Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Gemeinsamer Hochschulraum ist zentraler Teil des europäischen Friedensprojekts

Rückwärtsgewandter Nationalismus schadet dem Bologna-Prozess

Wiesbaden. Der Bologna-Prozess für einen gemeinsamen Hochschulraum ist aus Sicht Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn ein wichtiger Teil des europäischen Einigungsprozesses: „Wer den gemeinsamen europäischen Gedanken für nationale Alleingänge opfern will, der bringt nicht nur die Wissenschaft in die Sackgasse, sondern auch das größte Friedensprojekt der Nachkriegsgeschichte“, sagte die Ministerin in einer Landtagsdebatte zu diesem Thema. „Der Bologna-Prozess ist nicht abgeschlossen, er braucht immer wieder neue Impulse und auch stellenweise Korrekturen. Aber was dieser Prozess sicher nicht braucht, ist eine rückwärtsgewandte Debatte nach dem Motto: Früher war alles besser.“

Noch vor 20 Jahren waren Studium und Arbeit im Ausland schwer

Wissenschaftsministerin Dorn erinnerte daran, wie schwer es zu Beginn des Prozesses vor 20 Jahren noch war, im europäischen Ausland zu studieren oder zu arbeiten. „Von wegen früher war alles besser! Es ging bei Bologna darum, die Mobilität zu fördern, den Austausch zwischen Universitäten aus unterschiedlichen Nationen und auch die soziale Durchlässigkeit – ein bildungspolitischer Aufbruch, damit die Gesellschaft für die Zukunft gewappnet ist. Die gestufte Studienstruktur mit Bachelor und Master gehört inzwischen längst zum deutschen Hochschulsystem. Das zeigen die Zahlen: Im Jahr 2019 gab es hier rund 46 Prozent Bachelor-Studiengänge und rund 47 Prozent Master-Studiengänge. Selbst im zunächst vieldiskutierten Bereich der Ingenieurwissenschaften sind die neuen Abschlüsse akzeptiert. Kein Wunder: An den deutschen Ingenieurinnen und Ingenieuren wird nicht die Abschlussbezeichnung als solche geschätzt, sondern die Qualität ihrer Ausbildung.“ Allen Ideen, die Reform der Abschlüsse zurückzudrehen, erteilte Dorn eine Absage: „Hessen würde eine Art wissenschaftlichen Burggraben um seine Hochschulen errichten. Eine Fortsetzung des Studiums oder eine Promotion außerhalb Hessens, geschweige denn außerhalb Deutschlands wäre kaum noch möglich. Das wäre eine bildungspolitische und berufliche Sackgasse.“

Globale Herausforderungen bleiben nicht an Landesgrenzen stehen

Fundamentale Angriffe auf den Bologna-Prozess wies Wissenschaftsministerin Dorn als nationalistisch motiviert zurück. „Globale Herausforderungen wie die Klimakrise, eine nachhaltige Energieversorgung, Migration oder die aktuelle Pandemie bleiben nicht an Landesgrenzen stehen. Lösungen können wir nur gemeinsam erarbeiten. Internationale Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft und Forschung begründet die Stärke unserer Gesellschaft, unserer Wirtschaft und letztlich unsere Zukunft. Dank des Bologna-Prozesses sind unsere Hochschulen eigenverantwortlicher, durchlässiger und internationaler geworden. Eine Diskussion, wie man die Ziele der Reform noch besser erreichen kann, ist wichtig. Wer aber das Projekt zurückdrehen will, der schadet aus Unkenntnis oder Populismus dem deutschen Hochschulsystem. Diesem Irrweg werden wir entschieden entgegentreten.“

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