Wiesbaden. Das Dissertationsvorhaben des Marburger Historikers Lukas Udovic zum Thema „,Plutoniumwirtschaft‘ und ,atomare Demokratie‘. Das Unternehmen Nukem in Politik und Gesellschaft des Landes Hessen (1960-1991)“ wird mit dem Hessen-Stipendium gefördert. Mit dem 2017 eingeführte Stipendium unterstützt das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur herausragende Forschungen zur hessischen Geschichte. Es ist in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben worden und startet zum 1. Oktober 2024.
Anreiz für die Beschäftigung mit hessischer Geschichte
„Mit dem Hessen-Stipendium wollen wir jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern einen Anreiz bieten, sich mit hessischer Geschichte intensiv auseinanderzusetzen“, so Wissenschaftsminister Timon Gremmels. „Lukas Udovic berührt mit seiner Arbeit über das Kernkraft-Unternehmen, das seinen Sitz in Hanau hatte, eines der zentralen und intensiv diskutierten Themen der deutschen, insbesondere der hessischen Zeitgeschichte. Ich gespannt, welche demokratie- und debattengeschichtlichen Erkenntnisse die Arbeit erbringen wird, und wünsche viel Erfolg.“
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Nuklear-Chemie und Metallurgie GmbH, kurz Nukem. Sie produzierte im untersuchten Zeitraum im sogenannten „Atomdorf“ im Hanauer Stadtteil Wolfgang über verschiedene Tochterunternehmen Brennelemente für Kernkraftwerke. Über die Unternehmenstochter Transnukelar wurde sie Marktführerin für Transporte von kerntechnischem Material. Der „Transnuklearskandal“ der 1980er Jahre, bei dem es um Unregelmäßigkeiten bei Transporten kerntechnischen Materials ging, löste eine starke Kontroverse aus. In seiner Arbeit richtet Lukas Udovic das Hauptaugenmerk auf die Rolle der Plutoniumwirtschaft für die Demokratiegeschichte. Er untersucht die Auswirkungen und Debatten in der hessischen Landesregierung ebenso wie die Politisierung und Dynamisierung der Gesellschaft.
2017 zum ersten Mal vergeben
Das Hessen-Stipendium wurde vom das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur 2016 zum ersten Mal ausgeschrieben und 2017 erstmalig vergeben. Die Stipendiatin oder der Stipendiat bekommt für das Forschungsprojekt 1.400 Euro monatlich für zunächst höchstens zwei Jahre. Nach dem ersten Förderjahr muss schriftlich über den Verlauf der Arbeit und die Zwischenergebnisse berichtet werden. Auch ein Vortrag vor einem Fachpublikum gehört zu den Anforderungen.