Wiesbaden/Kassel. Die documenta zählt zu den weltweit bedeutendsten Ausstellungsreihen für zeitgenössische Kunst. Dabei geht sie über die Grenzen eines klassischen Kunstbetriebes hinaus, erkundet selbst andere Wissensfelder und wird zum Gegenstand der Forschung. Um die Schnittstellen und Reibungsflächen zwischen Kunst und Wissenschaft am entstehenden documenta-Institut von Anfang an zu begleiten, fördert das Land Hessen das Projekt „Kunst Forschung Praxis documenta – künstlerische und kuratorische Forschung am documenta-Institut“ an der Kunsthochschule Kassel in den Jahren 2020 und 2021 mit insgesamt 200.000 Euro. Das hat Wissenschafts- und Kunstministerin Angela Dorn heute bekanntgegeben. Die Kunsthochschule Kassel und die Universität Kassel sind als Partner an der Gründung des documenta-Instituts beteiligt.
Kunst ist Ausgangs- und Fluchtpunkt des documenta-Instituts
„Die Kunst ist Ausgangs- und Fluchtpunkt des entstehenden documenta-Instituts. Ich freue mich deshalb sehr, dass der künstlerische Zugang Teil des Instituts sein wird“, so Wissenschafts- und Kunstministerin Angela Dorn. „Das geförderte Projekt ermöglicht es, die Geschichte der documenta aus einer neuen Forschungsperspektive zu untersuchen. Zudem entstehen durch die Interaktion von Kunst und Wissenschaft Impulse für einen transdisziplinären Diskurs. Die Kunsthochschule Kassel hat hier ein Konzept vorgelegt, das auf dieses Spannungsfeld neugierig macht.“
Eng mit TRACES verknüpft
Das geförderte Projekt ist eng mit dem 2019 gegründeten Transdisziplinären Forschungszentrum für Ausstellungsstudien (TRACES) an der Kunsthochschule Kassel verknüpft. Hier bündeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die bestehende Forschung zur documenta und zu Ausstellungsstudien und stellen Synergien zwischen den vorhandenen Ansätzen her. Verantwortlich für das Projekt sind Prof. Joel Baumann, Prof. Dr. Alexis Joachimides, Prof. Dierk Schmidt sowie Prof. Dr. Nora Sternfeld von der Kunsthochschule Kassel.
Projekt aus mehreren Säulen
Das Projekt besteht aus mehreren Säulen. So soll zum Beispiel kritisch erforscht werden, welchen Einfluss der Nationalsozialismus auf frühere Ausgaben der documenta hatte. Die Forscherinnen und Forscher wollen zudem ein Archiv zur Geschichte des Cyberfeminismus aufbauen und Strukturen erarbeiten, die es Künstlerinnen und Künstlern ermöglichen, über Drittmittel Teil eines Graduiertenkollegs zu werden. Ein Fokus soll auch auf der Entwicklung und dauerhaften Einbindung einer Struktur für künstlerische Forschung liegen. Zudem ist eine internationale Konferenz geplant, die Ausrichtung und Zielsetzung des documenta-Instituts zum Thema haben soll, sowie ein Workshop als Projektabschluss.
Was ist das documenta-Institut?
Das documenta-Institut soll als außeruniversitäre wissenschaftliche Einrichtung ein Ort sein für transdisziplinäre und transnationale Forschungen zum Verhältnis von Kunst, Gesellschaft, Wissen und Ökonomien im Kontext einer globalen zeitgenössischen Ausstellungskultur. Zentraler Teil des documenta-Instituts ist das documenta archiv mit seinem einzigartigen Bestand an schriftlichen, bildlichen und elektronischen Dokumenten aus der Geschichte der seit 1955 stattfindenden documenta und der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.
Kooperationspartner für den Aufbau des documenta-Instituts sind das Land Hessen und die Stadt Kassel sowie die beteiligte documenta und Museum Fridericianum gGmbH mit dem documenta archiv und die Universität Kassel mit der Kunsthochschule.
Das Land Hessen und die Stadt Kassel fördern den Bau des Instituts mit jeweils sechs Millionen Euro, weitere zwölf Millionen Euro stellt der Bund zur Verfügung. Die Stadt Kassel bringt darüber hinaus ein Grundstück am Karlsplatz ein, während das Land die Mittel für die Forschung und die Grundausstattung sowie für die Leitung des documenta-Instituts bereitstellt. Gründungsdirektor des Instituts ist der Soziologe Prof. Dr. Heinz Bude. Er wurde heute auf einer Pressekonferenz vorgestellt.