Christoph Degen mit einigen der Ottilie-Roederstein-Stipendiatinnen 2025.

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Kunst von Frauen im Fokus: Ottilie-Roederstein-Stipendien an Künstlerinnen vergeben

Eines der höchstdotierten Förderprogramme für Frauen in der Kunst geht in die nächste Runde

Wiesbaden. Künstlerinnen und kulturschaffende Frauen fördern und in den Fokus zu rücken: Das ist das Ziel der Ottilie-Roederstein-Stipendien des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur. Sie werden in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben. Insgesamt 73 Bewerbungen sind für die drei Kategorien eingegangen. Die Jury hat zehn Künstlerinnen, darunter ein Kollektiv, für Haupt-, Nachwuchs- und Arbeitsstipendien ausgewählt. Christoph Degen, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur hat die Stipendien am Montag im Ministerium überreicht.

Kunst und Kultur leben vom Blick aller

„Kunst und Kultur leben von der Beteiligung und kritischen Blick aller – erst recht von Frauen. Trotzdem sind professionelle Künstlerinnen in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit immer noch zu wenig präsent. Das wollen wir mit ändern und haben mit den Ottilie-Roederstein-Stipendien bundesweit eines der höchstdotierten Förderprogramme für Frauen in der Kunst aufgesetzt“, so Staatssekretär Christoph Degen. „Die diesjährigen Stipendiatinnen machen die ganze Bandbreite der Künste und den wertvollen Anteil von Künstlerinnen daran sichtbar. Ebenso beeindruckend sind die Themen: Die Künstlerinnen setzen sich mit Rassismus und Einwanderung auseinander und schaffen nicht nur Kunst, sondern auch Räume zum Austausch. Ich gratuliere ihnen zu ihrem Erfolg und bin gespannt, die umgesetzten Projekte zu sehen, zu hören und zu erleben!“

Christoph Degen mit den Hauptstipendiatinnen Sina Ahlers und Julia Mihály sowie Catrine Val und zwei Jurymitgliedern

Eines von zwei Ottilie-Roederstein-Hauptstipendien 2025 geht an die Frankfurter Künstlerinnen Sina Ahlers und Julia Mihály. Ahlers, Absolventin des Studiengangs „Szenisches Schreiben“ der Universität der Künste in Berlin und die Komponistin Mihály erhalten das Stipendium für ihr gemeinsames Projekt mit dem Arbeitstitel „Der Brand“. Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern und dem Staatstheater Kassel setzen sich die Frauen mit der EU-Asylpolitik, den Entwicklungen an den deutschen Außengrenzen und ihren Folgen auseinander. Geplant sind unter anderem Interviews mit Menschen aus Kassel, Klangcollagen, auto-biografische Erzählungen und poetische Werke. Die Ergebnisse sollen auch Eingang in eine Inszenierung am Staatstheater Kassel finden.

Das zweite Hauptstipendium geht an Catrine Val, die Freie Kunst an der Kunsthochschule Kassel studierte und mittlerweile weltweit lehrt und arbeitet. Mit ihrem Projekt „Kaleidoskop der Zeit – Geschichten aus der Diaspora“ will sie Geschichten von Migrantinnen in Kassel erzählen. Das Vorhaben soll gemeinsam mit der Stadtschreiberin von Kassel, Amira El Ahl, umgesetzt werden. Geplant sind Fotografie und Videos sowie ein Showroom, in dem die Künstlerinnen mit Menschen zu biographischen Themen ins Gespräch kommen. Die Ergebnisse werden im Kasseler Kunstverein zu sehen sein.

Beide Hauptstipendien sind mit jeweils 40.000 Euro dotiert zuzüglich bis zu 30.000 Euro Projektmittel.

Christoph Degen mit Nachwuchsstipendiatin Laura Stellacci

Eines von zwei Ottilie-Roederstein-Nachwuchstipendien geht an Carolin Pysalski, die 2023 ihr Studium der Visuellen Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel abschloss. Carolin Pysalski will einen gesellschaftskritischen Graphic Novel mit dem Titel „Rasenmähercomic“ umsetzen. Die Geschichte spielt in einer kleinbürgerlichen Nachbarschaft und nutzt Garten und Rasenmähen als Metaphern für größere politische und ökologische Themen wie Grenzen, Kontrolle, Klimawandel und Mensch-Natur-Beziehungen.

Das zweite Nachwuchstipendium bekommt Laura Stellacci. Sie hat unter anderem Choreographie und Performance an der Justus-Liebig-Universität Gießen studiert und lebt in Berlin. Laura Stellcacci plant eine experimentelle Tanzperformance als Trio, das auf ihrer Recherche zur Nonne und Künstlerin Karen Boccalero basiert. Boccalero war in den 1980er Jahren Mitbegründerin des Punk-Clubs „The Vex“ in Los Angeles und verkörperte für die Künstlerin eine Verbindung aus spiritueller Hingabe, sozialem Aktivismus und kreativer Freiheit. 

Staatssekretär Christoph Degen mit einigen der Arbeitsstipendiatinnen

In der Jury saßen Julian Urban und Sabine Rehberg vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Eva Claudia Scholtz, Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung, Prof. Franziska Nori vom Frankfurter Kunstverein, Prof. Martin Nachbar von der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst sowie Valentina Knežević, Video Artist und Ottilie-Roederstein-Stipendiatin 2024.

Wer war Ottilie Roederstein?

Ottilie Wilhelmine Roederstein (1859-1937) war eine erfolgreiche Porträtmalerin und Zeichnerin. Sie lebte und arbeitete unter anderem in Frankfurt am Main und Hofheim am Taunus. Roederstein setzte sich gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Dr. Elisabeth Winterhalter, der ersten deutschen Chirurgin, für die Gleichberechtigung der Frau ein. So eröffnete sie ein Lehr-Atelier, das ausschließlich Schülerinnen aufnahm.

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