche Immunsystem infizierte oder nicht-normale Zellen erkennt und angreift, geschieht das in hochkomplexen, vielstufigen Verfahren. Der Biochemiker und Strukturbiologe Robert Tampé ist auf die Strukturanalyse von Membranprotein-Komplexen des adaptiven Immunsystems spezialisiert. In seinem Forschungsprojekt „Unraveling the Supramolecular Architecture of Molecular Machineries in Adaptive Immunity“ geht es Prof. Tampé um Immunsynapsen und darum, noch ungeklärte Prozesse der Immunantwort von Zellen in ihrer räumlichen und zeitlichen Struktur zu entschlüsseln. Tampés Forschungsteam kombiniert dabei mehrere wissenschaftliche Disziplinen und Methoden, beispielsweise die Cryo-Elektronenmikroskopie, die Kontrolle von zellulären Prozessen durch Licht, die chemische und synthetische Biologie, zelluläre Strukturbiologie und andere. Prof. Tampé erhielt zuvor bereits einen hessischen ERC Advanced Grant und war Projektleiter in dem LOEWE-Exploration Projekt „Lab-on-Grid – In-situ-Aufklärung zellulärer Komplexe für die strukturbasierte Wirkstoffentwicklung“, gemeinsam mit Dr. Ralph Wieneke.

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