Wiesbaden/Darmstadt. Die Demokratie steht unter Druck: Emotional aufgeladene Meinungsverschiedenheiten gefährden den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Rechtsautoritäre Strömungen stellen demokratische Grundregeln in Frage. Wie bleibt unsere Demokratie trotz allem zukunftsfähig? Diese Frage stand am Mittwochabend auch im Mittelpunkt der zweiten Ausgabe von „Demokratieforschung im Dialog“, einer Gesprächsreihe des hessischen Wissenschaftsministeriums zum direkten Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern. Sie war diesmal an der TU Darmstadt zu Gast. Wissenschaftsminister Timon Gremmels diskutierte mit den Forschenden Prof. Dr. Christian Stecker, Prof. Dr. Dirk Jörke, Prof. Dr. Michèle Knodt und Sina Wensing. Die Moderation übernahm Dr. Patrick Honecker, Chief Communication Officer der TU Darmstadt.
Wissenschaft und Forschung sind wichtig für unsere Demokratie
„Freie Wissenschaft und Forschung haben eine besondere Bedeutung für die Demokratie. Sie stellen gesicherte, nachvollziehbare Fakten als Basis für Diskussionen und Entscheidungen bereit und enttarnen Fake News. Sie legen Probleme offen, analysieren gesellschaftliche oder soziale Ungleichheit und ermitteln Hürden, die Menschen davon abhalten, sich politisch engagieren zu können. Und: Wissenschaft bringt Menschen in Austausch sowie sachliche Argumente in verschiedene Kontexte. Um unsere Demokratie zukunftsfähig zu halten, ist es also auch Aufgabe der Politik, gute Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre zu schaffen und gegen Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit konsequent vorzugehen“, so Wissenschaftsminister Timon Gremmels.
Prof. Dr. Tanja Brühl, Präsidentin der TU Darmstadt betonte: „Hochschulen sind Orte für Demokratie. Durch wissenschaftliche Impulse, gelebten xchange und engagierte Studierende tragen wir bei zu einer lebendigen Demokratie. Wissenschaft bietet Evidenz, zeigt Perspektiven und eröffnet neue Lösungsräume für notwendige Veränderungen. Als Universität sind wir nicht nur Forschungsort, Lehr- und Lernort, und Arbeitsort, wir sind vor allem auch ein pluraler Diskursraum. Diesen Raum für Diskurs müssen wir gemeinsam offenhalten. Es ist an uns, uns starkzumachen für eine starke Wissenschaft als Grundlage einer zukunftsfähigen Demokratie.“
Prof. Dr. Christian Stecker, Leiter des Arbeitsbereichs „Politisches System Deutschlands und Vergleich politischer Systeme“ am Institut für Politikwissenschaft der TU Darmstadt, machte darauf aufmerksam, dass sich unter jungen Erwachsenen eine zunehmende Schere in der politischen Beteiligung auftue: „Menschen mit Abitur gehen deutlich häufiger wählen als Menschen ohne Abitur. Dieser Unterschied ist viel größer als noch vor 30 Jahren und eine tickende Zeitbombe für die Demokratie." Ausmaß, Ursachen und mögliche Lösungen für diese Diskrepanz gelte es im Rahmen des vom HMWK initiierten Forschungsprojekts „Hessen-Monitor“ zu erforschen.