Wiesbaden. Dass ein Kunstwerk mit antisemitischer Bildsprache auf der documenta fifteen gezeigt wurde, muss aus Sicht von Hessens Kunstministerin Angela Dorn und des Vorsitzenden des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Hessen, Dr. Jacob Gutmark, umfassend aufgearbeitet werden: „Wir sind uns einig, dass antisemitische Inhalte nicht gezeigt und nicht reproduziert werden dürfen und dass dieses Bild abgehängt werden musste. Wichtig ist nun, dass wir miteinander im Dialog bleiben darüber, aus welcher Weltsicht diese Bilder entstanden sind und wie wir Antisemitismus wirksam bekämpfen können.“ Der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main, Prof. Dr. Salomon Korn, ergänzt hierzu: „Wir begrüßen die Initiative, gemeinsam ins Gespräch zu kommen. Hierbei müssen wir auch über Verantwortlichkeiten sprechen.“ Ministerin Dorn und Vertreter des Landesverbandes sowie der Jüdischen Gemeinde Frankfurt treffen sich daher am Dienstagabend in Frankfurt zum Gespräch.
Antisemitismus hat auf der documenta keinen Platz
„Der bereits entstandene Schaden ist nicht zu relativieren“, erklärt Ministerin Dorn. „Ich habe immer gesagt, dass Antisemitismus auf dieser documenta keinen Platz haben darf und habe schon vor der Veranstaltung Vorschläge gemacht, wie dies verhindert werden könnte. Das haben auch das Kuratorenkollektiv ruangrupa und die documenta gGmbH zugesichert. Dennoch waren Motive zu sehen, wie sie auch Wegbereiter des beispiellosen Menschheitsverbrechens der Shoah waren. Auch habe ich stets deutlich gemacht, dass ich sowohl den BDS-Aufruf als auch jede andere Form von Israel-Boykott entschieden ablehne. Er verhindert das Gespräch und den Dialog, und er zielt auf den Staat, der sich als Heimstätte der Jüdinnen und Juden nach jahrhundertelanger Verfolgung versteht. Aufgrund unserer historischen Verantwortung sind und bleiben das Existenzrecht und die Sicherheit Israels ein Teil deutscher Staatsräson. Es ist die Verantwortung der Leitung der documenta gGmbH, das Geschehene aufzuarbeiten und auch Strukturen und Formate zu finden, die in der aktuellen documenta zu einer Verbesserung führen und in Zukunft eine Wiederholung verhindern. Für solche Formate sind wir bereits vor Eröffnung der documenta eingetreten und werden sie konstruktiv begleiten. Mir ist es seit Beginn ein Anliegen, mit verschiedenen Vertreterinnen und Vertretern und Expertinnen und Experten zum Thema Antisemitismus Gespräche zu führen, und ich danke dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden sowie der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main herzlich für die Möglichkeit zu diesem Dialog. Mir geht es dabei vor allem darum, zunächst zuzuhören und mehr über die Perspektive der Vertreter der jüdischen Gemeinde zu erfahren. Das Ziel muss sein, Strukturen zu schaffen, wie wir auch Kulturinstitutionen besser für Antisemitismus und seine Gefahren sensibilisieren können.“