Wissenschaftsminister Timon Gremmels mit den Gewinnerinnen und Gewinnern des Hessischen Hochschullehrpreises 2025.

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Exzellente Lehre aus Gießen, Frankfurt und Marburg mit Hessischem Hochschullehrpreis ausgezeichnet

Projekte nehmen Gedenkstättenarbeit, internationale Wirtschaft, Liedinterpretationen und KI in den Fokus

Wiesbaden/Frankfurt. Der Hessische Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre ehrt in diesem Jahr vier hervorragende Lehr- und Lernkonzepte an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Technischen Hochschule Mittelhessen, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt sowie der Philipps-Universität Marburg. Wissenschaftsminister Timon Gremmels hat heute im Frankfurter Jügelhaus der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung die Auszeichnungen überreicht. Der Preis ist mit insgesamt 115.000 Euro dotiert und wurde zum 16. Mal vergeben.

„Gute Hochschullehre ist mehr als die gelungene Vermittlung von Wissen. Sie ist ein lebendiger Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden, der beide Seiten fordert und bereichert. Das ehren wir mit unserem Hessischen Hochschullehrpreis, einemder renommiertesten Lehrpreise in Deutschland“, so Wissenschaftsminister Timon Gremmels. „Die ausgezeichneten Projekte verbinden wissenschaftliche Exzellenz mit gesellschaftlicher Verantwortung. Sie fördern kritisches Denken, Empathie und Teamgeist – und schaffen Lernräume, die Mut machen, Neues auszuprobieren. Gerade in Zeiten, in denen unsere Demokratie unter Druck gerät, braucht es Lehrformate, die Neugier wecken und Haltung fördern. Exzellente Lehre stärkt damit nicht nur Köpfe, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Preisträgerinnen und Preisträger leisten dazu einen herausragenden Beitrag. Ich gratuliere Ihnen herzlich zur Auszeichnung.“

Der mit 60.000 Euro dotierte 1. Projektpreis ehrt Prof. Dr. Sascha Feuchert und Dr. Anika Binsch für ihr Projekt „Holocaustliteratur und Auschwitz: Seminar in der Gedenkstätte“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Das Seminar bereitet Lehramts- und Germanistikstudierende intensiv auf Gedenkstättenarbeit vor. Dafür verbindet es wissenschaftliche, literarische und persönliche Zugänge zur Erinnerungskultur: Nach einer gründlichen Vorbereitung zur Ereignisgeschichte und über die Lektüre von Zeitzeugenberichten und Holocaustliteratur reisen die Studierenden zur Gedenkstätte Auschwitz, wo sie geführte Rundgänge, Gespräche mit Zeitzeugen und künstlerische Auseinandersetzungen erleben. In anschließenden Reflexionsphasen arbeiten sie Eindrücke und Erkenntnisse gemeinsam auf. Die angehenden Lehrkräfte sollen nach dem Seminar in der Lage sein, selbst Gedenkstättenfahrten zu gestalten und Schülerinnen und Schülern historisches Bewusstsein und Empathie zu vermitteln. Die Jury würdigt das Gießener Seminar als einzigartiges Lehrkonzept, das emotionale Erfahrung, historische Bildung und pädagogische Verantwortung in vorbildlicher Weise verbindet – und damit seit 20 Jahren einen nachhaltigen Beitrag zur Erinnerungskultur leistet.

Der 2. Projektpreis in Höhe von 30.000 Euro geht an Prof. Dr. Benjamin Löhr, Heike Siebert und Alexandra Hofmann für ihr Lehrformat „International Business Simulation“ an der Technischen Hochschule Mittelhessen. Das Lehrprojekt bringt Studierende aus Deutschland, den USA und Finnland virtuell und dann vor Ort zusammen. In einem internationalen Planspiel lösen sie zunächst reale Managementaufgaben, trainieren Teamarbeit über Kontinente hinweg und schärfen ihr Verständnis für kulturelle Unterschiede und wirtschaftliche Zusammenhänge. Anstelle klassischer Prüfungen schreiben die Studierenden zum Beispiel Lerntagebücher mit individuellem Feedback, ergänzt durch Reflexionsaufgaben und kreative Präsentationen. Besonders ist auch die bewusste Förderung von Studierenden mit geringeren Mobilitätschancen sowie die gezielte Auswahl durch strukturierte Interviews, um Diversität und Gender-Balance sicherzustellen. Die Jury lobt die hohe Reflexionsdichte, die didaktische Tiefe, den unmittelbaren Bezug zur globalisierten Arbeitswelt und den durchdachten interkulturellen Austausch des Lehrprojekts.

Mit dem 3. Projektpreis in Höhe von 15.000 Euro ausgezeichnet wird Univ.- Prof. Hedayet Djeddikar für sein Projekt „RARE WARE Lied“ an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. Mit dem Lehrprojekt wagt der Lehrende einen außergewöhnlichen Zugang zur Liedkunst: Studierende erforschen vergessene oder nie eingespielte Werke und entwickeln daraus eigene Interpretationen. Ohne Vorbilder oder Aufnahmen werden sie selbst zu schöpferisch Forschenden – zwischen Archivrecherche, musikwissenschaftlicher Arbeit und künstlerischer Umsetzung im Konzert oder Studio. Dabei werden nicht nur analytische und interpretatorische Fähigkeiten der Studierenden geschult, sondern auch Recherchekompetenzen und interdisziplinäre Zusammenarbeit gefördert. Die Jury beeindruckt die innovative Herangehensweise. Sie sieht im entwicklungsorientierten Lehransatz ein großes Potenzial. Dem Lehrenden gelingt es durch seine herausragende Fragetechnik und Zugewandtheit, die Studierenden im Austausch über die gewählten Lieder und deren eigene Interpretationen zu halten. 

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis für eine studentische Initiative geht an Ali Kholmovaia, Tim Ushakov, Eva Kvindt und Anastasiia Derzhanskaia für ihr Angebot „AI-Lab: AI & Society“ an der Philipps-Universität Marburg. Das Projekt verbindet technisches Wissen über Künstliche Intelligenz (KI) mit gesellschaftlich-ethischen Fragen. Studierende aller Fachrichtungen untersuchen, wie ein gutes Zusammenleben mit KI gelingen kann – etwa in den Bereichen Bildung, Fairness oder Therapie. Begleitet werden sie dabei von Mentorinnen und Mentoren sowie Lehrenden, unter anderem aus Psychologie und Informatik. Das AI-Lab vermittelt zudem Kompetenzen in Programmieren, Projektmanagement und interdisziplinärer Zusammenarbeit. Workshops, Reflexionsformate und Präsentationen fördern sowohl individuelle als auch kollektive Wissensbildung der Studierenden. Die Jury lobt die interdisziplinäre Ausrichtung, das durchdachte Mentoring-System, die enge Verbindung von Theorie und Praxis und die hohe Praxisrelevanz durch die Beschäftigung mit KI.

Die Jury für den Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre besteht aus fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, fünf Studierenden und einer Vertreterin des Ministeriums. Sie haben die prämierten Projekte in diesem Jahr unter 38 Bewerbungen aus 13 Hochschulen ausgewählt. 

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