Ministerin Dorn steht mit Vertreterinnen und Vertretern der VGU vor dem neuen Campusgebäude

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Neuer Campus der Vietnamesisch-Deutschen Universität bietet 5000 Studierenden Platz

Moderne Labore, große Bibliothek und Wohnungen für Gastdozierende

Wiesbaden. Den neuen Campus der Vietnamesisch-Deutschen Universität (Vietnamese-German-University, VGU) hat Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn am Freitag gemeinsam mit Vertretern der Regierung der Volksrepublik Vietnam und Mitgliedern des Universitätsrates der VGU eröffnet. Auf dem neuen Campus in Ben Cat in der Provinz Binh Duong, nordöstlich von Ho-Chi-Minh-City, lernen seit Beginn des laufenden Semesters Anfang September die derzeit gut 2400 Studierenden der VGU in den neuen Gebäuden, die von der vietnamesischen Regierung mit eigenen Mitteln und einem Kredit der Weltbank finanziert wurden. Unter den Teilnehmenden der Eröffnungsfeier waren der Minister für Bildung und Ausbildung Vietnams, Prof. Nguyễn Kim Sơn, Vizeminister Prof. Dr. Nguyen Van Phuc, zugleich Vorsitzender des Universitätsrates der VGU, Prof. Nguyen Thien Nhan, ehemaliger Vizepremierminister und Initiator der VGU, Dr. Ralf Gebel, Leiter der Unterabteilung für Europäische Zusammenarbeit in Bildung und Forschung im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie Dr. Josefine Wallat, Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Ho-Chi-Minh-Stadt.

Begegnung der Kulturen

„Wer sich an der VGU bildet, erwirbt viel mehr als reine Fachkompetenzen“, erklärte Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Studierende begegnen hier Menschen aus verschiedenen Kultur- und Sprachräumen, sie lernen miteinander und voneinander. Die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen und offen füreinander zu sein, ist die Voraussetzung für gegenseitiges Verständnis und Vertrauen. Offenheit, Vertrauen und gemeinsames Handeln wiederum werden es uns ermöglichen, die Probleme unserer Zeit zu lösen. Als Modelluniversität mit ihren Grundsätzen von Einheit und Freiheit von Forschung und Lehre sowie institutioneller Autonomie und akademischer Selbstverwaltung nach deutschem Vorbild hat sie hierfür die besten Voraussetzungen: Die Hochschule ist in der Festlegung von Forschung und Lehre unabhängig, verfügt über einen Universitätsrat und seit 2019 über einen akademischen Senat, der sie in allen Angelegenheiten von Forschung, Lehre und Studium sowie von grundsätzlicher Bedeutung berät und die Geschäftsführung des Präsidiums überwacht. Damit bereichert die VGU das Hochschulsystem Vietnams. Und die an der VGU Lernenden und Lehrenden bereichern zugleich die Beziehungen zwischen unseren Ländern, schaffen Vertrauen und beleben den Dialog der Zivilgesellschaften – einen Dialog, der auch für die Politik von großer Bedeutung ist. Sie schaffen Zukunft.“

Platz für 5000 Studierende

Der Campus soll mittelfristig 5000 Studierenden Platz bieten. Die vom US-amerikanischen Architekturbüro Machado & Silvetti geplanten Gebäude umfassen neben der großzügigen Bibliothek mit viel Raum zum Lesen, Lernen und Teamarbeit sieben Labor- und Forschungsgebäude für rund 180 hochmodern ausgestattete Labore auf einer Gesamtfläche von rund 14.000 Quadratmetern, eine Festhalle für bis zu 1500 Besucher, vier Hörsaalgebäude, eine offene Mensa über drei Stockwerke, ein Verwaltungsgebäude und zwei Studierendenwohnheime für insgesamt 3500 Studierende.  Die gesamte Anlage ist auf rund 50 Hektar großzügig und weitläufig angelegt. Ein besonderes Highlight ist ein Lecturer Village für die Gastdozierenden mit Häusern und Appartements für die Flying Faculty, also die Lehrenden, die aus Deutschland für kurzfristige Lehraufenthalte an die VGU kommen.

Blick aus der Luft auf den VGU-Campus

Die 2008 auf gemeinsame Initiative von Vietnam und Hessen gegründete VGU ist die erste staatliche vietnamesische Universität mit einem internationalen Partner, die weitgehende Autonomie nach dem Vorbild der TU Darmstadt genießt. Mit einem Lehr- und Forschungsbetrieb von mehr als 2400 Studierenden bietet die Hochschule aktuell 16 Studiengänge mit Bachelor- und Masterabschlüssen in Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften an. Im vergangenen Jahr kamen drei Promotionsprogramme mit derzeit sechs Promovierenden an der VGU hinzu. Mittlerweile haben knapp 1500 Studierende nach erfolgreichen Prüfungen einen deutschen Universitätsabschluss und einen VGU-Abschluss erhalten, davon. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzieren deutsche Verwaltungskräfte sowie Professorinnen und Professoren deutscher Unis und Hochschulen, die die Verwaltung nach deutschem Vorbild ausbauen und neue Studiengänge einführen. Das Land Hessen stellt dafür knapp 2,1 Millionen Euro bereit, aus dem Bundeshaushalt fließen 1,5 Millionen Euro.

Beispiel Wasserzukunft

Ein Beispiel für die hessisch-vietnamesische Zusammenarbeit an der VGU ist der Masterstudiengang „Water Technology, Water Reuse and Water Management“, den die VGU seit 2020 in Kooperation mit der Technischen Universität (TU) Darmstadt anbietet. Das Studienfach widmet sich der Wasser- und Abwasserbehandlung in Gebieten mit schwacher Infrastruktur und forscht in enger Zusammenarbeit mit Dozierenden der TU Darmstadt nach Lösungen, um Menschen einen Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. In Vietnam ist der Mekong eine der wichtigsten Wasserquellen. Schadstoffe, Sandabbau und wachsender Salzgehalt durch den steigenden Meeresspiegel haben drastische Einflüsse auf Fische, Pflanzen und Menschen, die vom Anbau von Nahrungsmitteln im Mekong-Delta, der so genannten „Reiskammer“ Vietnams, abhängig sind. Die Studierenden und Dozierenden suchen anhand dieses Beispiels Lösungen für Wasser- und Abwasserprobleme in aller Welt und dafür, Flüsse und Gewässer sauber zu halten.

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