Die auf der „Kasseler Museumsinsel“ am Brüder-Grimm-Platz prominent gelegene historische Murhardsche Bibliothek wird seit 2017 aufwändig saniert. Unter anderem kam ein Anbau nach Nordwesten hinzu. Dieser Teil sowie der sanierte Kopfbau mit dem Eingangsbereich wurden nun freigegeben und damit der zweite und dritte Bauabschnitt des Gesamtprojekts beendet. Wissenschaftsminister Timon Gremmels sprach zur Eröffnung ein Grußwort.
"Die Baumaßnahme zeigt unser Engagement für Bildung, Forschung und den Zugang zu Wissen für alle“, so Wissenschaftsminister Timon Gremmels. „Bibliotheken bewahren seriöse Quellen für Forschung und den gesellschaftlichen Diskurs. Sie sind Orte des Lesens, Nachdenkens und des Austausches. Im Prozess unserer demokratischen Willensbildung sind sie unverzichtbar. Deshalb haben wir dieses wichtige Projekt gern mit rund 16,6 Millionen Euro aus unserem Hochschulbauprogramm HEUREKA unterstützt.“
Nach sieben Jahren Sanierung und Bau im laufenden Betrieb beendet die Teileröffnung einen wichtigen Bauabschnitt, der wieder das Betreten durch das historische Hauptportal und den Zugang zum Neubau ermöglicht. Der Neubau zeichnet sich durch seine nachhaltige Bauweise und eine moderne gebäude- und sicherheitstechnische Ausstattung aus. Er umfasst ein hochmodernes Magazin, einen lichtdurchfluteten Lesesaal mit 30 Leseplätzen sowie einen großzügigen Ausstellungsraum, um voraussichtlich ab 2026 die kostbaren historischen Bestände – zum Beispiel mittelalterliche Handschriften – gut geschützt zu präsentieren.
Der Kopfbau der denkmalgeschützten Murhardschen Bibliothek wurde behutsam modernisiert. Er verfügt über einen Sonderlesesaal mit acht Leseplätzen für konzentriertes Arbeiten mit kostbaren Originalen und einen Schulungsraum mit 15 Arbeitsplätzen. Die Innenräume wurden so gestaltet, dass sie den historischen Charakter behalten, gleichzeitig aber die Anforderungen an einen modernen Lern- und Arbeitsort in einer wissenschaftlichen Bibliothek und zeitgemäße energetische Standards erfüllen. Die neu geschaffenen Bereiche sind barrierefrei zugänglich.
Im letzten Bauabschnitt folgen nun die Sanierungsarbeiten im Südflügel, der unter anderem den historischen Eulensaal beherbergt. Vollständig zugänglich wird die Bibliothek nach Abschluss aller Bauarbeiten frühestens Mitte 2026 sein. Sie wird dann 700.000 Medien aufnehmen können. Dann können auch wertvolle Originale beispielsweise aus der Handschriftensammlung wieder präsentiert werden.
Das Land Hessen finanziert die Baumaßnahme aus dem Hochschulbauprogramm HEUREKA. Die Kosten belaufen sich insgesamt – also mit dem noch folgenden Bauabschnitt – auf rund 16,1 Mio. Euro. Hinzu kommen 0,5 Mio. Euro für die Erstausstattung. Das Projekt wird vom Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen betreut. Den Neubau hat das Architekturbüro Sichau & Walter (Fulda) entworfen.
Die Murhardsche Bibliothek ist nach den Kasselern Friedrich und Karl Murhard benannt, die in ihrem Testament 1845 ihrer Heimatstadt ihr Vermögen zur Stiftung einer wissenschaftlichen Bürgerbibliothek hinterließen. Das Neorenaissance-Bibliotheksgebäude wurde 1905 eröffnet und wird seit 1959 gemeinsam durch die beiden Bibliotheken „Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel“ und „Landesbibliothek“ genutzt. Vorausgegangen war der Übergang der Zuständigkeit für die Landesbibliothek, die frühere kurfürstliche Bibliothek, vom Land zur Stadt Kassel 1957. Seit 1976 sind die beiden Bibliotheken Abteilungen der Universitätsbibliothek Kassel und verfügen, insbesondere im Bereich der Handschriften und Autografen, über Bestände von Weltrang. Zu den wertvollsten Beständen der Landesbibliothek zählen bspw. mittelalterliche Handschriften wie das Hildebrandlied aus dem 9. Jahrhundert, eines der ältesten Zeugnisse deutscher Dichtung.
Quelle: Universität Kassel